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Dem Winter die Zähne zeigen


Autor: Günter Flegel

Kronach, Mittwoch, 08. Januar 2020

Auch in der kalten Jahreszeit gilt beim Sport die eiserne Regel: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur faule Ausreden. Und es muss auch nicht die dicke Luft im Fitnessstudio sein. Die kalte Brise draußen gibt einen Extra-Kick.
Trainingsleiterin Christel Beetz während des Total Body Workouts im Fitnessstudio Caerobics Kronach. Foto: Cindy Dötschel


Zugegeben: In diesen Tagen ist er besonders widerborstig, der innere Schweinehund, zumal er über die Festtage noch ein paar Kilo robuster geworden ist. Da ist es schon eine sportliche Herausforderung, sich mit dem Winterblues und der Sehnsucht nach der Couch in den Keller zu schleppen und die Sportschuhe in die Hand zu nehmen. Erstmal in die Hand ...

Wintersport: Das ist, wenn man es wörtlich nimmt, das Vergnügen auf zwei Brettern oder Kufen, sozusagen der gute Rutsch hinein ins Jahr, versüßt mit einem Jagertee und Topfenstrudel. Selbst in den Alpen hat der Klimawandel bereits zugeschlagen, und in vielen Skigebieten läuft es nur noch halbwegs rund, weil die Pisten aus Kanonen beschneit werden. Nicht jedermanns Sache.

Schnee von gestern

Klassischer Wintersport in Franken ist inzwischen auch oft Glückssache, weil die Skigebiete in Rhön und Fichtelgebirge oder einen Schneeballwurf weit im Thüringer Wald alles andere als schneesicher sind. Wenn sich die Gelegenheit bietet: Skilanglauf ist, weil Ganzkörpertraining, ein idealer Wintersport.

Die schwäbische Lauflegende

Wer Winter-Sport als Bewegung an frischer Luft definiert und zum sportlichen Zugewinn auch noch ein Plus an Sauerstoff anstrebt, der kommt nicht umhin, die Laufschuhe im Keller auch tatsächlich zu schnüren. Zwei Laufprofis geben Tipps für das Laufen, Joggen, Running im Winter (Infokasten).

Dieter Baumann wurde 1992 beim 5000-Meter-Endlauf der Olympischen Spiele in Barcelona zur Legende, als er in einem grandiosen Finish die hoch favorisierten Läufer aus Kenia, Äthiopien und Marokko alt aussehen ließ. Bis heute hält Baumann die Bestleistung über 5000 Meter als Läufer nicht-afrikanischer Abstammung. Die Zahnpasta-Affäre (Doping-Vorwürfe) war ein Tiefschlag für die "schwäbische Lokomotive". Heute geht er als Laufcoach und Kabarettist locker damit um.

Baumanns Bestmarke über die 5000 Meter sind 12:54,70 Minuten. Nicht viel langsamer ist Carsten Eich. Der Leipziger, der heute als Lauftrainer in Dittelbrunn bei Schweinfurt lebt, spulte die fünf Kilometer 1997 in Nürnberg in 13:27,90 Minuten ab. In die ewige Bestenliste trug er sich 1993 in Berlin ein, als er den Halbmarathon (21,1 Kilometer) in 1:00,24 Minuten schaffte - 21 Stundenkilometer!

Renn', du Schweinehund!

Die Fabelzeit, heute noch deutscher Rekord, wäre für die Weltbestzeit gut gewesen; aber just am Tag vorher war der Kenianer Moses Tanui in Mailand diese Strecke als erster Mensch unter einer Stunde gelaufen

Nun muss der Otto-Normal-Läufer nicht nach solchen Zeiten streben, die ja selbst auf dem Fahrrad eine sportliche Note haben. Aber eins kann man von den Top-Athleten lernen: Wie man konsequent und richtig trainiert und dem inneren Schweinehund auch im Winter Beine macht ...

Die Alternative, überaus beliebt, weil wetter-unabhängig, ist das Training im Fitnessstudio. Ein warmer Platz, man ist nicht allein, es gibt was zu trinken und fachkundige Betreuung durch einen Trainer: Das gefällt dem inneren Schweinehund.

