Druckartikel: Bundespräsident schaut in Neufang den Menschen in die Seele

Bundespräsident schaut in Neufang den Menschen in die Seele


Autor: Marco Meißner

Neufang, Freitag, 15. April 2016

Bundespräsident Joachim Gauck attestierte dem Landkreis Kronach zum Abschluss seines Besuches in Neufang gute Grundlagen für eine positive Zukunft.
Volksnah und unkompliziert präsentierte sich Bundespräsident Joachim Gauck am Freitag in Neufang. Fotos: Ronald Rinklef


"Es gibt ein Fleckchen Erde, das heißt Neufang", erinnerte sich Bundespräsident Joachim Gauck an die Vorbereitung seines Besuchs am Freitagnachmittag im Frankenwalddorf. "Es muss ja einen Sinn geben, warum ich da hingehe", hatte er sich gesagt und recherchiert. Dabei ist er auf die Neufanger Blasmusik gestoßen und hatte gleich böse Vorahnungen. Wenig melodiöse Erinnerungen an einen Posaunenchor von früher sind ihm durch den Kopf gegangen. Doch die waren am Freitag schnell wie weggeblasen. Was er in dem Frankenwalddorf erlebte, begeisterte ihn - und zwar nicht nur musikalisch.

"Das geht hier ab, wie bei Seehofer! Unglaublich!", lobte er spaßend den Empfang im Neufanger Feststoudl, nachdem er sich zuvor einen Eindruck vom Ort und den Menschen gemacht hatte.

Deshalb richtete er sich vor der abschließenden, nichtöffentlichen Diskussion mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Ehrenamt zunächst auch bewusst an die Bürger.


Engagierte Menschen sind das A und O

Dass unser Land funktioniert, liegt seiner Ansicht nach in erster Linie an den Menschen, die sich engagieren. Und in Kronach, wo er am Vormittag zu Gast war, wie auch in Neufang habe er sehr viele eifrige Bürger getroffen, betonte Gauck. Das Zusammenwirken, dass er habe erleben dürfen, habe ihn ermutigt. In Neufang habe er einen ganz starken Gemeinschaftssinn erlebt. Dort herrsche ein ganz besonderer Geist unter den Einwohner, der sage, "wie großartig wir sein können, wenn wir dem Vertrauen, was wir können". Dieses Denken habe sich in der Gemeinde manifestiert.

Beeinduckt habe ihn, dass dort Menschen, die weitab von einer Metropole leben, gesagt hätten, dass sie Teil dieser Welt seien und dazugehörten. So sei es möglich, dass Arbeitsplätze nicht anderswo angesiedelt worden, sondern im Frankenwald entstanden seien. "Sie haben nicht nur den Frust in die Welt geblasen", würdigte Gauck die positive Einstellung der Menschen im Landkreis Kronach allgemein wie auch in Neufang im Speziellen. Das trage dazu bei, ein positives Klima in den Kommunen entstehen zu lassen.


Zwischen den Zeilen gelesen

Und obwohl der Bundespräsident gestand, dass er und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt wenig Ahnung von den besichtigten Forstmaschinen hätten, so nehme er aus dem Besuch bei der Firma Kotschenreuther wie auch der anderen Stationen seiner Stippvisite viel mit. Ihm ging es darum, zwischen den Zeilen zu lesen, in die Seele der Menschen und der Gesellschaft zu blicken. Das Resultat dieser Eindrücke im Frankenwald fasste er in einem Satz zusammen: "Ich vermag an dieses Land zu glauben."

Landrat Oswald Marr (SPD) unterstrich im Gegenzug den Glauben der Menschen in der Region an Gauck: "Unser Präsident kommt weltweit an. Er ist angesehen und ein sympathischer Mensch." Mit handgefertigten Pralinen aus dem Frankenwald sagte Marr, dem Gast aus Berlin Dank für "einen Tag voller Erlebnisse, der locker und schön war". Und Gauck scherzte zurück: "Endlich mal wieder ein Fresspaket." Die süßen Leckereien will er mit seiner Lebensgefährten gerne einmal an einem Tag genießen, "wenn's uns mies geht. Dann werden wir uns einen einschenken und sagen: Neufang! Dann wird's uns besser gehen."