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Das Carl-Link-Haus ist ein sicherer Hafen


Autor: Carina Kuhnlein

Kronach, Freitag, 04. Oktober 2013

Am 10. Oktober ist "Tag der seelischen Gesundheit". Björn Herbach und Dirk Grün erzählen, wie sie mit ihren psychischen Problemen fertig wurden und warum sie so großen Spaß an ihrer jetzigen Tätigkeit im Carl-Link-Haus haben.
Dirk Grün gefällt seine Tätigkeit im Carl-Link-Haus.  Foto: Carina Kuhnlein


"Ich habe eine Ausbildung zum Bäcker gemacht, dann war ich in der Klinik und dann bin ich hierher gekommen", berichtet Björn Herbach. Mit "hierher" meint er das Carl-Link-Haus. "Hier" habe man viel mehr Möglichkeiten. "Ich werde im Lager eingesetzt, das taugt was", so drückt der 30-Jährige seine Begeisterung für den Job, den er dort macht, aus.

Für ihn wäre eine monotone, sitzende Arbeit nichts. Das Lager passt perfekt zu ihm: Teile auf die Lastwagen verladen, Eingangskontrollen - das ist seine Welt. "Jeder Beruf hat seine Vor- und Nachteile", hat Björn Herbach erkannt. Bäcker war auch schön, aber in den Werkstätten des Carl-Link-Hauses traut man ihm was zu und lässt ihn selbstständig agieren. "Mir ist wichtig, dass ich gut mit den Arbeitskollegen klar komme." Herbach möchte dort bleiben. Wieder raus in den allgemeinen Arbeitsmarkt, das ist für ihn undenkbar.

"Ich bin hier gut aufgehoben." Das Besondere am Carl-Link-Haus ist, dessen Träger das Diakonische Werk Coburg ist, dass auch private Probleme ernst genommen werden und ein offenes Ohr finden.

Ähnlich geht es Dirk Grün. Auch er arbeitet in den Werkstätten. Nach der Hauptschule und einem berufsvorbereitendem Jahr hat auch er Bäcker gelernt, doch "das war die Hölle" für den 23-Jährigen. Stressbedingt hat sich bei ihm eine Krankheit ausgebildet: Er bekam eine Gesichtslähmung. Nun arbeitet er seit 2012 in den Werkstätten. Er fühlt sich dort wohl, hat einen für ihn stimmigen Weg gefunden. Das Schlimme an der Arbeitssituation auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sei: "Man muss früh zu 100 Prozent anfangen und mit 100 Prozent durchhalten". Im Carl-Link-Haus sei das ganz anders. Im großen freundlichen Speisesaal ist eine Sofaecke, wo sich die Arbeiter auch mal hinlegen können, wenn es nicht mehr geht. "Genau das braucht man manchmal", sagt Grün. Der junge Mann möchte dort bleiben: "Ein ausgelagerter Arbeitsplatz ist das höchste der Gefühle."

Angst vor der Zukunft

"Viele Menschen die hier sind, haben Angst vor der Zukunft", sagt Andreas Eimecke, Diplom-Sozialpädagoge. Die Beschäftigung in den Werkstätten beugt einem Klinikaufenthalt vor. Zwang gibt es nicht. Alle Menschen, die dort arbeiten, sind freiwillig dort. "Unser übergeordnetes Ziel ist es, dass die Leute wieder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten können", wünscht er sich. Das Carl-Link-Haus ist eine Einrichtung zur "Teilhabe am Arbeitsleben für psychisch kranke/behinderte Menschen - und das tun die Menschen in den Werkstätten: arbeiten, so gut wie sie es können. Dabei sollen sie die Leistungs- und Erwerbsfähigkeit weiter entwickeln oder wiedergewinnen - und dabei die Persönlichkeit weiter entwickeln. Ein Rundgang durch die Werkstätten zeigt das Prinzip: Im so genannten "Berufsbildungsbereich" soll herausgefunden werden, welche Fähigkeiten die Personen haben und wozu sie eingesetzt werden können bzw. was man noch ausbauen kann. Denn viele haben schon Berufserfahrung gesammelt, dieses Wissen können sie einsetzen. Das Ziel ist es, die Leute zum Arbeiten zu befähigen, sie fit zu machen.

Die beiden Gruppenleiter Werner Böhm und Stefan Hentschel sind Fachkräfte für Arbeits- und Berufsförderung. Unter ihren wachsamen Augen werden Teile für die Automobilindustrie gefertigt. Dabei stellen sich die Arbeiter sehr geschickt an. "Der Jüngste hier ist 20 Jahre, der Älteste 61", erklärt Eimecke, "wir arbeiten mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen." Dabei steht im Mittelpunkt, dass den Menschen viel erklärt werde, so dass sie verstünden warum und weshalb.

"Der Unterschied zwischen der Industrie und den anerkannten Werkstätten im Carl-Link-Haus ist, dass versucht wird, den Vorrichtungsbau und die Maschinen an den Menschen anzupassen, und nicht umgekehrt", bringt es Diplom-Sozialpädagoge Andreas Eimecke auf den Punkt. Zudem werden begleitende Angebote gemacht, wie gemeinsam Tischtennisspielen, Ausflüge machen oder ein Aquarium betreuen.