Borkenkäfer: Dem Frankenwald droht die Katastrophe
Autor: K
Kronach, Mittwoch, 27. Mai 2020
Behörden schlagen Alarm: Der Borkenkäfer kann sich dieses Jahr zum Desaster für den Frankenwald entwickeln. Frust macht sich bei den Waldbesitzern breit. Der Bauernverband fordert daher Zuschüsse für den Einsatz von Insektiziden.
Matthias Vetter fasst sich kurz. Gerade als der Landwirt und Waldbesitzer aus Steinbach am Wald herausfährt, zeigt er auf das Braungrün des Frankenwalds: "Der Wald leidet." Es ist nicht schwer zu erkennen, dass er damit nicht nur die Bäume meint, sondern auch sich selbst.
Auch die Waldbesitzer leiden. Sie räumen den Wald aus, Baum für Baum, in dem der Borkenkäfer seine Eier abgelegt hat. Doch diese Bäume muss er erst finden. Oft kommen die Waldbesitzer mit dem Abholzen in unzugänglichen Abschnitten nicht nach.
Vor und in den Wäldern türmen sich die Stämme. Die Sägewerke sind voll. Der Borkenkäfer macht sich mit einer Geschwindigkeit breit, dass der Bayerische Bauernverband von einer drohenden "Katastrophe" spricht und auch der Behördenleiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Stadtsteinach malt ein ein drastisches Bild der Situation: "Der Käfer ist überall: in den Haaren, in der Kleidung." Behördenleiter Michael Schmidt hat es im April am eigenen Leib erfahren, als der Käfer zuletzt ausgeschwärmt ist.
Waldbesitzer, Ämter und auch der Bauernverband arbeiten gegen die Zeit: In den nächsten zwei Wochen werden die Käfer wieder ausschwärmen. Jeder Baum mit Schädlingen, der bis dahin nicht aus dem Wald geschleppt ist, wird das Problem verschlimmern. Erwin Schwarz, Obmann des Bayerischen Bauernverbands im Kreis Kronach, hat deshalb seine Pressemitteilung drastisch formuliert. Er schreibt von der "Katastrophe im Wald".
Er dankt den Waldbesitzern für ihren Einsatz, warnt aber auch davor, dass dieser mit den steigenden Kosten im Kampf gegen den Borkenkäfer enden könnte. Der Holzpreis ist auf einen Tiefpunkt, die Wiederaufforstung sei teuer und kompliziert und in dem 80 Millionen Euro schweren Unterstützungspaket des Freistaats ist der Einsatz von chemischen Mitteln nicht vorgesehen. Kreisobmann Schwarz fordert deshalb ein umsteuern.
Der Einsatz der Insektizide müsse "schnell und unbürokratisch auf allen Flächen, inklusive Acker- und Grünland, möglich sein, ebenso die Verwendung im stehenden Waldbestand." Es sei eine Ausnahmesituation, ähnlich wie das Corona-Virus, sagt er. Sägewerke, fordert der Kreisobmann, müssten statt osteuropäisches heimisches Holz annehmen - auch wenn er regionale Säger hierbei als "vorbildlich" bezeichnet. Die Regierung müsse außerdem ohne Denkverbote "Zuschüsse, Ankaufprogramme, Räumungsprämien, Bürgschaftsprogramme, Kreditprogramme" als weitere Optionen prüfen, um nicht die Arbeit von vielen Generationen kaputt gehen zu lassen.
Ministerium besorgt um den Wald
Die Situation im Frankenwald sei "besorgniserregend", bestätigt auch das Landwirtschaftsministerium in München auf Nachfrage des FT. Auch im östlichen Niederbayern und in Teilen Unterfrankens sei die Gefahr hoch, dass das Borkenkäfergeschehen heuer massive Ausmaße erreicht. "Alle Waldbesitzer sind aufgerufen, ihre Wälder jetzt intensiv zu kontrollieren und alle zugelassenen Maßnahmen zur Bekämpfung auszuschöpfen." Doch den Einsatz chemischer Mittel bezeichnet das Ministerium als "Ultima Ratio". Eine zusätzliche Förderung schließt es deshalb aus. Erwin Schwarz ist damit nicht zufrieden. Er fordert "drastischere Maßnahmen", weil der "chemiefreie Einsatz bislang nicht die gewünschte Wirkung" gezeigt habe.