David-Oratorium berührte
Autor: Heike Schülein
Ludwigsstadt, Montag, 13. Juli 2015
Mit seinem "David" gab der SMS-Chor des evangelisch-lutherischen Dekanats Kronach-Ludwigsstadt seine zweite Aufführung. Die tiefgründige Reise durch das Leben des alttestamentlichen Königs ließ niemanden kalt.
Als die letzten Töne des finalen Chors in der Michaeliskirche verhallen, herrscht andächtige Stille. Es dauert etwas, bis donnernder Applaus einsetzt. Das liegt aber keineswegs daran, dass das soeben Gehörte nicht zu fesseln verstand oder nicht beim Publikum ankam. Im Gegenteil: Man ist noch zu aufgewühlt, zu berührt und zu sehr in der Handlung, um sofort wieder im "Jetzt" ankommen zu können. Auch den Sängern und Sängerinnen scheint es nicht anders zu gehen. Sie brauchen einige Augenblicke, bis sie den Beifall genießen können - so intensiv war ihre Musik und so sehr gingen sie in dem tief beeindruckenden Werk auf. Zwei Stunden lang schien alles andere vergessen. Die Hektik und die Last des Alltags - Sie waren weit weg. Das so viel Hoffnung schenkende sakrale Werk erlebte am Sonntag in Ludwigsstadt eine großartige Aufführung. Beteiligt waren rund 40 Sängerinnen und Sänger sowie Musiker aus der thüringisch-fränkischen Rennsteigregion.
Innige Ergriffenheit
Über ein Jahr lang hatten diese unter Leitung von Dekanatskantor Sigurd Knopp geprobt. Doch all die Mühen zahlten sich aus: ein besonderes Klangerlebnis! In inniger Ergriffenheit ging das Publikum die Lebensreise mit und spürte den Segen, den David uns vor fast 3000 Jahren hinterlassen hat. Das Oratorium "David - Sänger, König und Poet" ist ein modernes geistliches Werk und stammt aus der Feder von Klaus Heizmann sowie Johannes Jourdan, der die Texte beisteuerte. Es entstand zwischen Herbst 2003 und Juni 2004 und lässt spätromantische Klänge mit israelischer Folklore und den Stilelementen der modernen Popularmusik verschmelzen. Das Musikprojekt stellt in einem zweistündigen spannenden Wechsel von Chor, Orchester und Solisten das ereignisreiche Leben und die unterschiedlichen Facetten der Person Davids dar, der nicht nur König, sondern auch Musiker und Psalmenschreiber war.
Das Werk ist bereits das fünfte Musikprojekt dieser Art in der thüringisch-fränkischen Rennsteigregion. Insgesamt hat das Oratorium eine sehr große Bandbreite, von nachdenklich bis fröhlich ist es sehr farbenreich. Heizmann hat zum Teil sehr einfache Lieder aus dem allgemein christlichen Liedgut und bekannte Melodien, die als Chorsätze neu arrangiert wurden, verwendet. Israelische Volkslieder kommen aber auch vor, genau wie ein Sprecherchor. Das Stück "Du bist der Mann" wird komplett gesprochen. Mitwirkende waren Thüringer und Franken verschiedener Generationen und Konfessionen. Neben Daniel Hoderlein (Schlagzeug), Christoph Methfessel (Klavier) und Sandra Schäfer-Küpferling (Querflöte) glänzten die Solisten Christiane Fiedler (Tettau), Ann-Christin Oelsner (Lichtentanne) sowie Stefan Heyder (Steinbach/Haide) Hartwig Doering (Leutenberg). Die Texte wurden von Stefan Lindig und Anette Spindler gesprochen.
"Du bist meine Stärke"
Ob die fühlbare Suche nach Gottes Nähe, die Selbstzweifel oder das mit der Inbrunst der Überzeugung angestimmte "Du bist meine Stärke" - ob laut, oder leise: Unter Knopps souveräner Leitung berührte der Chor mit seinem emotionalen und eindringlichen, klangsauberen Gesang. Diese Art zu singen, ging unter die Haut, und erklang in schöner Harmonie. Jeder Ton bis zum finalen Chor wurde dabei so gefühlvoll und innbrünstig interpretiert, dass es einem die Tränen in die Augen trieb. Wellen der Begeisterung und Gänsehaut strömten durchs Publikum, das sich ganz tief in die biblische Geschichte - von Davids Erwählung als König über Stationen wie dem Kampf mit Goliat bis hin zu seinem Tod - hineinziehen ließ. Die Töne schienen mit dem Gebäude eins zu werden. Und das lag sicherlich nicht nur an der hervorragenden Akustik. Die Freude und Begeisterung für diese herrliche Musik sprang sofort auf die Gäste über, von denen einige der Darbietung mit geschlossenen Augen verfolgten. Eine Atmo sphäre der Gemeinschaft und der Harmonie machte sich breit. Diese Musik ging unter die Haut. Auch in Ludwigsstadt kamen die Mitwirkenden nicht um eine Zugabe herum. Noch einmal stimmten sie "Der Herr ist mein Hirte" an. Dann dankte Pfarrer Albrecht Bischoff, der selbst im Chor mitgesungen hatte, allen Mitwirkenden. "Ihr habt mit dem Herzen gesungen. Die Aufführung spricht mir aus der Seele", lobte er. Dem können sich alle Besucher nur anschließen. Die letzten Klänge waren verklungen. Doch sie hüllten die Zuhörer auf dem Weg aus der Kirche immer noch in diesen besonderen Zauber. Die meisten wollten noch nicht nach Hause gehen, sondern verweilten noch gerne im geselligen Beisammensein vor der Kirche.
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