Das Wahlplakat gehört auch im Kreis Kronach zu einer Wahl dazu
Autor: Marco Meißner
Kronach, Mittwoch, 30. August 2017
Auch in Zeiten von Social Media plakatieren die Parteien an den Straßen. Gekleistert wird dabei jedoch kaum noch.
Thilo Moosmann zerrt eine Bundestagskandidatin an ihrem Schopf aus dem Kofferraum. Wenige Kilometer entfernt klemmt sich Jonas Geissler die Kanzlerin unter den Arm. Mit Draht und Kabelbinder werden die beiden Frauen an Masten "aufgeknüpft". Aber keine Angst, hier wird kein Staatsstreich eingeleitet. Die fleißigen Helfer bringen nur die Plakate für die Bundestagswahl an. Und dafür sind ihnen die beiden Frauen bestimmt dankbar.
Tätigkeitsnachweis
Auch in Zeiten von Facebook und WhatsApp ist das Wahlplakat keineswegs aus der Mode. In diesen Tagen sind im ganzen Landkreis Trupps unterwegs, die Bewerber und Slogans unter die Leute bringen. "Es gibt ja für alles und jedes Untersuchungen", erklärt Thilo Moosmann der gemeinsam mit Gerd Kastner für die SPD im Fischbachtal unterwegs ist. "Die sagen, dass die Plakate die Wahlentscheidung kaum beeinflussen. Aber sie sind schon ein Tätigkeitsnachweis für eine Partei." So zeige die örtliche SPD, dass die Partei mit Doris Aschenbrenner eine Kandidatin habe, zu der die Sozialdemokraten auch stehen. Und Moosmann ist überzeugt: "Dass eine Partei plakatiert und die andere überhaupt nicht - das würde nicht gehen."
Rund 20 Hohlkammer-Plakate haben die beiden Helfer heute dabei. Papierplakate, die auf Ständer gekleistert oder getackert werden, gibt es zwar auch noch, doch werden sie immer seltener.
"Die ersten Hohlkammer-Plakate waren aus Plastik. Inzwischen machen sie auch schon welche aus Pappe. Das ist umweltfreundlicher", sagt Jonas Geissler, der mit Markus Osterlein und Herbert Wachter für die CSU in Kronach aktiv ist. Mittlerweile sei die Anschaffung dieses moderneren Plakattyps nicht mehr viel teurer als die von Papierplakaten.
Die bedruckten Hohlkammer-Plakate anzubringen bedeutet weniger Aufwand und weniger Personaleinsatz. Einfach einen Kabelbinder durch die Löcher stecken, und im Nu hängt das Konterfei von CSU-Kandidat Hans Michelbach. "Früher war das Schlimme, dass man die alten Plakate erst von den Ständern abmachen musste", stellt Wachter fest. Besonders wenn sie festgetackert waren, sei das eine Sisyphosarbeit gewesen. "Wir als JU haben bereits 2014 mit Hohlkammer-Plakaten angefangen", fügt Oesterlein hinzu. "Das ist deutlich praktikabler, wenn auch etwas teurer."
Kampf um die besten Plätze
Bei der Auswahl der Standorte gehen die drei CSU-Helfer ganz gezielt vor. In Kronach gebe es schon einen gewissen Kampf um die besten Plätze. Dazu zählen sie unter anderem die blauen Hinweisschilder in der Kernstadt. "Wenn du da dran bist, hast du gewonnen", sagt Oesterlein. Trotz des Konkurrenzkampfes herrscht aber Fairness zwischen den Bewerbern. Auch in Fischbach ist das so, wo die Konkurrenz der beiden großen Volksparteien noch dünn gesät ist. "Und mit der CSU kommen wir klar", versichert Moosmann. Kastner ergänzt, dass es früher hin und wieder mal Reibereien gegeben habe. "Aber das war vor vielleicht 30 Jahren. Heute ist das kein Problem."
Auch Sachbeschädigungen gebe es kaum - anders als etwa zur Freischießenzeit in der Kreisstadt, so Moosmann.