Druckartikel: Brückenabriss in Kronach kostet eine Million Euro - B85 ist tagelang gesperrt

Brückenabriss in Kronach kostet eine Million Euro - B85 ist tagelang gesperrt


Autor: Friedwald Schedel

Kronach, Mittwoch, 24. August 2016

An der Südbrücke gibt es am Wochenende einen Großeinsatz mit zwei Riesenkränen. Die B 85 ist tagelang gesperrt.
Jens Lausmann (links) und Horst Moser an den Injektionsankern der Brücke  Foto: Friedwald Schedel


Der Abriss der alten und nicht mehr benutzten Gewölbebrücke an der Südbrücke findet am kommenden Wochenende statt. Das aus dem Jahr 1939 stammende Bauwerk ist marode. Es wurde von einer Spezialfirma in den vergangenen Wochen schon skelettiert, so dass in der Nacht zum Samstag nur noch das nackte Gewölbe in Segmenten auszuheben ist. Die großen Löcher für die Halteseile der Brückenteile sind schon gebohrt - und wieder mit Teerpappe verschlossen, damit während der per Hand erfolgenden Meißelarbeiten nichts auf die fahrenden Züge fallen kann.

Insgesamt kostet der Brückenabbruch rund eine Million Euro. Darüber informierten Jens Laußmann, neuer Leiter der Servicestelle Kronach des Staatlichen Bauamts Bamberg, und Projektleiter Horst Moser. Der Abbruch ist deshalb so teuer, weil das Zeitfenster, das die Bahn den Straßenbauern anbieten konnte, mit 16 Stunden für die Vollsperrung sehr kurz ist und deshalb teure Spezialtechnik zum Einsatz kommt. Der Grund: Die Oberleitung muss abmontiert werden, der Bahnstrom für die Region Lichtenfels, Coburg und Sonneberg kommt aber aus Steinbach am Wald, so dass ein weit größerer Bereich des Schienennetzes ohne Strom ist als nur der Raum Kronach. Nach 16 Stunden muss die Oberleitung für das östlich verlaufende Gleis wieder aufgebaut sein, auf der westlichen Seite haben die Straßenbauer 36 weitere Stunden Zeit für den Abbruch der Brücke. Deshalb wird in der Nacht zum Samstag vordringlich die östliche Hälfte des Bogens entfernt.


Umleitung ist ausgeschildert

Auch die Bundesstraße 85 muss wegen der Arbeiten von Freitag, 14 Uhr, bis kommenden Montag, 4 Uhr, zwischen der Tankstelle und dem Kreisel komplett gesperrt werden. Eine Umleitung ab Kreisel Gundelsdorf über den Kreisel Friesen bis zur Stöhrstraße in Kronach und zur B 173 wird eingerichtet. Wer aus Gundelsdorf weiter Richtung Kronach fährt, kommt nur bis zur Nordbrücke.

An der Baustelle steht ein 500-Tonnen-Kran, um die acht bis 64 Tonnen schweren Teile der alten Brücke herausheben zu können. Diese Teile sowie rund 2000 Kubikmeter Aushubmaterial werden zu den Zwischenlagern in Neuses und Johannisthal gebracht. Die Tieflader und Laster werden Schlange stehen, um rasch beladen werden zu können. Deshalb brauchen die Bauarbeiter den gesamten Straßenbereich.

Um die Schutzeinrichtungen für die Gleise einheben zu können, wird ein 100-Tonnen-Kran auf der Bundesstraße 173 vor der Bahnbrücke stehen. Dafür muss der Verkehr in Richtung Bamberg ein paar Meter Richtung Süden ausweichen.


Abbruch schon 1989 geplant

Projektleiter Horst Moser blickte zurück, dass die alte Bogenbrücke bereits im Jahr 1989 abgebrochen werden sollte. Damals wurde die Südbrücke neu gebaut. Wegen der Verkehrsströme und als Zufahrt zum Beierschoder-Gelände ließ man die Gewölbebrücke damals unangetastet. Bei den alle drei bis sechs Jahre durchzuführenden Brückenprüfungen klangen immer mehr Stellen beim Abklopfen hohl. Ein schlechtes Zeichen. Aus Sicherheitsgründen der Bahn wurden die Prüfintervalle verkürzt. Weil die Brückenkappen der Südbrücke im Zuge des Kreiselbaus um je 75 Zentimeter verbreitert worden waren, der Geh- und Radweg also darüber führen kann, ist die alte Gewölbebrücke nun entbehrlich.

Es dauerte sehr lange, bis man von der Bahn endlich ein Zeitfenster für den Abbruch erhielt. Allerdings war dieses sehr viel kürzer als gedacht. Statt mit herkömmlicher Meißeltechnik arbeiten zu können, musste man eine Spezialfirma aus Tirschenreuth beauftragen. Die sägt Segmente der Bogenbrücke heraus. Weil die Betonteile acht bis 64 Tonnen schwer sind, muss ein 500-Tonnen-Kran ran. Der braucht aber für seine Pratzen eine solide Aufstellfläche. Die gibt es zwischen der Bogenbrücke und der B 85 jedoch nicht. Also mussten für die vier Abstützflächen jeweils 24 Meter lange und 20 Zentimeter dicke Mikrobohrpfähle in den Untergrund getrieben werden. Darauf wurde je eine Betonplatte gegossen. Die Armierung ist aus mehr als fingerdickem Stahl. Nach dem Kraneinsatz werden diese Stahlbetonfundamente wieder entfernt. So kam eine Anforderung zur nächsten, weshalb die Abbruchkosten immer weiter in die Höhe schnellten. Beispielsweise mussten in die alte Bogenbrücke noch Injektions-Stahlanker gesetzt werden, damit sie nicht nach innen kippt, wenn der oberste Teil des Bogens herausgehoben wird.

In der Nacht zum Samstag wird nur ein Teil der Bogenbrücke entfernt: der östliche. Das östliche Widerlager bleibt als Stützmauer erhalten und erhält ein Geländer zur Absturzsicherung. Da das westliche Gleis in den folgenden Tagen gesperrt bleiben kann, dürfen die Straßenbauer dann dort den Beton wegmeißeln. Auch Spezialbagger werden eingesetzt. Da kommt auch das Widerlager größtenteils weg, weil es der Einmündung des Grenzbachs im Weg ist. Wenn dieses Bächlein ordentlich verrohrt ist und abfließen kann, dann ist es erst möglich, den Bypass des Kreisverkehrs in Richtung Ludwigsstadt zu errichten und damit den Kreiselbau abzuschließen.