Betriebe im Kreis Kronach setzen verstärkt auf Kurzarbeit
Autor: Marian Hamacher
Kronach, Donnerstag, 07. November 2019
Gegenüber dem Vorjahr hat sich im Kreis Kronach die Zahl der Unternehmen, die auf Kurzarbeit umstellten, verdoppelt.
Diesmal dauerte es länger als gewohnt. Viel länger. "Sonst haben wir immer so zwei Wochen überbrückt und dann wieder vier oder sechs Wochen ganz normal gearbeitet", erzählt Robert Zink. "Aber jetzt war es schon extrem." Seit 1980 arbeitet der 54-Jährige beim Steinberger Maschinenbauunternehmen Waltec. Dass sein Arbeitgeber auf Kurzarbeit umstellte, sei in den vergangen Jahren immer mal wieder vorgekommen. "Über einen so langen Zeitraum haben wir das bislang aber noch nie mitgemacht." Erst seit Anfang dieses Monats muss weder Zink noch einer seiner Kollegen weniger Arbeitsstunden leisten, als tariflich vereinbart sind. Nach neun Monaten.
Das Problem: Zwar stiegen in dieser Zeit die freien Stunden, dafür sank aber auch das Gehalt. Denn wenn Angestellte zum Beispiel nur 20 statt 40 Stunden in der Woche arbeiten, bekommen sie auch entsprechend weniger Lohn (siehe Text unten). "Für mich war es finanziell auszuhalten, weil ich ausreichend zurückgelegt habe", erzählt der Maschinenschlosser. "Für jemanden, der gerade ein Haus gebaut und dadurch monatliche Belastungen hat, ist das aber natürlich schon deutlich schwieriger." Seine Kollegen hätten die vergangenen Monate daher auch ganz unterschiedlich erlebt.
Aus dem Rhythmus gerissen
Wie verschieden Kurzarbeit aufgenommen wird, weiß auch der Kronacher Betriebsseelsorger Joey Schneider. Manche würden aus ihrem Rhythmus gerissen, andere seien hingegen schon sehr erfahren mit Kurzarbeit und wüssten, dass diese immer mal wieder auf sie zukomme. "Die gehen ganz sportlich damit um, weil sie wissen, dass sie sich auf ihren Arbeitgeber verlassen können", erzählt er. Im Großen und Ganzen halte er die Kurzarbeit für eine gute Möglichkeit, um die Beschäftigte nicht in die Arbeitslosigkeit schicken zu müssen und konjunkturelle Täler zu überbrücken.
Genauso sieht es auch Robert Zink. Das Gute an der Kurzarbeit sei schließlich, dass durch sie Entlassungen verhindert werden können. "Da bin ich froh, dass es so eine Regelung gibt." Die sieht nämlich vor, dass Unternehmen bei der Arbeitsagentur in konjunkturellen Dürrephasen sogenanntes Kurzarbeitergeld beantragen können. Sind die Auftragsbücher also einmal nicht so voll wie sie sein sollten, um nicht in die tiefroten Zahlen zu geraten, muss ein Arbeitgeber niemanden entlassen. Eine Möglichkeit, die in den vergangenen Monaten nicht nur Waltec nutzte.
Betroffene Branchen
Waren es im April 2018 noch vier Unternehmen, die auf Kurzarbeit umstellten, schoss die Zahl in manchen Monaten bis auf zehn Betriebe in die Höhe. "Das ist ein Zeichen dafür, dass wir uns momentan in einer wirtschaftlichen Abschwungphase befinden", sagt Matthias Klar, Pressesprecher der Arbeitsagentur Bamberg-Coburg.
Von der Kurzarbeit betroffene Branchen sind nach Angaben der Agentur vor allem die Automobil- und Zuliefererindustrie. "Wir sind viel vom Export abhängig, da sehr viele Maschinen ins Ausland geliefert werden", erklärt Zink. "Und wenn die Firmen im Ausland aufgrund der politischen Lage oder Unruhen nicht investieren, kriegen wir das zu spüren."
Auch der Neuseser Automobilzulieferer Dr. Schneider ließ seine Angestellten Anfang des Jahres in seiner Lackieranlage in Tschirn für einige Wochen kürzer arbeiten. Damals sei die Ursache gewesen, dass der Auslauftermin eines alten Programms nicht mit dem Anlauftermin neuer Produkte übereinstimmte, teilt Ria Schuberth, die Pressesprecherin des Unternehmens auf FT-Anfrage mit. Dieser zeitliche Versatz sei dann mit Kurzarbeit überbrückt worden. In deutlich größerem Stil gab es Kurzarbeit bei Dr. Schneider zuletzt während der Weltwirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009. "Damals war ein massiver Konjunktureinbruch dafür verantwortlich", so Schuberth.