Druckartikel: Das war ein "Fest für alle Sinne"

Das war ein "Fest für alle Sinne"


Autor: Heike Schülein

Kronach, Montag, 26. Oktober 2015

Am Sonntag feierte die Stadt des Vaters die Geburt Lucas Cranach des Jüngeren vor 500 Jahren. Nach zwei Themenführungen durch Stadt und Museum stand ein Festbankett in der Regimentsstube der Festung Rosenberg auf dem Programm.
Lucas Cranach alias Wolfgang Eckert-Hetzel (v. r.) und 2. Bürgermeisterin Angela Hofmann mundete das Mahl. Foto: Heike Schülein


"Wunderprächtig" sei der Abend gewesen, lobte kein Geringerer als Lucas Cranach - alias Wolfgang Eckert-Hetzel, von einem "Fest für alle Sinne" sprach Kronachs Zweite Bürgermeisterin Angela Hofmann. "Es hat einfach alles gepasst: Das Essen, die Musik und die Leute", strahlte eine erleichterte - wenngleich etwas "geschaffte" - Tina Vadász-Hain, Initiatorin des Festbanketts, das mit einem üppig gedeckten Renaissance-Tisch aufwartete.
Ein riesiger Erfolg - anders kann man die Festveranstaltung unter dem Motto "Lucas und die wohl erlaubte Wollust des Leibs" nicht bezeichnen. Der Arbeitskreis "Flores Artium" des Historischen Vereins Kronach e.V. initiierte in Zusammenarbeit mit der Tourismusschule Kronach und der Stadt Kronach ein viergängiges Festbankett.


Satt, zufrieden, ein Lächeln

Kulinarisch-kulturell wurde dabei die Frage geklärt, wie ging es zu, wenn man im 16.
Jahrhundert miteinander zu Tisch saß. In Anlehnung an die Esskultur zu Lebzeiten Cranachs - im Übergang von Mittelalter zur Renaissance - wurden dabei rund 20 historisch zubereitete Tafelfreuden serviert - wie beispielsweise Fischsuppe mit Knödeln von Forellen, Lämmerfleisch eingemacht in Limonien, gespickter Rinderrücken nach venezianischer Art und als Nachspeise Milchreis-Bällchen, überzogenes Konfekt und - als wohlschmeckende Überraschung - eine mit Marzipan ummantelte Lucas-Cranach-Schlange. Die rund 60 überwiegend gewandeten Gäste kehrten satt, zufrieden und mit einem Lächeln auf den Lippen nach rund vier Stunden "Schmausen - Trinken - Zuhören" wieder in die Jetzt-Zeit zurück. Die tolle Atmosphäre, das stimmige Ambiente, das wunderbare Essen und die herzliche Gastfreundschaft erhielten viel Lob. Anstoß für die Idee war das Lucas-Cranach-Jahr, in dem Kronach den 500. Geburtstag von Lucas Cranach dem Jüngeren mit einer vielfältigen Veranstaltungsreihe feiert.
"Es war alles total lecker", schwärmt das aus dem Landkreis Kronach stammende - nunmehr in Tambach beheimatete - Ehepaar Verena und Rudi Grebner. Beide hatten zuvor etwas "Bedenken" wegen der Fischsuppe mit ihrem doch etwas speziellen Geschmack und beide zeigten sich dann auch gleichermaßen überrascht, wie gut diese ihnen schmeckte. "Die Forellen waren ganz frisch. Sie wurden am Freitag erst geschlachtet, erzählt Tina Vadász-Hain, die aus sieben Forellen Bällchen für die Suppe formte. Beim Festbankett wurde sie von acht Köchen unterstützt. Die Zubereitung entnimmt sie Nachdrucken alter Kochbücher jener Zeit. Die Weißenbrunnerin ist eine Freundin des Ehepaars, das in standesgemäßen Gewändern zum Festbankett erschien. Diese wurden von Verena Grebner, sie sich sehr für die historische Szene interessiert, selbst genäht. "Wir waren damals beim ersten Stadtspektakel in Kronach, einfach um uns das mal anzuschauen", verrät sie. Die Faszination war bei ihr so groß, dass sie unter ihrem Künstlernahmen Varisha mittlerweile seit vielen Jahren als Tänzerin und Darstellerin insbesondere bei Historienfesten auftritt.
Ihr Favorit war das Lammfleisch und das Kohlgemüse. Ihrem Ehemann schmeckte am besten die mit Hühnerfleisch gefüllte Pastete, die Fischsuppe und ganz besonders das Weichselsalze als Abrundung. Bis auf die Zunge, an die er sich nicht so recht getraut hat, haben sie alles probiert. "Mitgebracht" hatten die beiden ein befreundetes Ehepaar aus Coburg, Malgorzata Raczak-Chiantone und Ingmar Bartel. Die beiden sind Eigentümer des Teppichhauses Bartel in Coburg. Sie hatten Varisha einmal für ein Event gebucht. Seitdem verbindet sie eine Freundschaft. Der Abend gefällt ihnen sehr gut - die Atmosphäre, die Stimmung und das hervorragende Essen.


