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Defi-Netz für den Kreis Kronach


Autor: Lisa Kieslinger

LKR Kronach, Dienstag, 17. Mai 2016

Eine ehrenamtlichen Initiative setzt sich für ein flächendeckendes Defi-Netz ein. Doch das allein reicht nicht. Auch die Leute müssen geschult werden.
In der Sparkassen-Filiale in Weißenbrunn hängt bereits ein Defi.  Foto: Lisa Kieslinger


Beim Wiederbeleben eines Bewusstlosen hilft es, Songs im Kopf zu haben. Ja, richtig gehört. Bestimmte Lieder können dabei helfen, Leben zu retten. Bekanntestes Beispiel dafür ist der Refrain des Bee-Gees-Hit "Stayin' Alive". Aber auch "Dancing Queen" von Abba oder "Like A Prayer" von Madonna geben Ersthelfern den richtigen Takt vor. Diese Lieder haben 100 Schläge pro Minute. Wenn man also bei einer Herzdruckmassage im Rhythmus einen dieser Songs in den Brustkorb drückt, ist das die ideale Frequenz. Besonders Laien kann man dadurch Sicherheit für die Reanimation geben.


Schnell handeln

Der Kreisverband Kronach des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) hat mit Unterstützung des Kronacher Bürgermeisters Wolfgang Beiergrößlein (FW) und des Landrats Oswald Marr (SPD) eine Initiative ins Leben gerufen. Ganz nach dem Motto: Nicht nur Defi an der Wand, sondern Defi in der Hand.


Justyna Swol, die sich ehrenamtlich für die Initiative einsetzt, erlebte oft in ihrem Berufsalltag als Ärztin, wie wichtig eine frühzeitige Reanimation bei einem Kreislaufstillstand ist. "Die Zeit, in der das Gehirn mit Sauerstoff minderversorgt ist, sollte so gering wie möglich sein. Sonst kann ein Hirnschaden oder auch ein Dauerkoma die Folge sein", erklärt Justyna Swol.

Mit der ehrenamtlichen Initiative wollen die Beteiligten die Laien-Reanimation fördern. "Man darf Leuten, die sich nicht trauen zu reanimieren, keinen Vorwurf machen. Oft steht man unter Schock. Umso wichtiger ist es, zu schulen und durch Vorträge und Angebote Kenntnisse zu vermitteln", meint Swol. Aktionen in Schulen oder bei Blutspende-Veranstaltungen wären denkbar. Mit dem Programm müsse man individuell auf die Zielgruppe eingehen. Bei Schülern komme zum Beispiel die Reanimation auf Musik richtig gut an.

Auch für ein flächendeckendes, landkreisweites Netz von automatischen Defibrillatoren (AED), die ein wichtiger Bestandteil der Rettungskette sind, setzt sich die Initiative ein. Landrat Oswald Marr erklärte dazu in einer Pressemitteilung von März: "Gerade in unserem ländlichen Bereich und den relativ langen Anfahrtswegen der Rettungsdienste ist eine flächendeckende Ausstattung mit AED's äußerst wünschenswert." Die Defis sind so programmiert, dass sie von Laien auch ohne Vorkenntnisse bedient werden können. "Sie machen automatisch eine Rhythmusanalyse und sagen dann, wann ein elektrischer Schock ausgelöst werden soll", erklärt Justyna Swol.


Im Kreis entsteht ein Defi-Netz

Die Gemeinden Küps, Pressig, Steinbach am Wald, Steinwiesen, Stockheim, Weißenbrunn und Wallenfels haben beispielsweise für ihre Kommune AED's angeschafft. Teuschnitz bekomme sogar drei der kleinen Lebensretter. "Die Idee war, Defibrillatoren zu bestellen, die mit denen des BRK kompatibel sind, um zum Beispiel die gleichen Klebeelektroden zu benutzen und die Einweisung in die Geräte einheitlich zu halten." Für die Anschaffung der Defis sind die Gemeinden zuständig. "Die Defibrillatoren für das Rathaus oder im Crana Mare zählen grundsätzlich zu den freiwilligen Leistungen", meint Oliver Martin von der Stadt Kronach.

Nachdem sich die Stadt nach wie vor in der Phase der Haushaltskonsolidierung befinde, wäre für eine Finanzierung auch eine Spendenaktion denkbar. Trotz Investitionskosten wird die Wichtigkeit von Defis keinesfalls in Frage gestellt: "Die Installation von AED's an Stellen, wo sich viele Menschen aufhalten, ist gerade für die Kreisstadt mit ihrer Vielzahl von Veranstaltungen mit hohem Besucheraufkommen von großer Wichtigkeit", so Bürgermeister Beiergrößlein.

Nach der Anschaffung eines AED's müssen geeignete Standorte gefunden werden - was oft gar nicht so einfach ist. Sie sollten vor Vandalismus sowie dem Wetter geschützt und dennoch rund um die Uhr erreichbar sein. "Denkbar wären Banken, Bahnhöfe, Schulen oder auch die Festung Rosenberg", meint Swol. Die Gemeinde Weißenbrunn beispielsweise hat ihren AED in der Sparkasse angebracht. "Wichtig ist, dass die Defis nicht nur irgendwo herumhängen. Die Leute müssen sie im Notfall auch in die Hand nehmen."

In verschiedenen Schulungen wollen die Ehrenamtlichen in Zukunft Interessierten zeigen, wie ein Defi anzuwenden ist. Über Veranstaltungen will die ehrenamtliche Initiative über ihre Facebook-Seite "Landkreis Kronach reanimiert" informieren.

Auch eine App soll es geben, in der sich geschulte Retter registrieren lassen können. Das Ziel: Ein Netzwerk mobiler Retter, um Erste Hilfe vor Ort noch effizienter anbieten zu können.