Druckartikel: CSU und SPD konkurrieren um Heunischenburg bei Gehülz

CSU und SPD konkurrieren um Heunischenburg bei Gehülz


Autor: Hendrik Steffens

Kronach, Donnerstag, 06. November 2014

Wie könnte die Heunischenburg bei Gehülz besser vermarktet werden? Die SPD hat eine Idee, die CSU auch. Beide Ratsfraktionen bitten die Stadt per Antrag um Prüfung ihrer Modelle. Und werfen einander Ideenklau vor.
Ein Besucherpaar durchgeht den Zugang zum Innenhof der Heunischenburg. Viel mehr als die Rückseiten zweier Gemäuer wird das Paar nicht entdecken. CSU und SPD im Kronacher Stadtrat wollen, dass die vorchristliche Festung für Touristen attraktiver wird.  Foto: Hendrik Steffens


Die Frage nach der optimalen Vermarktung der Heunischenburg ist eine alte. Politik und Stadtverwaltung befassen sich damit seit Jahren. Die SPD-Fraktion hat einen neuen Vorschlag: eine Kooperation mit der Uni Erlangen. Fraktionschef Sven Schuster bittet in einem Antrag die Stadt, die Umsetzbarkeit zu prüfen. CSU-Fraktionsvorsitz Jonas Geissler findet, der Antrag greift zu kurz - und legt einen eigenen vor.

Ende vergangener Woche gab SPD-Fraktionschef Sven Schuster seinen Antrag an die Stadt: Seine Partei habe Kontakt zur Uni Erlangen, genauer zum Institut für Ur- und Frühgeschichte, schrieb er. Die Forscher könnten die Ruine geschichtlich erschließen und Informationsmaterial erstellen. Außerdem das Marketing der Heunischenburg verbessern.

"Als SPD erwarten wir, dass geprüft wird, ob eine Kooperation in Frage kommt und wie diese gestaltet werden kann", sagte Schuster.

Die Heunischenburg - mutmaßlich älteste Steinburg Europas nördlich der Alpen - habe ungenutztes Potenzial.

Was die Universität leisten kann

Mit dem Antrag wolle man einen neuen Impuls "für die touristische Belebung der Heunischenburg" setzen. Schuster hofft, dass die Stadtverwaltung die Kooperation mit der Uni Erlangen rasch prüfen wird. Kerstin Löw, Betriebsleiterin des Tourismus- und Veranstaltungsbetriebs der Stadt Kronach, sagte zu. Die Kooperation sei "auf jeden Fall denkbar."

Als Partnerin für die Kooperation nannte Schuster Julia Blumenröther, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte der Erlangener Uni. Blumenröther schwebt eine Lehrveranstaltung zum Thema Heunischenburg vor, wie sie sagte, in der Literatur und Grabungsdokumentationen zur Heunischenburg aufgearbeitet werden. Anschließend könne ein Konzept für die Beschilderung des Areals mit Informationstafeln erarbeitet werden.

Die Expertin hat schon Ideen für die Tafeln: eine Einführung in die Urnenfelderzeit (Entstehungsepoche der Heunischenburg) in Süddeutschland, Vergleiche mit urnenfelderzeitlichen Fundstellen im übrigen Süddeutschland sowie QR-Codes auf den Tafeln, die auf eine Webseite mit weiteren Informationen verweisen.
Zusätzlich sei eine Ausstellung zur Burg und ihrer Epoche denkbar, "um den Besucher noch weiter in das Thema einzuführen", so Blumenröther.

Besseres Marketing

Um mehr Touristen anzulocken, stellt sich Blumenröther Führungen und eine Erweiterung des Rundwegs um die Burganlage vor. Außerdem könnten Flyer und ein Begleitheft entworfen werden.

An Ideen mangelt es der Forscherin nicht nicht. Auch Erfahrung ist von Seiten der Universität vorhanden: "Unser Institut konzipiert regelmäßig Ausstellungen und Archäologische Parks und Wanderpfade und ist mit praktischer Arbeit sehr vertraut", wie Blumenröther meinte.Noch ist alles Theorie. Aber Kerstin Löw von der Stadt Kronach sagte, man wolle das Anliegen der SPD-Fraktion bis zur nächsten Sitzung des Tourismus-Ausschusses Anfang Dezember prüfen und dann mit den Fraktionen diskutieren. Sie schätze "externes Expertenwissen als Quell neuer Ideen", sagte Löw.

Die Bemühung um eine bessere Vermarktung der Burgruine ist aber nicht neu. Seit einiger Zeit werden Kinderführungen zum Thema "Bronzezeit erleben" angeboten. Und für die kommende Saison - ab April 2015 - sei eine neue "Erlebnispädagogische Erschließung" geplant, sagte Löw.

Probleme bereitet die ungünstige Anbindung der alten Festung. Von der Hauptstraße aus führt ein unbefestigter Pfad, der in Privatbesitz ist, zur Heunischenburg. Und es mangelt an Parkplätzen. Wanderungen - etwa ab der Festung Rosenberg - seien das sinnigste Konzept zur Erschließung, so Löw.

Wenige Tage nach dem Antrag der SPD setzte CSU-Fraktionschef Jonas Geissler einen eigenen Antrag auf. Er würdigte den Vorschlag der Konkurrenz zwar, meinte aber, der "greift zu kurz." Geißler wünscht sich nicht nur, dass das Gelände touristisch besser genutzt wird. Die Heunischenburg "müsste archäologisch besser erforscht werden".

Mehrere Kooperationen

Im Namen seiner Fraktion beauftragte Geissler jetzt die Stadtverwaltung, eine Kooperation mit mehreren wissenschaftlichen Instituten zu prüfen: etwa mit dem Archäologie-Museum Oberfranken, das als Teil der Archäologischen Staatssammlung München "über weit reichende Kontakte verfügt". Alternativ sei eine direkte Kooperation mit der Archäologischen Staatssammlung denkbar. Weiterhin schlug er eine Kooperation mit der Professur für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Bamberg, dem Lehrstuhl für Fränkische und Bayerische Landesgeschichte und/oder dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Erlangen, dem Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte der Universität Regensburg und dem Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie in Würzburg vor.

Beide Fraktionen wollen die alte Festung besser erforschen und für Besucher attraktiver machen. Und beide meinen, den Anstoß dazu gegeben zu haben. "Wir freuen uns, wenn die SPD einen CSU-Vorschlag aufgreift", sagte Geissler. Schon im Wahlprogramm der vergangenen Kommunalwahlen habe seine Partei die Aufwertung der Heunischenburg zum Programm gemacht. Schuster konterte, sein Fraktionskollege Hans Simon habe schon vor Jahren nach besserer Erschließung der Burg gerufen.

Wohl am längsten, nämlich seit Ende der 1980er Jahre setzt sich der Heimatpflege-Verein Gehülz/Seelach/Ziegelerden dafür ein, die vorchristliche Wehranlage im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern. Der Vereinsvorsitzende, Bernd Graf, freut sich, "dass die Politik die Wertigkeit der Anlage erkannt hat." Kosten und Nutzen eventueller Kooperationen müssten nun abgewägt werden.