Bürokratie auf dem Erdbeerfeld
Autor: Veronika Schadeck
Kronach, Dienstag, 02. Juni 2020
Coronabedingt hat auch Hermann Bayer aktuell mehr Regeln zu beachten. Seine Felder will er trotzdem in den kommenden Tagen auch für Selbsternter wieder öffnen.
In Kürze beginnt die Erdbeersaison. In den nächsten Tagen eröffnet Hermann Bayer seine Verkaufsstände für Erdbeeren. Bald können die gesunden Früchte auch auf den Feldern gepflückt werden. Hermann Bayer hofft auf eine gute Erdbeerzeit. Während eines Pressegespräches vor wenigen Tagen konnte man einen Blick hinter die Kulissen werfen. Dabei wurde deutlich, dass der Erdbeeranbau nicht nur Fachkenntnisse erfordert, sondern auch mit einer Vielzahl von Bürokratien verbunden ist, die in diesem Jahr durch die Corona Krise bedingt noch zugenommen haben.
Ein wichtiger Punkt ist die Bewässerung der Erdbeeren. Die zunehmende Trockenheit ist zu einem Problem geworden. Die gesamte Natur und besonders auch die Erdbeeren dürsten nach Wasser. Hermann Bayer ist froh und dankbar, dass er eine Genehmigung von der Wasserschutzbehörde hat. Aufgrund dessen darf er aus natürlichen Fließgewässern, die sich in der Nähe seiner Erdbeerfelder befinden, das notwendige Nass, zur Bewässerung seiner Pflanzen nutzen.
Regelmäßige Überprüfung
Anfang 2019 wurde vom Landratsamt die wasserrechtliche Genehmigung verlängert. Damit kann er, was den heimischen Landkreis betrifft, zwischen der Kreisstadt und Pressig aus der Haßlach Wasser entnehmen, unter der Bedingung dass alle Vorschriften eingehalten werden. Wie Bayer weiter erklärte, wird die Wasserentnahme regelmäßig durch die Behörden überprüft. Es wird der Bedarf ermittelt. Dabei kommt es auf den Flächenumfang und die Bodenverhältnisse der Felder an. Zudem darf ein gewisser Pegelstand nicht unterschritten werden. Durch den Einsatz von Messgeräten wird nachgewiesen, wie viel Wasser aus den Bächen gefördert wird. Sobald ein gewisser Pegelstand erreicht wird, muss er seine Wasserentnahme einstellen.
Wie Hermann Bayer erklärte, geschieht die Bewässerung der Erdbeeren wassersparend und zwar mit der Methode der Tropfbewässerung. Hierbei wird ein Tropfschlauch bereits beim Pflanzen der Erdbeeren mit in den Boden eingelegt. Das bewirkt, das kein Wasser an der Oberfläche verdunsten kann, weil es direkt an die Pflanzenwurzel kommt. Erdbeeren reagieren empfindlich auf Wasserknappheit. Bayer hofft trotz wasserrechtlicher Genehmigung auf mehr Niederschläge als in den vergangenen Jahren.
Bereits bis jetzt stellten die vielen Spätfröste eine riesige Herausforderung dar. Dreimal mussten alle Felder mit großen Vliesbahnen komplett zugedeckt werden, damit die Blüten nicht erfrieren und auch kurz danach wieder aufgedeckt werden, da es bei Sonnenschein schnell zu heiß unter dem Vlies wird und die Hitze die Erdbeerenpflanzen genauso schädigt.
Saisonkräfte kommen per Flieger
Weiterhin ist in diesem Jahr die Coronapandemie eine Herausforderung. Was das für den landwirtschaftlichen Betrieb auf sich hat, das erklärte seine Mitarbeiterin Anne Witsch. Von den knapp 200 Schlafplätzen werden nur die Hälfte belegt, sagte sie. Alle Saisonkräfte müssen mit dem Flugzeug einreisen und haben bereits in Rumänien einen Gesundheitscheck durchgeführt, ebenso bei der Ankunft in Deutschland am Flughafen.
Die Daten aller per Flugzeug eingereisten Personen wurden an die Bundespolizei übermittelt. In Bernsroth angekommen, werden die ausländischen Mitarbeiter für die ersten 14 Tage in kleine Gruppen eingeteilt. Es bleiben immer die gleichen Leute zusammen. Die Einkäufe werden durch die Firma Bayer erledigt, so dass möglichst wenig Kontakt zu anderen Mitarbeitern besteht. Wegen der Abstandsregelungen werden mehr Busse zum Transport der Mitarbeiter eingesetzt. Erst nach zwei Wochen dürfen diese Auflagen gelockert werden.