Die Obstbäume hängen voll mit Früchten, heruntergefallene Äpfel sammeln sich am Boden. Da ist es verlockend, selbst etwas zu pflücken. Ist das auch erlaubt?
Schon im Alten Testament mussten Adam und Eva aus dem Paradies flüchten, weil sie eine Frucht, oft wird ein Apfel genannt, vom Baum der Erkenntnis stibitzt haben. Kann das Pflücken von Äpfeln zum Sündenfall werden?
Wer mit aufmerksamen Augen durch Kronach und seine Umgebung läuft, wird an Straßenrändern und auf Wiesen einige Obstbäume entdecken. Auch im Innenhof des Bürgerspitals steht ein Apfel-, ein Zwetschgen- und ein Birnenbaum. Viele Früchte sind schon heruntergefallen und faulen auf dem Boden vor sich hin. Aber das Obst, das noch am Baum hängt, sieht frisch aus - zum Anbeißen lecker.
Doch halt: Wer jetzt einfach seine Hand ausstreckt und einen Apfel vom Baum pflückt oder von der Wiese aufhebt, der macht sich damit - genau genommen - strafbar. Denn die Bäume gehören der Spitalstiftung. Grundsätzlich ist der Eigentümer eines Grundstücks auch der Eigentümer der Bäume, die auf dem Grundstück stehen. Das selbe gilt für Bäume an öffentlichen Orten: Steht ein Baum am Straßenrand, gehört er meist der Gemeinde oder dem Kreis.
Äpfel für den Eigengebrauch
Gleich aus dem Paradies wird niemand vertrieben werden, der von den Bäumen der Stadt ein paar Äpfel für den Eigengebrauch pflückt, beruhigt Ulrich Dautel, der Revierleiter für den Kronacher Forstbereich. Möchte jemand dagegen einen ganzen Baum ableeren, etwa weil aus den Äpfeln Saft gepresst werden soll, müsse derjenige bei der Stadt anfragen und gegebenenfalls einen Obolus dafür entrichten. "Wenn ich sehe, dass jemand mit fünf Eimern am Baum steht, dann bin ich schon so frei, mal nachzufragen", sagt Dautel.
Dass im Innenhof des Bürgerspitals so viel Obst an den Bäumen hängt, sei sonst selten vorgekommen. Schließlich war das Spital sonst immer bewohnt.
Auch etwas außerhalb Kronachs werden Apfelliebhaber fündig. Eine große Fläche mit Apfelbäumen gibt es auf einer Streuobstwiese bei Neuses. Die gehört ebenfalls der Stadt, berichtet Hauptamtsleiter Stefan Wicklein. Die Stadt versuche, den größten Teil des Obstes zu verwenden. "Wir wollen die Äpfel nicht verrotten lassen, sondern nutzen", sagt Wicklein. Um beim Pflücken sicher zu gehen, sollte aber vorher bei der Stadt nachgefragt werden.
Einmal im Jahr sammelt die Forstverwaltung die Äpfel ein und bringt sie zur Obstkelterei in Fischbach. "Der Saft wird dann im Laufe des Jahres aufgebraucht", erklärt Wicklein.