Damit die Kälte kommen kann: FC Stockheim baut einen Kunstrasenplatz
Autor: Marian Hamacher
Stockheim, Dienstag, 29. Oktober 2019
Wird es Winter, stehen die Fußballvereine im Kreis Kronach vor einem großen Problem: Ihren Rasenplatz können sie nicht nutzen, einen Kunstrasenplatz gibt es nicht. Noch nicht. Schon im kommenden Jahr soll sich das ändern - und Stockheim zur zentralen Anlaufstelle werden.
Fußball ist unberechenbar? Mitnichten. Auf manches können sich Zuschauer und Spieler einfach verlassen. Beispiel 1: Schöpfen FCN-Anhänger nur kurz Hoffnung, ruft ihnen der Club bereits in Erinnerung, dass er doch "a Depp" ist. Beispiel 2: Kassiert Manuel Neuer ein Gegentor, schnellt auch schon sein Reklamierarm in die Höhe. Beispiel 3: Wird es Winter, verlassen die hiesigen Fußballvereine den Landkreis.
Denn ist der vereinseigene Rasenplatz witterungsbedingt nicht bespielbar, wird es schwer, einen passenden Untergrund für Testspiele oder Trainingseinheiten zu finden. "Kronach ist in Oberfranken der wohl einzige Landkreis ohne einen Kunstrasenplatz", weiß René Schubart vom 1. FC Stockheim (FCS). "In den Wintermonaten gibt es hier daher keine adäquate Spielfläche, weshalb so gut wie alle Vereine auf Kunstrasenplätze außerhalb des Landkreises ausweichen."
Ein Platz für alle
Doch das soll in diesem Jahr zum letzten Mal nötig sein. Beispiel 3 möchte der Kreisligist nämlich nicht länger als unveränderbare Gesetzmäßigkeit hinnehmen. Und baut daher seinen bisher von der zweiten Mannschaft und den Jugendteams genutzten Rasenplatz auf dem Maxschacht in den ersten Kunstrasenplatz im Kreis Kronach um. Allerdings nicht nur für sich. "Weil wir von der EU gefördert werden, ist gewährleistet, dass ihn jeder Verein, jede Schule und jede soziale Einrichtung buchen darf", erklärt der 35-Jährige.
Verläuft alles nach Plan, werden schon im kommenden Sommer die ersten Spieler über das 92 Meter lange und 64 Meter breite künstliche Grün rennen. "Letzten Samstag kam der finale Förderbescheid", sagt Schubart. "Das heißt, jetzt können wir richtig loslegen." Was freilich nicht bedeutet, dass der Verein bislang untätig war. Knapp zwei Jahre ist es her, dass der 1. FC Stockheim erstmals mit dem Gedanken spielte, einen Kunstrasenplatz zu bauen. Vor rund vier Monaten schickten die FCS-Planer um Schubart und Daniel Weißerth dann den ersten Antrag auf Fördergelder auf den digitalen Postweg.
900 000 Euro wird das Projekt kosten. Eine Summe, die für den Verein alleine nicht zu stemmen wäre. Durch die Fördergelder des Leader-Programms der EU (siehe Infokasten) sowie des Landkreises und der Gemeinde Stockheim reduziert sich der für den FCS zu leistende Betrag merklich. Im Idealfall peilen die Verantwortlichen eine Restsumme 250 000 Euro an. Der Verein hätte den Platz sogar 40 000 Euro günstiger haben können - dafür in Sachen Umweltschutz allerdings einige Abstriche machen müssen. "Damit der Ball auf einem Kunstrasenplatz ein ähnliches Roll- und Springverhalten wie auf einem Rasenplatz zeigt, müssen Granulate auf dem Boden verteilt werden", erklärt Weißerth.
Das dafür bislang üblicherweise verwendete Gummigranulat ist allerdings hoch umstritten. Die EU-Kommission plant sie sogar zu verbieten, um die Umwelt nicht mit Mikroplastik zu belasten. In Stockheim wird daher statt Gummi ein deutlich teureres Granulat aus Kork verteilt werden. "Auch, weil wir in Sachen Umweltschutz positiv vorangehen möchten", betont Schubart.
Das Granulat zu verteilen, wird allerdings einer der letzten Arbeitsschritte sein. Die ersten sind hingegen schon sichtbar. Wie Grabsteine wirken die grauen Betonklötze, die gleich neben dem Platz