Bundespräsident Karl Carstens wanderte 1984 im Kreis Kronach
Autor: Friedwald Schedel
Kronach, Sonntag, 05. Mai 2019
Der damalige Bundespräsident Karl Carstens war im Juni 1984 im Frankenwald. Mit Tausenden von Menschen absolvierte er eine 23 Kilometer lange Strecke.
Auf den bestens markierten Wanderwegen des Frankenwaldes sind täglich Hunderte von Menschen unterwegs, die die herrliche Natur genießen. Einer der wohl prominentesten Wanderer war Anfang Juni 1984 Bundespräsident Karl Carstens.
Der CDU-Politiker absolvierte die 23 Kilometer lange Strecke zwischen Tettau, Kehlbach, Steinbach am Wald und Ludwigsstadt zusammen mit Tausenden von Mitwanderern. Viele davon folgten ihm nur eine kurze Strecke, dann waren sie außer Puste, denn Karl Carstens und seine Frau Veronica gaben ein atemberaubendes Tempo vor. Es war ja Wandern angesagt, nicht gemütliches Spazierengehen.
Unzählige Frankenwälder standen an der Strecke und jubelten dem Staatsoberhaupt zu. Carstens stoppte immer wieder kurz, schüttelte Hände, sprach mit den Menschen und lächelte. Das war auch das Ziel seiner Wanderungen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, kein unnahbarer Politiker zu sein.
Die Idee, den wandernden Bundespräsidenten in den Frankenwald einzuladen, hatte der damalige CSU-Bundestagsabgeordnete Otto Regenspurger. "Foto-Otto", wie der Abgeordnete ironisch genannt wurde, weil er es verstand, sich aufs Bild zu mogeln wie kein anderer, scherzte bei der Ankunft des Bundespräsidenten an der Thüringer Warte bei Lauenstein, im Kreis Kronach seien viele Autos mit den Initialen "KC" des Staatsoberhaupts unterwegs.
Karl Carstens absolvierte rund um den Rennsteig seine 61. und offiziell letzte Wanderung als Bundespräsident. "Das Beste kommt zum Schluss", meinte ein bestens aufgelegter Bundespräsident mit einem Lächeln. Mit den Touren durch Deutschland konnte er das Angenehme mit dem Nützlichen, sein Hobby, das Wandern, mit dem Kontakt zur Bevölkerung verbinden.
Sportlicher Politiker
60 Etappen hatte Carstens bereits vor der Visite im Frankenwald zurückgelegt, eine folgte noch nach Ende seiner Amtszeit, denn die Tour durch den Spessart hatte er wegen Krankheit verschieben müssen. Als Wanderer faszinierte ihn natürlich der legendäre Rennsteig. Das verriet er beim Interview auf der Strecke. Doch dem westdeutschen Staatsoberhaupt verbot es sich, in der ehemaligen DDR auf Tour zu gehen.
Der Rennsteig führt von Hörschel bis Blankenstein, damals fast ausschließlich über DDR-Terrain. Ein kleines Stück im nördlichen Kreis Kronach war auf westdeutschem Gebiet, zu kurz für einen begeisterten Wanderer vom Schlage Carstens. Also wurde auch ein bisschen vom Rennsteig abgewichen, um eine ordentliche Kilometeranzahl hinzubekommen. 23 Kilometer waren es dann, für die meisten, die enthusiastisch an der Festhalle Tettau mit Veronica und Karl Carstens gestartet waren, zu viel. Viel zu viel!