Bundesverdienstkreuz für Ex-Wallenfelser
Autor: Friedwald Schedel
Wallenfels, Montag, 10. Februar 2014
Der ehemalige Bürgermeister von Wallenfels, Manfred Nürnberger (CSU), hat das Bundesverdienstkreuz erhalten. Damit wurde sein großes soziales Engagement in den vergangenen Jahrzehnten - vor allem in Kroatien - gewürdigt.
Die strahlenden Kinderaugen und die Herzlichkeit der dankbaren Kroaten sind für Manfred Nürnberger der größte Lohn, wenn er von einer Tour in die 1000 Kilometer entfernte Region Zadar zurückkehrt. Seit über 16 Jahren fährt er mit Kleinlastern Hilfsmittel in dieses beim Zerfall Jugoslawiens zerstörte Gebiet, ehrenamtlich natürlich. Für seinen Einsatz bekommt er keinen Cent. Im Gegenteil: "Wir bringen eigenes Geld mit!" Auf die Notwendigkeit der Hilfe für Kroatien kam er durch einen Freund, der ein kroatisches Restaurant betreibt.
Nach seiner Amtszeit als Wallenfelser Bürgermeister zog er nach Töpen bei Hof. Und von dort aus organisiert er die Hilfstransporte. "Das ist humanitäre Hilfe - und ein Schuss Abenteuer ist auch dabei", sagt Nürnberger über die etwas stressigen Touren. Einen Tag lang fährt er mit Kleinlastern oder Sprintern runter, an zwei Tagen verteilt er die Hilfsmittel, einen Tag dauert die 1000 Kilometer lange Heimreise. Sechs solcher Touren hat er im vergangenen Jahr zusammen mit seiner Frau Marion absolviert. Für den Transport der etwas größeren "Brocken" an Hilfsgütern hat er eine sehr kostengünstige Alternative ausfindig gemacht: Leerfahrten kroatischer Lastzüge. Deren Fahrer bringen volle Ladungen mit Produkten nach Deutschland und fahren leer wieder zurück. Jetzt nicht mehr, denn nun packt ihnen Manfred Nürnberger die Ladeflächen mit Hilfsgütern voll. Der Wert der gelieferten Güter dürfte bei mindestens 500.000 Euro liegen.
Überall zerstörte Häuser
"An der Küstenlinie Kroatiens, die die Touristen kennen, ist alles in Ordnung", sagt Nürnberger. "Aber sobald man zehn oder 20 Kilometer ins Landesinnere fährt, sieht alles ganz anders aus. Man denkt, der Krieg sei erst vor ein paar Tagen zu Ende gegangen. Dabei war das im Jahr 1995!" Im Landesinneren sehe man noch immer zerstörte Häuser. Es gebe keinen Fernseher, kein Radio, kein Telefon. "Da helfen wir, zusammen mit anderen Hilfsorganisationen, wo wir können." Manfred Nürnberger und seine Unterstützer bringen aus dem Raum Hof und Kronach gespendete Kleidung, Schuhe, Spielzeug und Möbel zu den Bedürftigen. Geldspenden von verschiedenen Sponsoren werden bei der deutschen Botschaft in Zagreb deponiert und ausbezahlt.
Manchmal fällt die Hilfe auch etwas größer aus: "Wir haben einen VW-Bus für die Kriegsversehrten gesponsert, mit dem diese Leute zum Behindertensport gefahren werden können", verdeutlicht Nürnberger. Auch zu einer Außenspielanlage für einen Kindergarten habe man einen wesentlichen Beitrag geleistet, ebenso wie für eine Einrichtung für Drogenabhängige, die clean werden wollen. Für eine andere Einrichtung hat er 37 Brauereistühle aus einer aufgegebenen Gastwirtschaft mitgebracht. Dass eine ausgediente Feuerwehrpumpe aus Stadtsteinach nicht auf den Schrottplatz wandern muss, zeigt sich daran, dass diese Tragkraftspritze nun Wasser aus 27 Metern Tiefe für die Bewässerung der vielen Hektar großen Felder fördert. Keine Frage, dass Manfred Nürnberger auch die Tiefenbohrung zu diesem unterirdischen Trinkwassersee mit finanziert hat.
Hilfe zur Selbsthilfe
Bei all der Unterstützung achtet er darauf, dass dies eine Hilfe zur Selbsthilfe ist, kein Gießkannenprinzip. Und er beschränkt sich auf das Gebiet rund um Zadar. Es kamen schon Anfragen aus anderen Regionen und aus Rumänien, "aber wir haben höflich abgelehnt, denn wir wollen uns nicht verzetteln".
Ganz besonders gerührt ist Nürnberger, wenn er zu einem kleinen Dorf in den Bergen fährt. Dort wohnen vier kinderreiche Familien, die sich über jede Kleinigkeit riesig freuen. Obwohl sie fast nichts hätten, sei ihre Gastfreundschaft überwältigend. Die Aufgaben reißen nicht ab. "Wenn wir was erledigt haben, kommen zwei neue Aufträge hinzu", sagt Nürnberger mit einem Lächeln. "Das macht wahnsinnig viel Arbeit, aber auch großen Spaß."
Kleiner Soldatenfriedhof
Nürnberger hilft nicht nur Kroaten, auch Deutschen. Bei Zadar gibt es einen kleinen Soldatenfriedhof. Dort wurden Gefallene aus dem Zweiten Weltkrieg bestattet. Manfred Nürnberger machte eine Familie aus Thüringen ausfindig, deren Vater und Großvater auf diesem Friedhof begraben sind. Mit seiner Hilfe wurden die Gebeine der Gefallenen auf einen größeren Soldatenfriedhof umgebettet.
Prominente Gratulanten
Zur hohen Auszeichnung haben Manfred Nürnberger nicht nur Staatsministerin Melanie Huml (CSU) und Regierungspräsident Wilhelm Wennig gratuliert, auch von Bezirkstagspräsident Günter Denzler (CSU) kam ein Glückwunschschreiben, in dem Denzler auch für das jahrzehntelange Engagement Nürnbergers in Wallenfels dankte. Dieses Schreiben ist nicht das einzige. Auch aus dem Bundeskanzleramt, aus dem Bundespräsidialamt, von der Apostolischen Nuntiatur in Rom und von Erzbischof Ludwig Schick erhielt Nürnberger Dankesschreiben, in denen sein ehrenamtliches Engagement besonders herausgestellt wurde. Manfred Nürnberger erhielt das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, wie es offiziell heißt, nicht nur auf Grund seiner Verdienste als Kommunalpolitiker, sondern vor allem wegen seines sozialen Engagements. Das hat er nicht nur in den vergangenen Jahren in Kroatien, sondern schon als Stadtoberhaupt der Flößerstadt an den Tag gelegt, als es darum ging, russischen Kindern nach der Tschernobyl-Katastrophe ein paar unbeschwerte Tage zu bieten. Eigentlich war das für ihn der Anfang der humanitären Hilfsaktionen.