Gruppendynamik motiviert

Das Kronacher Fitnessstudio Caerobics hat sich vor allem auf Kurse spezialisiert. "Die Leute müssen nur zu uns kommen. Durch die Gruppendynamik und den motivierenden Trainer ist ein effektives Training für Muskeln, Herz-Kreislauf und auch Entspannung garantiert", sagt Inhaberin Carolin Schmidt. Für alle, die sich motivieren lassen wollen, seien Kurse genau das Richtige.

Die Kronacherin ist stolz auf die Mitglieder ihres Fitnessstudios: "Sie haben erkannt, dass man nur Erfolg hat, wenn man regelmäßig und längerfristig trainiert." Auch für Kinder werden Kurse angeboten. "Während die Kinder trainieren, können die Eltern den Gerätezirkel und die Cardiogeräte nutzen oder selbst Kurse belegen", erklärt sie. Teilweise würden auch drei Generationen einer Familie, also Tochter, Mama und Oma, gemeinsam an einem Kurs teilnehmen.

Für alle, die neu einsteigen wollen, wird außerdem ein Programm speziell für den inneren Schweinehund, angeboten. "Das Programm läuft über drei Monate, anfangs bekommen die Teilnehmer zwei feste Termine pro Woche", erklärt Schmidt. Bereits nach einem Monat würden sich erste Erfolge zeigen. "Nach drei Monaten mit regelmäßigen Einheiten wollen der Körper und der Geist regelmäßig trainieren", weiß Schmidt.

Tipps für das Laufen im Winter

Ausrüstung Das A und O der Lauf-Ausstattung sind nicht nur im Winter gute Schuhe - im besten Fall zwei Paar, damit man durchwechseln kann. Im Winter besonders wichtig ist griffiges Profil. Skifahren geht anders.

Kleidung Der Handel bietet eine Fülle von High-End-Textilien an, für die man ein Vermögen ausgeben kann. Billiger fährt/läuft man, wenn man sich nach dem Zwiebel-Prinzip kleidet: je kälter desto mehr Schichten. Für diesen Zweck tut es auch der günstige Funktionsstoff.

Sicherheit Da selbst auf Feldwegen oft Fahrzeuge unterwegs sind, ist für den Läufer in den dunklen Monaten das Gesehen-Werden wichtig. Schon die Pannenweste aus dem Auto leistet gute Dienste, eine Stirnlampe ist in der Nacht ein Muss.

Aufwärmen Gemütlicher Dauerlauf gilt als ideales Aufwärmtraining. Wer den Schwerpunkt beim Training auf das Laufen an sich legt, tut gut daran, sich im Sommer und besonders im Winter vor dem Start ein wenig locker und warm zu machen. Kalte Gelenke, Sehnen und Muskeln sind anfällig. Dehnen wirkt vorbeugend.

Tempo Der Winter ist keine gute Jahreszeit, um Bestzeiten zu laufen. Das heißt nicht, dass Winter-Training nicht effektiv ist, im Gegenteil. Langsame, dafür längere Läufe sind ein Jungbrunnen für Herz und Kreislauf. Beim Training ohne rasenden Puls trainiert man optimal die Grundlagenausdauer; die ideale Grundlage, um dann im Frühling voll durchzustarten. Schnee Ein Lauf im Schnee ist auch ohne Langlaufskier ein Genuss. In der verschneiten Landschaft kommt man sich vor wie Amundsen auf dem Weg zum Südpol. Schnee hat guten Grip, die Rutschgefahr ist kleiner als man gemeinhin annimmt. Allerdings zählen zwei Schritte im Schnee so viel wie normalerweise einer - das Laufen ist anstrengender, aber umso effektiver. Kälte Richtig angezogen und vorgewärmt, gibt es eigentlich keine Temperatur, die den Läufer vom Laufen abhält. Bei zweistelligen Minusgraden freilich bewegt man sich im Grenzbereich. Vor allem die kalte Atem-Luft kann dann zu Problemen führen. Eis Das einzige Argument neben starkem Wind, dass als "Ausrede" für den Läufer wirklich zieht. Eisregen oder gefrorenes Tauwasser verwandeln selbst unbefestigte Wege in eine Eisbahn, und da ist dann selbst ein Lauf mit Spikes an den Schuhen Russisches Roulette. In diesem Fall lieber einen Ruhetag einlegen oder eine Runde im Schwimmbad. Gruppe Die wohl beste Motivation für das Wintertraining ist die Teilnahme an einem Lauftreff. Es gibt feste Termine, bekannte Strecken und nette Leute, die einen mitziehen. Los geht's!