Druckartikel: Cranach und seine Frauen

Cranach und seine Frauen


Autor: Carina Kuhnlein

Kronach, Dienstag, 10. März 2015

Die Fränkische Galerie als Museum in der Festung Rosenberg in Kronach beherbergt als Zweigstelle des Bayerischen Nationalmuseums regionale Kunstschätze.


Sie hängen sogar im Louvre, die Bilder des Künstlers Lucas Cranach. Das macht die Kronacher stolz. Doch, würde man seine Gemälde auch erkennen? Gibt es so etwas wie gewisse Merkmale die einen Cranach verraten?
Um diese Frage zu beantworten, muss man wissen, dass er neben seinen bekannten Heiligendarstellungen auch eine Affinität zur antiken Mythologie hatte und Szene daraus abbildete. "Cranach hatte gegenüber anderen Künstlern den Vorteil, dass er lateinische Texte selbst lesen und verstehen konnte", erklärt Museologe Alexander Süß.

Der Künstler war ein Allround-Talent. Das Malen ist nur eine Facette. Neben seiner Apotheke hatte er noch viele andere Aufgaben, unter anderem im öffentlichen Leben. "Man fragt sich, wie er bei den vielen Posten noch Zeit zum Malen gehabt hat." Und der Vorteil Originaltexte zu verstehen, machte sich in seine Werken bemerkbar.
Cranach malte unter Anderem antike Figuren. Doch wie er sie malte, ist ausschlaggebend.

"Ein Gemälde zeigt eine Szene mit der Göttin Diana beziehungsweise Artemis, der Göttin der Jagd. Sie badet mit ihren Nymphen und wird dabei von einem Jäger überrascht. Diana als sehr jähzornig und keusche Göttin bespritzt den Jäger mit Wasser und verwandelt ihn damit in einen Hirsch, der dann von seinen eigenen Hunden zerfleischt wird."

Zarte Haut und kleine Brüste

Cranachs Frauenbilder sind immer recht ähnlich: "Er scheint einfach einen bestimmten Typ Frau gemocht zu haben", spekuliert Alexander Süß. Auf den Bildern sind sie oft sehr gleich dargestellt: lange Figuren, zierlich, sehr jung, kleine Brüste, breitere Hüften. Cranach hat gerne Akte gemalt und für die damalige Zeit sehr freizügige noch dazu.

Die Gesichter der jungen Damen waren oft mit leichten Schlitzaugen dargestellt, zarter Haut und nach unten spitz zulaufende Gesichtern. Zudem trugen sie auffällige Halsbänder, immer derselben Art, eng am Hals anliegend und manchmal auch wertvolle goldene "Holzspan-Ketten".

Vor allem für den fleischfarbenen Hautton hat man ihn als Künstler damals sehr bewundert. Seine Damen haben einen gewissen Schwung in der Körperhaltung, oft ein Stand- und ein Spielbein. Wenn sie Kleidung trugen, waren die Stoffe edel und farbintensiv.

Das Besondere an seinen Akten ist jedoch, dass Cranach gerne in die Trickkiste greift wenn er die eigentlich nackten Frauen mit minimalistischen durchsichtigen Schleiern bedeckt und mit modischen Accessoires im Geschmack der Zeit "bekleidet".

Aber nicht nur antike Göttinnen sondern auch Portraits waren seine Leidenschaft: Und auch hier lassen sich deutliche immer wiederkehrende Muster in den Bildern erkennen, die auf Cranachs Handschrift hinweisen. "Er verwendet immer Landschaftsbilder im Hintergrund, oft mit Burgen oder Schlössern auf Felsen", so der Experte.

Auffallend sind die Blätter der Bäume - und Bäume gibt es auf seinen Bildern viele, er ist ja schließlich Kronacher und damit Frankenwälder. So haben diese eine ganz besonderen Form und Dynamik, eine ganz einzigartige Darstellung.

Lieblingsmotiv Luther

Sein Lieblingsmotiv, das er rund 500 Mal malte, ist Luther, mit dem er enge freundschaftliche Beziehungen pflegte. Zu guter Letzt, ist man sich nach seiner privaten Analyse eines Bildes nicht ganz sicher, ob es von diesemMaler ist, kann man immer noch eins machen: nach der Cranach-Schlange, seine Signatur, auf den Bildern suchen, die er seit 1508 verwendet.

Cranachs Werke sind nur ein Teil von dem, was die Galerie zu bieten hat. Auf den 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche können 220 Kunstwerke betrachtet werden. "Man muss sich die Galerie wie das ausgewählte Ergebnis einer Suchmaschine vorstellen", erklärt Museologe Alexander Süß. "Unsere Fränkische Galerie bietet bekannte und weniger bekannte Kunstschätze aus Franken, nicht nur die Spitze sondern auch die ,Mitte des Eisbergs'."

Museumspädagogische Mitmach-Angebote

Die neuen Führungsangebote in der Galerie geben einen Einblick in die Botschaften hinter den Gemälden, eingebettet im historischen Hintergrund der Entstehungszeit der Werke. Dazu kommen museumspädagogische Mitmach-Angebote, die den Besuch in der Fränkischen Galerie zu einem Erlebnis für die ganze Familie machen sollen.

Wie viel Arbeit und Knowhow in einer solchen Ausstellung steckt, verdeutlicht Süß: "Jedes Kunstwerk wird individuell mit LED-Strahlern ausgeleuchtet. Dieses ,neue' Licht lässt die Farben der alten Meister strahlen."
"Diese Altarflügel", Süß zeigt auf ein Exponat das wie ein Quadrat in der Mitte des Raumes ausgestellt ist, "hingen jahrelang mit seiner Rückseite an der Wand."

Jetzt können die Besucher auch die lange verborgene, aufwendig bemalte hintere Seite der Altarflügel sehen. "Durch neue Inszenierungen wie diese und das neue Licht wirkt es manchmal, als hätte man ganz neue Stücke vor sich", so Süß.

Vergleichende Anordnung

Die neue Strategie der Fränkischen Galerie: Die Werke sind nicht nur nach Themen, Epochen und Künstlern geordnet, sondern an vielen Stellen auch vergleichend angeordnet. So kann selbst der Laie die Entwicklung der Stile von der etwas "steifen" Romanik zum dynamischen und lebensnahen "Weichen Stil" der Spätgotik anhand von Madonnen- und Heiligenfiguren ablesen.

Wer mehr wissen will, dem stellen die komplett überarbeiteten Objektbeschriftungen und Raumtexte die wichtigsten Themen kurz dar. Neu ist auch, dass diese Beschriftungen zweisprachig in Deutsch und Englisch vorliegen, damit ist die Galerie auch für Kronachs viele ausländische Gäste erlebbar.

Für alle, die sich die Kunstwerke und Fakten mit "nach Hause nehmen" wollen, gibt es den von Matthias Weniger vom Bayerischen Nationalmuseum in München neu verfassten und reich bebilderten Katalog zur Fränkischen Galerie.