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Burggruber entwickelt erschwingliche Hörgeräte


Autor: Veronika Schadeck

Burggrub, Mittwoch, 12. Februar 2014

Stefan Häfner aus Burggrub will mit günstigen analogen Hörgeräten im Markt Fuß fassen.
Stefan Häfner ist überzeugt, dass seine Geschäftsidee ankommt. Foto: Veronika Schadeck


Obwohl erst 36 Jahre jung, musste Stefan Häfner in seinem Berufsleben zwei Insolvenzen miterleben. Nun wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit.

Sein neues Standbein sind analoge Hörgeräte. Sie verfügen über eine siebenfache Lautstärkeregelung und eines der Geräte über die Auswahl von vier vorprogrammierten Frequenzbereichen. Die Geräte können leicht hinter dem beziehungsweise im Ohr eingesetzt werden. Und die Bedienung ist einfach zu verstehen.

Die Idee, so Häfner, sei im Jahre 2012 entstanden. Durch seinen vorherigen Job bei der Quelle GmbH hatte er Kontakt zu einer asiatischen Geschäftspartnerin. Mit ihrer Hilfe suchte der Diplom-Betriebswirt auf dem chinesischen Markt nach Herstellern von Hörgeräten, die das CE-Zertifikat für Medizinprodukte haben und gleichzeitig bereit waren, zu akzeptablen Bedingungen zusammen mit ihm zu arbeiten.



Hersteller gefunden

"Ich hatte vorab keine Ahnung, dass es nur ganz wenige Anbieter auf dem chinesischen Markt gibt, die diese CE-Zertifizierung vorweisen können", erzählt der zweifache Familienvater aus Burggrub. Nach längerem Suchen wurde schließlich ein Hersteller in Guangzhou gefunden.

"Nun begann die eigentliche Arbeit." In diesem Zusammenhang spricht er von Verhandlungen, Vertragsabschluss, vom Entwickeln von Verpackungslayouts, Erstellen von Bedienungsanleitungen in vier Sprachen, vom Einholen rechtlicher Prüfungen, Zertifizierungen prüfen etc.

Es seien Wochen voller Anstrengungen gewesen, berichtet er. Nun will Häfner "seine" Hörgeräte auf den Markt bringen. Mittlerweile wurden die ersten Kontakte zum Sanitätshandel geknüpft. Er ist zuversichtlich, dass er in diesem Markt Fuß fassen kann, denn "Sanitätshändler sind sehr aktive und aufgeschlossene Kaufleute, die Aufwand und Nutzen sehr gut einschätzen können".

Fragt man den jungen Mann, warum er einen Vertrieb im Hörgerätebereich aufbauen will, so geht er auf die aktuelle Situation ein. Der Hörgerätebereich werde von großen und internationalen Konzernen bestimmt. Diese verfügten über hochtechnologische, digitale und preisintensive Geräte.

Aktuell, so Häfner, sei davon auszugehen, dass ein digitales Hörgerät nicht für jeden, der ein Hördefizit besitze, notwendig sei. Ein weiterer Aspekt seien die Kosten. Viele investierten mehr Geld in Hörgeräte, als sie ursprünglich ausgeben wollten. Der Beitrag der betroffenen Personen übersteige oft deutlich den von den Krankenkassen gewährten Zuschuss in Höhe von rund 800 Euro.

Weiterhin sei davon auszugehen, dass der Markt für Hörgeräte in den kommenden Jahren aufgrund der demografischen Entwicklung, sprich der alternden Gesellschaft, wachsen werde.

Auch sei es Fakt, dass Personen mit beginnender, leichter oder mittlerer Hörschwäche oftmals den Gang zum Hörgeräteakustiker mieden - denn "keiner gibt gerne zu, dass er Probleme mit dem Hören hat".

Mit seiner Geschäftsidee wolle er den Hörgeschädigten eine Alternative bieten. Vorteil für den Kunden sei auch, dass er ohne Besuche beim Arzt oder Akustiker, ein qualitativ gutes Hörgerät kaufen könne.

Es sei immer schwer, so Häfner, in einem neuen Markt Fuß zu fassen, "aber ich bin von meiner Idee überzeugt. Selbst wenn die Marktdurchdringung sehr müßig ist, werden sich die günstigeren und frei verkäuflichen Hörgeräte den Weg in den Handel bahnen."

Ein bisschen stolz ist Häfner, dass er bereits einen Großhändler für den Vertrieb im Versand gewinnen konnte, der 2013 bereits mehrere Tausend Hörgeräte verkaufte. Er plant nun, über Co-Zertifizierungen für namhafte Handelsunternehmen sein Produkt zu vermarkten. Intensive Gespräche laufen bereits.

Es klingt etwas Stolz aus seiner Stimme, als er von Durchhaltevermögen spricht und davon, dass er in den letzten beiden Jahren noch viel mehr über die Zusammenarbeit mit Asiaten gelernt hat.

Vor allem in den Bereichen der Lieferantensuche, Produktentwicklung und Umsetzung sowie die enorme Geduld und Beharrlichkeit, die man bei Vertragsabschlüssen mit Asiaten mitbringen sollte. "Diese Erfahrungen nimmt mir keiner weg."