Brahms, Posaune und ein Melodram

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Ein Concertino für den Konzertmeister Johannes Enders (links im Bild) enthält die Uraufführung des symphonischen Melodrams "Lenore" von Sebastian Paul Rehnert. Foto: privat
Ein Concertino für den Konzertmeister Johannes Enders (links im Bild) enthält die Uraufführung des symphonischen Melodrams "Lenore" von Sebastian Paul Rehnert. Foto: privat

Die Abschlusskonzerte der Kronacher Klassik Akademie 2018 versprechen ein abwechslungsreiches Programm mit bekannten Namen und neuen Gesichtern.

Seit fünfzehn Jahren lockt die Kronacher Klassik Akademie Musikerinnen und Musiker aus ganz Bayern und von weiter her in die Kreisstadt, um zusammen ein anspruchsvolles symphonisches Programm zu erarbeiten und zu präsentieren. Fast kann man sagen: wer einmal mitgemacht hat, kommt gerne wieder. Nur bei einem Drittel des Orchesters handelt es sich um Neuanmeldungen. Persönliche Kontakte sind über die Jahre entstanden, man freut sich auf das Wiedersehen und den ganz besonderen Geist der Klassik Akademie, der nicht nur in den Probensälen spürbar ist, sondern auch in den Geschichten, die drumherum passieren.

Konzertmeister Johannes Enders beispielsweise beherrscht nicht nur virtuos seine Geige, sondern geht auch äußerst versiert mit Häkelnadeln um: Er fertigt Mützen an, aus deren Erlös er seinem Pflegekind dringend notwendige Luftkuren am Meer finanziert. So sind mittlerweile viele im Orchester stolze Besitzer eine bunten Kopfbedeckung, und seit zwei Wochen auch der diesjährige Dirigent Guido Mürmann. Er hat somit nicht nur den Stab in der Hand, sondern auch den passenden Hut auf.

Sein Eindruck nach dem ersten Probenwochenende mit den Streichern? "Ich muss nicht sparen." Sehr aufmerksam sei das Orchester, es gäbe einen unglaublichen Willen, besser zu werden. So ist Mürmann davon überzeugt, dass er seine musikalischen Ansätze proben kann, auch wenn es sicherlich Grenzen gibt in einem Laienorchester. An diesem Wochenende kommen alle Instrumente zur Tutti-Probe zusammen. "Meine Hauptaufgabe ist es, Streicher und Bläser dazu zu bringen, aufeinander zu hören, dass sie gemeinsam atmen und sich musikalisch bewegen."

Hauptwerk ist "ein Brett"

Symphonisches Hauptwerk ist die Sinfonie Nr. 4 es-Moll von Johannes Brahms. Laut Mürmann "ein Brett". Die Brahms'sche Wucht fügt sich gut in das Programm ein. Dieses wird angeführt vom sogenannten Posaunenkonzert von Ferdinand David. Wer meisterhaft Posaune spielt, wird sich unweigerlich mit diesem Stück auseinandersetzen.

Der gebürtige Kronacher Tobias Suffa übernimmt den Solopart: "David gibt dem Solisten die Möglichkeit zu zeigen, was mit der Posaune an Technik, Klangfarben und Ausdauer möglich ist." Genauso wie Suffa ist Sebastian Paul Rehnert ein ehemaliger Schüler der Berufsfachschule für Musik Oberfranken in Kronach. Er hat die schaurig-schöne Ballade "Lenore" von Gottfried August Bürger als symphonisches Melodram mit Sprecher eigens für die Kronacher Klassik Akademie vertont. Burkhart M. Schürmann, stellvertretender Leiter der Berufsfachschule für Musik, ist nicht nur Ideen- und Auftraggeber für die Komposition, er wird den Text auch rezitieren. Besonderes Schmankerl ist ein Concertino für Violine innerhalb des Werks, das Rehnert für den ersten Violinisten Johannes Enders geschrieben hat.

In die Herbstthemen in Mollfärbung reiht sich das Spätwerk Brahms', seine vierte und letzte Sinfonie ein. "Auch ein Laie wird hören, dass Brahms damit gegen Konventionen verstößt", ist sich Mürmann sicher, "er macht da sein eigenes Ding." Etwa wenn er das beschwingte Scherzo im dritten Satz in einer Zweier- anstelle der üblichen Dreiertaktung bringt. "Er greift den Charakter der formalen symphonischen Form auf, erfüllt somit die Hörer-Erwartungen und bricht sie im nächsten Moment augenzwinkernd."

In den verbleibenden Proben gilt es nun, die Stärken des Orchesters herauszukitzeln. Mürmann betont, dass er mit dem Laienorchester nicht anders arbeitet als mit Profis. "In erster Linie geht es um den musikalischen Ausdruckswillen. Ich möchte Musik machen und etwas hörbar machen." Das Ergebnis der Arbeit ist am kommenden Wochenende zu hören.

Die Konzerte der Kronacher Klassik Akademie 2018 finden am Sonntag, 30. September, in der Maximilian-von-Welsch-Realschule statt. Beim Symphonischen Frühschoppen um 11 Uhr erläutert Guido Mürmann die Werke, das Abschlusskonzert um 16 Uhr findet im klassischen Rahmen statt. Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen ist frei.