Alles probiert

So sah es auch der Altmeister höchstpersönlich, der einen Ehrenplatz am Tische hatte: "Wunderprächtig, phänomenal, des Gutem fast zu viel", meinte "Lucas Cranach" überschwänglich und ergänzte: "So etwas werde ich wohl nicht mehr erleben." Selbstverständlich hat auch er alles probiert, wobei ihm alles ausgezeichnet mundete. Neben ihm saß Angela Hofmann, die sich ebenso begeistert zeigte: "Das ist unbeschreiblich. Ich hoffe, es bleibt kein einmaliges Erlebnis. Da hat wirklich alles gepasst - das Essen, der Wein, die Musik und die Geschichten, die Rosi Ross erzählt hat. Das war einfach ein ganz besonderer Festabend, ein Fest für alle Sinne", lobte sie. Auch sie hat alles probiert. Ihre Favoriten war das Fenchelgemüse, das Lammfleisch und die Soßen als "letzter Pfiff". Die beiden hatten eingangs die Gäste willkommen geheißen. "Kronach hat eine bedeutende Geschichte und ein großes historisches Erbe, das es zu bewahren gilt. Die Stadt steht in Zusammenhang mit der Familie des weltberühmten Maler-Unternehmers Lucas Cranach des Älteren", erklärte Hofmann - in Vertretung für den historischen Oberbürgermeister Wolfgang Beiergrößlein. Sehr freute sie sich, dass die "Stadt des Vaters" seinen Geburtstagsempfang ausrichte. Das kunstvoll arrangierte Renaissance-Festbankett biete dabei einen glanzvollen Höhepunkt im Cranachjahr. Dafür dankte sie Tina Vadász-Hain, Rosi Ross und der Tourismusschule. "Sich an der Kunst zu erfreuen, ist Wohlgenuss ohne Reue und auch heute werden wir einen genussvollen Abend erleben", zeigte sie sich sicher - und sie sollte recht behalten!
"Mir ist ein riesengroßer Stein vom Herzen gefallen. Ich freue mich, dass alles so gut geklappt hat", strahlte Tina Vadász-Hain und gab zu, schon etwas geschafft zu sein. Eine Fortsetzung werde es daher so bald erst einmal nicht geben. Sie dankte allen, die sie unterstützten - insbesondere ihren Köchen, der Tourismusschule, ihrem Arbeitskreis, Rosi Ross, Angela Hofmann sowie vor allem ihrer Familie, die alles mitgetragen habe - wie auch der Renaissance-Tanzgruppe "Ballare per la Gioia" aus Bamberg, die zwischen den Gängen Renaissance-Tänze vorführte.
Und auch Varisha bezauberte zu Dudelsackmusik von Joseph Stengel mit hinreißenden Tänzen. Durch den Abend führte Rosi Ross. Die Gästeführerin hatte auch vor der "kulinarischen Renaissance" die erste der beiden Themenführungen angeboten. Zunächst führte sie die vielen Teilnehmer durch die Obere Stadt zur Festung.