Druckartikel: Das zergeht auf der Zunge

Das zergeht auf der Zunge


Autor: Sabine Memmel

Lauenstein, Freitag, 16. August 2013

Schokolade geht immer - egal, ob es draußen heiß oder kalt ist. Wer zuschauen möchte, wie Pralinen hergestellt werden, oder seine eigene Kreation fertigen will, ist in der Confiserie Burg Lauenstein in der Fischbachsmühle genau richtig.
Schokolade, wohin das Auge reicht. Fotos: Sabine Herteux


Kaum ist die Türschwelle übertreten, steigt der Geruch sofort in die Nase. Erinnerungen werden wach. An die Kindheit, an Weihnachten, an Ostern und Geburtstage. Er ist vertraut, verführerisch, und für viele unwiderstehlich: Der süße Geruch von Schokolade. Wie ein Schleier liegt er über den Maschinen, mit denen die braune Flüssigkeit zusammen mit Marzipan, Nüssen und anderen Köstlichkeiten zu Pralinen-, Trüffel- und Schokoladenspezialitäten verarbeitet wird. "Ich rieche die Schokolade schon fast gar nicht mehr. Höchstens, wenn ich länger im Urlaub war", sagt Volker Garbarek. Er ist Produktionsleiter der Confiserie Burg Lauenstein in der historischen Fischbachsmühle in Lauenstein. Mitten im fränkisch-thüringischen Schiefergebirge. Hier können Schokoliebhaber dabei zusehen, wie die köstlichen Verführungen in Handarbeit entstehen.

Durch den Schokoladen-Schleier

Gerade laufen Marzipanhäppchen über das Fließband - eigens gefertigt aus Mittelmeermandeln. Schokoarbeiterin Katrin Pabstmann platziert das Marzipan in gleichmäßigen Abständen, hat ein genaues Auge darauf, dass die Stücke, die nur den geringsten Makel aufweisen, gar nicht erst weiter verarbeitet und mit der nach eigenem Rezept hergestellten Vollmilchschokolade überzogen werden. Am Schluss fehlen nur noch ein kurzer Schwenk im Zuckerbett und französische Walnüsse. Simone Pflüger drückt sie vorsichtig an die Praline, eine links, eine rechts. Fertig! Doch die Arbeit sieht leichter aus, als sie tatsächlich ist. Konzentration ist gefragt, Präzision und Fingerfertigkeit. Ein bisschen naschen ist da hin und wieder erlaubt: "Das geht gar nicht anders, wir haben es ja direkt vor der Nase", sagt Pflüger.

Besucher können das Geschehen zwar nur hinter einer Glasscheibe beobachten, müssen auf das Naschen aber keinesfalls verzichten. Im Gegenteil. Sie dürfen sogar ihre eigenen Trüffel verzieren. Mit weißer, temperierter Schokolade kann sich jeder in seiner Geschicklichkeit mit den Fingern üben. Hat ein Gast eine Frage an die Schokoarbeiter, muss er nur auf eine kleine Klingel drücken - und schon bekommt er direkt seine Antwort.

Die Marzipanröllchen sind mittlerweile fast fertig. 80 bis 90 Kartons schaffen die sechs Schokoarbeiterinnen diesmal. Das sind 9000 Pralinen. Zwei bis drei Sorten fertigen sie pro Tag. Kurz vor Weihnachten und Ostern bis zu sieben. Deshalb werden schon jetzt im August sechs zusätzliche Aushilfskräfte eingestellt. Bis März bleiben sie und helfen bei der Produktion von Weihnachtspralinen, Nikoläusen und Osterhasen. "Es gibt Firmen, die jetzt schon ihre Schokolade für Weihnachten bestellen", sagt Garbarek. Die Kunden sind überall auf der Welt. Fachhändler in München, Hamburg und Berlin genauso wie in Prag, Tokio und Dubai.

Raus aus der Hitze

Noch sind aber die Sommertrüffel an der Reihe. Waldmeister, Lemon, Zitrone, Kir Royal, Pina Colada - für jeden Geschmack ist etwas dabei. Die Sommerhitze macht den Pralinen übrigens überhaupt nichts aus - egal, wie heiß es draußen ist. Sie sind immer an einem trockenen und kühlen Ort aufbewahrt. Bei 14 bis 16 Grad. Wärmer darf es nicht sein. Auch nicht zuhause in den eigenen vier Wänden. "Pralinen niemals im Kühlschrank lagern, am besten im Keller", meint Garbarek. Im Kühlschrank sieht die Praline nämlich ganz schnell nicht mehr so aus, wie es sein sollte. Schuld sind die Zuckerflecken: "Der Zucker in der Praline löst sich und setzt sich auf der Praline ab. Man kann sie trotzdem essen, es sieht halt nicht mehr schön aus", erklärt Garbarek.

Denjenigen Besuchern, die nach dem Besuch der Manufaktur noch nicht genug haben, ist jedenfalls geholfen: Im Café können sämtliche Kreationen genossen und gekauft werden. Ein riesiger Schokobrunnen ist nicht nur etwas fürs Auge - sondern vor allem zum Probieren. Und übrigens lässt einen auch hier der besondere Geruch nicht im Stich, steigt wieder in die Nase und bleibt noch ein bisschen - selbst wenn man die Türschwelle wieder übertreten hat.

Kontakt Confiserie Burg Lauenstein in der historischen Fischbachsmühle in Lauenstein, Fischbachsmühle 1, 96337 Ludwigsstadt - Lauenstein; Tel.: 09263/ 945-0 oder 945-480; im Internet unter http://www.lauensteiner.de

Reisegruppen Service und Erlebnisprogramme für Reisegruppen: Tel. 09263/ 974543 oder per-Email info@handwerkundkultur.de

Öffnungszeiten Werksverkauf und Erlebniscafé: Montag bis Freitag, 9 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 16 Uhr, Sonn- und Feiertage 10.30 bis 17 Uhr; Gläserne Manufaktur: Montag bis Freitag 9 bis 15.30 Uhr. Abweichende Öffnungszeiten telefonisch anfragen.