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Cranach-Bilder in 3D erleben


Autor: Marian Hamacher

Kronach, Donnerstag, 03. März 2016

Das Berliner Kindermuseum "Alice" konzipierte die Ausstellung "Pop up Cranach", die ab Samstag auf der Festung Rosenberg nicht nur zu sehen ist.
Pia Grosch, Museumspädagogin des Berliner Museums "Alice", ließ Gerta, Vivian und Melina (von vorne) von der Lucas-Cranach-Grundschule aufzählen, was ihnen auf den Bildern auffällt. Foto: Marian Hamacher


Der Sprung von fast 500 Jahren dauert nur wenige Sekunden. Statt auf ein hölzernes Kruzifix blickt Kardinal Albrecht von Brandenburg als "Heiliger Hieronymus in der Studierstube" auf ein Smartphone. Auch Löwe, Biber, Reh und Rebhuhn sind aus dem berühmten Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren verschwunden. Mit sichtbarer Freunde rasen Gerta, Vivian und Melina durch das Gemälde und tauschen die Objekte gegen moderne Gegenstände wie ein Fahrrad, einen Laptop oder eben ein Smartphone aus.

Die drei Schülerinnen der Lucas-Cranach-Grundschule sind die ersten jungen Kronacher, die die Ausstellungsräume der "Pop up Cranach" ausprobieren dürfen. Ab Samstag (15 Uhr) können insgesamt acht Bilder der beiden berühmten Renaissance-Maler auf der Festung Rosenberg in der Fränkischen Galerie auch offiziell von Besuchern erkundet werden.

"Es ist nicht nur eine Zeit-, sondern auch eine Entdeckungsreise, bei der man mit allen Sinnen spielen kann", sagt Pia Grotsch. Drei Jahre lang entwickelte die Museumspädagogin mit ihrem Team vom deutschen Kindermuseum "Alice" in Berlin eine Ausstellung über den in Kronach geboren Lucas Cranach den Ältern und seinen gleichnamigen Sohn, die sich speziell an Kinder zwischen vier und 14 Jahren richtet.


Besondere Eigenschaften

Die Bilder sollen daher nicht nur betrachtet, sondern wie das Kardinal-Porträt als 3D-Bild in einem Kubus betreten und somit "erlebt" werden. "Dort stellt sich zum Beispiel die Frage, warum die anderen Tiere so ruhig bleiben, obwohl neben ihnen ein Löwe liegt", erklärt Grotsch. In diesem Raum sei zu lernen, dass jedes Tier für eine besondere Eigenschaft steht. Der Löwe etwa für Stärke, der Biber für Geschicklichkeit. Da sich der Kardinal mit bestimmten Symbolen malen lassen wollte, dürfen anschließend die Kinder überlegen, welche sie wählen würden - und werden so an die Symbolik der Malerei in der Renaissance herangeführt.

Eine Station weiter darf es ebenfalls kreativ zugehen, wenn von den Cranachs benutzte Techniken wie die Frottage oder eine besondere Form des Ausschneidens getestet werden. "Wir haben alles so gestaltet, dass der Besucher selbst entscheidet, wo er hingeht, von was er sich angesprochen fühlt", sagt Grotsch. "Es gibt keinen Anfang und kein Ende."

Es seien neue Kompetenzen, die auf der Reise durch Zeit und Kunst erworben werden, erklärt die 52-Jährige: "Wenn die Kinder sich zukünftig einen Holzschnitt ansehen, schauen sie vielleicht genauer hin, weil sie wissen, wie ein Bild aufgebaut ist." Bei anderen Gemälden würde womöglich genauer auf Tiere und deren Bedeutung geachtet. "Pop up Cranach" sei auch eine Schule des Sehens.

Die besondere Lernform hätte Kerstin Löw vom Kronacher Tourismus und Veranstaltungsbetrieb gerne schon im Cranach-Jahr 2015 in der Stadt gesehen, gezeigt wurde die Ausstellung zunächst nur in Wittenberg und in Berlin. Nun geht sie auf Reisen und macht ihre erste Station noch bis zum 26. Juni in Kronach. "Nirgends passt die Ausstellung so gut hin wie nach Kronach", sagt Matthias Weniger vom Bayerischen Nationalmuseum in München. "Hier war Cranach Kind und nun dürfen Kinder hier mehr über sein Leben und seine Werke erfahren."
Löw hofft, dass ihnen in den verschiedenen Modulen der Spaß an der Kunst vermittelt werden kann: "Wenn dann auch noch die Eltern kommen, haben wir unser Ziel erreicht."