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"Bierbäume" auf dem Bierberg


Autor: Marco Meißner

LKR Kronach, Sonntag, 14. August 2016

Ein Unbekannter verunziert Wald- und Forstwege im Landkreis Kronach mit Kronkorken und Plastiktüten an den Bäumen.
Neue Bierflaschen-Verschlüsse finden sich an den Bäumen ebenso ... Foto: Marco Meißner


Der Weg über den Bierberg führt durch eine idyllische Waldlandschaft. Mancher Fußgänger genießt dabei bestimmt mal ein Fläschchen Bier. Möglicherweise auch der Unbekannte, der dort einen Kronkorken in eine Baumrinde gedrückt hat. Er muss aber großen Durst gehabt haben; zwei Meter weiter stecken wieder zwei dieser Verschlüsse. Nach 50 Metern Waldweg ist die Hand voll vom eingesammelten Blech. So viel Bier kann man auf dieser kurzen Strecke beim besten Willen nicht trinken. Ein Passant fragt daher, ob da jemand einen in der Krone hatte und mit einer Tasche voller Kronkorken durch den Wald gezogen ist.


Erste Theorie ist vom Tisch

"Das geht schon jahrelang so", erklärt der Kronacher Stadtförster Ulrich Dautel auf Nachfrage unserer Zeitung. Betroffen ist nicht nur der Bierberg zwischen Dörfles und Knellendorf. Auch in Haßlach bei Kronach, Stockheim, Reitsch, Wolfersdorf, Neukenroth und sogar Seibelsdorf sind Dautel, seine Mitarbeiter und seine Kollegen von anderen forstwirtschaftlichen Institutionen auf die Bierstöpsel gestoßen. Immer wieder findet der Stadtförster frisch eingesteckte Flaschenverschlüsse an den Bäumen. Teilweise sind diese so lange in die Bäume eingewachsen, dass sie schon rosten und von Harz oder Spinnweben überzogen sind.

Dautel erklärt, dass seine erste Vermutung gewesen sei, eine Gruppe Wanderer oder Jogger habe ihren Weg markiert. Da sich der Unsinn nun aber schon über Jahre hinzieht und weit verbreitet ist, scheint diese Theorie vom Tisch zu sein. Immer wieder sammelt Dautel seither die Blechstücke ein, teilweise auf den Wegen am Waldrand, teilweise aber auch tief im Forst. So zum Beispiel bei einer Hütte für die Forstarbeiter oberhalb von Neukenroth.


Plastikbeutel in den Ästen

Dort wurden nicht nur die Bäume "dekoriert", sondern auch das hölzerne Bauwerk. Und neben den Korken kamen Plastikbeutel zum Einsatz. Die findet Dautel ebenfalls regelmäßig an Äste gebunden. Was das soll? Er kann nur mit einem Achselzucken antworten. Christof Maar, beim Amt für Landwirtschaft für das Forstrevier Kronach zuständig, findet auch keine Erklärung für das seltsame Treiben. Aber er ärgert sich ebenso wie viele Wanderer und Naturliebhaber über die "völlige Verunstaltung der Landschaft". Er hofft daher auf aufmerksame Mitbürger, wenn diese im Wald unterwegs sind. Anhaltspunkte auf den Umweltverschmutzer gibt es bislang nämlich nicht.

Revierleiter Tassilo Haderlein vom Forstbetrieb Nordhalben kann nur spekulieren, dass es sich bei dem ungeliebten Gast im Wald um einen Einheimischen handelt, der offenbar ein Faible für Kronacher Bier hat; das lässt sich aus den Marken auf den Korken schließen, die er entlang der Hauptwanderwege an der Radspitze allenthalben findet. Jedenfalls suche sich der Übeltäter gezielt tiefere Stellen an den Bäumen aus, um seine Korken zu platzieren. Wenn ihm dann ein Baum zusage, gehe er jedoch auch schon mal zehn Meter weit in den Bestand hinein. "Was soll man dazu sagen? Ich habe einfach kein Verständnis dafür", meint Haderlein.

Dass der Unfug mit den Korken nicht nur hässlich wirkt, sondern unter Umständen auch wirtschaftliche Probleme nach sich ziehen kann, hat der unbekannte Übeltäter möglicherweise gar nicht im Blick.

Wird ein Stamm mit eingewachsenem Flaschenverschluss an ein großes Sägewerk verkauft, dann wird er eventuell nur als minderwertiges Splitterholz bewertet. Metalldetektoren können dafür sorgen, dass der Stamm aussortiert wird. Dem Waldbauern entgeht dadurch eine beträchtliche Summe.

"Es ist mir ein Rätsel, was sich derjenige dabei denkt", meint Dautel. Er hofft ebenfalls darauf, dass die Leute die Augen offen halten, um dem Unfug ein Ende zu setzen. Denn sollte sich ein Zeuge finden, könnte dem Korken steckenden Spaßvogel die Bierlaune schnell vergehen. Und im Wald wäre es wieder ein Stück weit idyllischer.