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Coronapause: Frischer Wind für Natur im Frankenwald?


Autor: Magdalena Kestel

Kronach, Montag, 18. Mai 2020

Die Natur hat durch den Corona-Stillstand eine Verschnaufpause bekommen. Doch ist davon im Frankenwald etwas zu spüren?
Hat die Natur im Frankenwald auf die Coronapause reagiert? Foto: Roland Schönmüller


Das Coronavirus brachte die Welt zum Stillstand wie nie zuvor. Die Industrieproduktion fuhr zurück, wurde teilweise sogar gänzlich eingestellt. Der Personen- und Güterverkehr reduzierte sich auf ein Minimum. Weniger Autos auf den Straßen, kaum Flugzeuge am Himmel. Die weltweiten Ausgangsbeschränkungen zwangen die Bevölkerung, zu Hause zu bleiben.

Im Mittelpunkt der Diskussionen stehen vor allem die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, die Veränderung der Infektionszahlen und die Entwicklung eines Impfstoffes. Abseits dessen wird jedoch auch über einen anderen Aspekt debattiert. Wirkten sich das Herunterfahren der Wirtschaft und der Stillstand des öffentlichen Lebens positiv auf Umwelt und Klima aus? Auch aus dem regionalen Blickwinkel?

International gibt es scheinbar erste positive Effekte. Kürzlich veröffentlichte Satellitenbilder der US-Raumfahrtbehörde NASA zeigen, dass die Stickstoffdioxidkonzentration in China im Februar deutlich zurückgegangen ist. Die europäische Raumfahrtbehörde Esa meldete außerdem für Norditalien einen Rückgang der Luftverschmutzung.

Das unabhängige Denk- und Politiklabor Agora Energiewende geht davon aus, dass die Bundesregierung aufgrund der Corona-Krise ihre Klimaziele für 2020 erreichen oder sogar übererfüllen wird.

Blick in den Frankenwald

Die aufgrund von Corona getroffenen Maßnahmen der letzten Wochen haben also durchaus einen geringfügigen positiven Effekt auf die Umwelt. Jedoch ist es sehr unwahrscheinlich, dass dieser Bestand hat, wenn das öffentliche Leben wieder richtig hochgefahren wird. Zwangsläufig führt die Rückkehr zur Normalität wieder zu steigenden Stickstoffdioxid-Emissionen.

Aus dem regionalen Blickwinkel betrachtet sind Auswirkungen auf die Umwelt kaum erkennbar. Messungen für den Landkreis gibt es noch nicht. Elisabeth Hoffmann vom Bund Naturschutz in Kronach kann keine Einschätzung zur Auswirkung auf Flora und Fauna geben. Sie hofft jedoch, dass die Corona-Krise dazu führt, dass die Menschen ihren Lebensstil anpassen und politische Entscheidungen überdacht werden. "Man hat jetzt gemerkt, dass man auch mit weniger und bewussterem Konsum leben kann", macht die Vorsitzende der Bund Naturschutz Kreisgruppe in Kronach deutlich.

Tier- und Pflanzenwelt

Positive Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Tier- und Pflanzenwelt kann auch der Frankenwaldverein nicht nennen. Durch die ländliche Struktur des Frankenwaldes sei die Tierwelt sowieso nie aus dem urbanen Raum vertrieben worden. "Bei uns war es schon immer Normalität, dass Rehe, Wildschweine und Füchse auch in den Ortschaften unterwegs sind", erklärt Vorsitzender Dieter Frank.

Mehr Müll auf den Wanderwegen

Durch die Ausgangbeschränkung der vergangenen Wochen zählten Spaziergänge und Wanderungen zu den wenigen erlaubten Freizeitbeschäftigungen. Der Frankenwaldverein erfreut sich am neu gewonnenen Interesse vieler Menschen am Wandern, befürchtet jedoch damit verbundene negative Auswirkung auf die Natur.

"Aufgrund mangelnder Alternativen zieht es viele Menschen in Wald und Flur. Einigen ist allerdings nicht bewusst, dass sie dort nur zu Gast sind", sagt Frank. Die Folge? Unachtsam weggeworfener Müll und Zigarettenkippen an den Wanderwegen. Daher appelliert der Frankenwaldverein: "Wir befinden uns im ,Wohnzimmer‘ unserer Mitgeschöpfe!" Wanderer sollen dieses so verlassen, wie sie es vorgefunden haben.

"Die aktuellen Einschränkungen selbst haben keine direkten Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt des Frankenwaldes", erklärt Frank. Auch das Umweltbundesamt hält die gemessenen positiven Einflüsse aufgrund von Corona, wie beispielsweise die Verbesserung der Luftqualität, nur für einen kurzzeitigen Effekt. Langfristige Verbesserungen könnten nur mit einer gezielten Umwelt- und Klimapolitik erreicht werden.