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Damit das Wasser schneller fließt


Autor: Marian Hamacher

Kronach, Mittwoch, 03. Februar 2016

Ablagerungen hindert die Haßlach in Höhe der Kronacher Südbrücke eine schnelle Strömung - was gefährlich werden kann.
Bis zum Herbst muss die Haßlach noch warten, ehe sie wieder ausreichend Platz hat, um auch unter dem rechten Brückenpfeiler durchzufließen. Die Grundlage, um mit einem Bagger die Ablagerungen abzutragen, wurde bereits vergangene Woche gelegt. Foto: Marian Hamacher


Die Zeit zweistelliger Minusgrade ist vorbei - vorerst zumindest. Zurücksehnen dürfte sie außer den Betreibern von Skiliften wohl kaum jemand. Erwin Wachter bildet hingegen ebenfalls eine Ausnahme. Der Leiter der Kronacher Flussmeisterstelle hätte nichts dagegen, wenn die frostigen Temperaturen weiter anhalten würden. "Bei gefrorenem und dadurch hartem Boden fällt das Arbeiten leichter und wir verursachen weniger Schäden am Untergrund", sagt er und zeigt mit dem Finger auf das gegenüberliegende Ufer der Haßlach. "Wenn wir da bei dem vielen Matsch mit unseren schweren Fahrzeugen drüber fahren, müssen wir hinterher wieder neuen Rasen aussähen."

Abzutransportieren hatten seine Mitarbeiter vergangene Woche einiges: Fünf Weiden und einige Haselsträucher fielen den Kettensägen auf dem Uferstück an der Brücke in der Nähe des Südkreisels zum Opfer.

Denn für das Wasserwirtschaftsamt Kronach ist Wachters Team nicht nur für so genannte Gehölzpflegemaßnahmen, sondern unter anderem auch dafür verantwortlich, Ablagerungen an den Uferflächen zu entfernen. Das Ziel: dem Wasser wieder mehr Platz zum Abfließen geben. Je schneller es vorbeiziehe, desto schwieriger werde es ihm gemacht, als Hochwasser Probleme zu bereiten. Doch um mit Baggern überhaupt die mit den Jahren angespülte Mischung aus Kies und Erde abtragen zu können, sei es notwendig, dass die im Weg stehenden Bäume weichen, erklärt Wachter. "Baufeldfreimachung für eine bedarfsgerechte Gewässerbetträumung", heißt der Vorgang auf umständlichem Bürokratendeutsch.

Ähnliche Arbeiten seien in Kronach in den vergangenen Monaten bereits an mehreren Stellen durchgeführt worden. Etwa beim Sportplatz oder dem Gelände der Landesgartenschau. Auch in Coburg sind laut Wachter noch "Gehölzpflegemaßnahmen" geplant. "Das Baufeld freizuräumen, hat derzeit oberste Priorität", sagt der Hauptflussmeister. Denn der Zeitraum, in dem Bäume gefällt werden dürfen, ist eng bemessen. Zwischen Oktober und Ende Februar müssen alle entsprechenden Arbeiten erledigt sein. "Wenn die Brutzeit der Vögel beginnt, darf ich nichts mehr wegmachen, da es der Naturschutz nicht zulässt", erklärt Wachter. Lediglich Arbeiten, die dazu dienen, den Straßenverkehr zu sichern, dürften in dieser Zeit durchgeführt werden.

Ehe mit "schwerem Gerät" den Ablagerungen auf den "Leib" gerückt wird, dürfte aber vermutlich noch viel Wasser die Haßlach hinab fließen. Erst für den Herbst sind entsprechende Maßnahmen geplant. Unter anderem, weil Laichzeiten der Fische beachtet werden müssen. "Wir ziehen die Segmente dann ab, so dass auch auf der rechten Seite der Brücke wieder ein Durchlass entsteht", sagt Wachter. "Da wollen wir wieder eine anständige Vorflut reinbringen."


Billiges Auffüllmaterial

Auf die durch die Weiden entstandene Naturlandschaft muss wohl nicht lange verzichtet werden. "Ich bin mir sicher, dass hier schnell wieder neue wachsen", erklärt Vorarbeiter Wolfgang Böhnlein einer Anwohnerin, die den Anblick der Bäume vermisst. "Kies ist ein guter Nährboden. Da geht das ganz fix." In welchem Abstand die Bäume den Baggern weichen müssen, wagt Erwin Wachter nicht einzuschätzen. Denn über den Zeitpunkt der Räumung entscheide das so genannte Gleitufer. "An dem landet alles an", sagt er. "Das kann mal kürzer und mal länger dauern."

200 bis 250 Kubikmeter der Kies-Erde-Mischung dürften im Herbst vom Gleitufer abgetragen werden, schätzt Wachter. Außerhalb von Wasserschutz- und Überschwemmungsgebieten könne sie bei entsprechender Eignung als Unterbau für Waldwege genutzt werden. "Die ist bei Waldbauern sehr gefragt", erklärt der Hauptflussmeister. Ungeeignetes Räumgut müsse dagegen auf eine Erddeponie gebracht werden.