Captain Jack entert Kronacher Kreiskulturraum
Autor: Heike Schülein
Kronach, Montag, 22. Juli 2013
Die Theatergruppe "The Flying Fish Theatre" aus Krefeld war zu Gast in Kronach. Die Fünft- und Sechstklässler der Realschule II waren begeistert vom spannenden Abenteuer in Englisch.
"Is everybody ready?", fragt Eloise Considine ihr junges Publikum, ob es bereit ist. Ein verhaltenes "Yes" ertönt. "Is everybody ready?", fragt die englische Schauspielerin erneut, dieses Mal in einem lauteren Ton. Wieder kommt ein "Yes", jetzt aber deutlich lauter, zurück. Die Fünft- und Sechstklässler, die an diesem Morgen im Kreiskulturraum Englischunterricht einmal anders erleben, sind noch etwas skeptisch. Ein Theaterstück für sie komplett in Englisch - funktioniert das überhaupt? Die klare Antwort: ja!
Von Beginn an nahmen Eloise Considine und Peter Biggs die Schüler mit auf ihre unterhaltsame Suche nach dem verlorenen Schatz des Piraten Block Dog Peterson. In dem Piraten-Musical schmuggelt sich die im Dienst von Queen Elizabeth I. stehende Mary, verkleidet als Seemann Simon, an Bord des Schiffes des berüchtigten Piraten Captain Jack.
Verwechslungsgefahr
"No, not Captain Jack Sparrow from Pirates of the Caribbean! I'm the other one”, meinte Hauptdarsteller Peter Biggs und prahlte, dass er mit dem bekannten Jack Sparrow aus "Fluch der Karibik" nur das gute Aussehen gemein habe. Der Bösewicht mit dem vorlauten Papagei auf der Schulter fährt am liebsten auf den Weltmeeren herum, um andere Schiffe zu überfallen und deren Schätze zu stehlen. Nun ist er auf der Suche nach dem größten Schatz der Welt.
Auf den hat es aber auch Mary abgesehen. Gemeinsam mit ihrem Freund, dem Seemann Stinky Smith, entwickelt sie einen ausgeklügelten Plan, um den Schatz seiner rechtmäßigen Besitzerin, der Königin, zurückzubringen. So kompliziert sich die Handlungsstränge der von Theatergründer Peter Griffith geschriebenen Geschichte auch anhören mögen, das Verstehen war dabei kein Problem.
"Ich wusste, um was es ging"
"Ich mag Englisch. Es ist ein schönes Fach. Am Ende der fünften Klasse kann man ja schon ein wenig Englisch. Ich kannte aber nicht jedes einzelne Wort. Trotzdem wusste ich, um was es ging und was die Schauspieler meinten", erzählt Jonas aus Birnbaum. Und da hat der Fünftklässler recht. Selbst wenn man manche Vokabel nicht kannte, die beiden toll aufspielenden Schauspieler setzten gekonnt Mimik und Gestik ein, damit selbst die fünfte Jahrgangsstufe der Handlung gut folgen konnte. Unterstützung bei der Schatzsuche erhielten Mary und ihr Freund von verschiedenen Schülern aus dem Publikum. So verließen die beiden Schauspieler ein ums andere Mal die Bühne und mischten sich unter die Jungen und Mädchen, die sie kurzerhand - in einem Crashkurs "in being a good pirate" - zu Matrosen "umfunktionierten".
"Mir hat am besten gefallen, dass die Schauspieler uns mit einbezogen haben. Das war lustig und hat Spaß gemacht", freut sich Niklas, der in Wallenfels wohnt. In der Tat kam tolle Stimmung auf, und der Kreiskulturraum wurde von lautem Lachen erfüllt, als die Schüler-Matrosen unter den Anfeuerungsrufen ihrer Klassenkameraden beispielsweise Piratenlieder anstimmen oder Piratentänze aufführen mussten. Überhaupt gab es reichlich Musik, Gesang und Tanz bei der rund einstündigen Aufführung, dazu viele witzige Dialoge und jede Menge Spontanität der Hauptdarsteller, die sichtlich Freude am Schauspielern hatten und ihr junges Publikum damit ansteckten.
Gespräch gesucht
Im Anschluss an die Vorstellung, die für alle zum unterhaltsamen Lernerlebnis wurde, erhielten die Schüler die Möglichkeit, mit den beiden Schauspielern ins Gespräch zu kommen - natürlich ausschließlich in Englisch. "Ich fand es gut, dass wir Fragen stellen durften und sie diese so beantworteten, dass wir sie auch verstanden", lobt der Wallenfelser Janik. Eloise und Peter erzählten bereitwillig aus ihrem Leben und gaben Auskunft über ihre Arbeit.
"Es ist für die Schüler sehr interessant und spannend, einmal mit ,richtigen Engländern‘ in Berührung zu kommen. Das ist etwas ganz anderes als im Englischunterricht. Außerdem merken sie dadurch, dass sie sich durchaus schon in Englisch verständigen können", erklärt Stephanie Merzbacher, Englischlehrerin an der Siegmund-Loewe-Schule. Für die Schüler sei es ein Erfolgserlebnis, ihre bisher erworbenen Kenntnisse einmal außerhalb des Englischunterrichts unter Beweis stellen zu können; sie bekämen dadurch das Gefühl, die Fremdsprache zu verstehen. Gleichzeitig werde damit bei manchem vielleicht die Motivation fürs Englischlernen gestärkt.
Am Ende des Stücks eroberten Mary und Stinky übrigens den Schatz. Captain Jack wurde abgeführt. Dann setzte langer Applaus ein, und der Tenor des jungen Publikums war einhellig: "It was great!"