Daniel Zwosta ringt mit seinem Körper
Autor: Heike Schülein
Neukenroth, Dienstag, 27. November 2012
Die Stockheimer Interessengemeinschaft gestaltet zum zweiten Mal einen Adventskalender in Form von beleuchteten Fenstern. Heuer kommen die Erlöse dem kranken Daniel Zwosta (24) aus Neukenroth zugute.
"Wenn ich das Bild sehe, kommen mir gleich die Tränen", sagt Manfred Zwosta, während er ein altes Foto in der Hand hält. Es zeigt seinen Sohn - einen spitzbübischen, dunkelhaarigen Jungen mit Zahnlücke, der in die Kamera strahlt. Das Kind sitzt auf einem Krankenhausbett, eine große Narbe verläuft über seinen Bauch. Das Bild ist 17 Jahre alt. Damals war Daniel Zwosta sieben Jahre und hatte gerade eine Lebertransplantation im Klinikum Hannover hinter sich. Acht Wochen musste er in der Klinik bleiben.
"Ich kann mich noch genau erinnern. Mein Sohn stand zwei Jahre lang auf der Warteliste für eine Lebertransplantation. Als man eine Spenderleber gefunden hatte, musste alles sehr schnell gehen. Und ich höre noch, wie unser Sohn damals sagte: ,Macht Euch keine Sorgen. Wir schaffen das schon‘", erzählt Manfred Zwosta, der voller Bewunderung über Daniel spricht. "Er ist eine Kämpfernatur", bestätigt er. Jetzt, 17 Jahre später, ist Daniel wieder im Krankenhaus. Und erneut erhielt er eine Transplantation - dieses Mal eine Niere seiner Mutter Isolde Zwosta. "Ich hätte ihm auch meine Niere gespendet, aber ich bin leicht zuckerkrank. Deshalb ging das nicht", bedauert Manfred Zwosta.
Operation überstanden
Die Transplantation liegt etwa eine Woche zurück. Sie ist gut verlaufen. "Meine Frau und unser Sohn sind noch im Krankenhaus. Sie haben beide noch Schmerzen. Aber sie sind zuversichtlich und freuen sich, dass die Transplantation erfolgreich war", erzählt Manfred Zwosta. Seine Frau könne wohl schon relativ bald entlassen werden. Bei seinem Sohn werde sich das Ganze etwas hinauszögern - auf Grund weiterer Kontrolluntersuchungen und weil sich der Körper natürlich erst an das neue Organ gewöhnen müsse.
Die Leidensgeschichte von Daniel Zwosta begann früh. "Sieben Wochen nach seiner Geburt bekam er starke Gelbsucht. Wir mussten deshalb mit ihm in das Klinikum Erlangen. Die Diagnose lautete Gallengangs-Hypoplasie in der Leber. Hypoplasie ist das Fachwort für die Unterentwicklung eines Organs oder Gewebes. Es bedeutet, dass die Gallengänge verkleinert sind", erklärt Manfred Zwosta. Nach einem schweren Sturz im Alter von fünf Jahren erlitt Daniel ein Schädelhirn-Traum. Es folgten eine Operation zur Blutungsstillung in Bayreuth und eine Therapie mit Marcumar (gerinnungshemmendes Medikament).
Blutung aus einer Krampfader
Rund zwei Jahre lang machte eine Varizenblutung (Blutung aus einer Krampfader) an der Speiseröhre mehrere Blutübertragungen notwendig. Der Junge wurde schließlich nach Hannover überwiesen und auf die Warteliste für eine Lebertransplantation gesetzt. Nach der Transplantation waren ständige Kontrollen in Hannover notwendig. Durch Immuntherapeutika ausgelöste epileptische Anfälle wurden mit Antiepileptika behandelt.
"Die Therapie wurde ab seinem 18. Lebensjahr in Erlangen fortgesetzt. Leider verschlechterten sich seine Nierenwerte durch eine vermehrte Eiweißproduktion - als Nebenwirkung der Medikamente", so Manfred Zwosta. Seit circa drei Jahren wird sein Sohn deshalb durch das Nierenzentrum in Kronach versorgt. Leider verschlechterten sich die Nierenwerte jedoch weiter kontinuierlich. Daher folgten Dialyse-Behandlungen, bevor nun die Nieren-Transplantation stattfand.
Einstieg in einen Beruf fällt schwer
"Seit seinem Schulabgang hat Daniel leider nur Praktikumsstellen bekommen - bei karitativen Einrichtungen oder kleinen Firmen", bedauert Manfred Zwosta. Wegen der Krankheit sei der junge Mann von keinem Arbeitgeber übernommen worden. Deshalb erhalte er auch keinerlei Unterstützung. Über den VdK sei ein Antrag auf Erwerbsminderung gestellt worden, der jedoch abgelehnt worden sei. Widerspruch sei eingelegt worden.
Daniel bekommt weder Arbeitslosengeld noch Kindergeld oder Hartz IV. Selbst seine Krankenversicherungsbeiträge müssen seine Eltern für ihn bezahlen, wie der Vater berichtet. "Das ist schon eine Traurigkeit, wenn man unser System betrachtet", meint Manfred Zwosta. Er ist aber auch sehr dankbar für die Unterstützung, die seine Familie erhält. "Die behandelnden Ärzte und auch im Nierenzentrum setzt man sich sehr für Daniel ein. Man ist immer für ihn und uns da - ebenso wie beim VdK." Der VdK-Ortsverband Stockheim-Neukenroth hilft Daniel auch mit einer Spende. Ortsvorsitzende Johanna Sonnenschein appelliert an alle Vereine, den jungen Mann mit zu unterstützen.
Weitere Unterstützung
Der FC Stockheim hat sich spontan dazu bereit erklärt, im Juli 2013 ein Benefizspiel zugunsten Daniels zu veranstalten. Auch Fugmann-Media will den Erlös einer Tombola stiften.
Die Interessengemeinschaft Stockheimer Geschäftsleute greift nun auch ein. Ihr Sprecher Rainer Engelhardt betont: "Es ist uns wichtig, mit dem Geld in der Region zu helfen, denn auch im Landkreis - sozusagen vor der Haustür - gibt es große Not."