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Berufsfachschule bot Spektakel für Augen und Ohren


Autor: Heike Schülein

Kronach, Sonntag, 05. Mai 2013

Das Jahreskonzert der Berufsfachschule für Musik Oberfranken in Kronach war wieder einmal eine Klasse für sich: kurzweilig, unterhaltsam, abwechslungsreich - und das alles auf sehr hohem Niveau.
Im Projekt der zweiten Klasse im Fach Musik und Bewegung begaben sich die Schüler auf die Suche nach der Verbindung von Sprache, Medien und Musik.


Als die letzten Klänge im Kreiskulturraum verhallen, dauert es einen Moment, bis der donnernde Applaus einsetzt. Das liegt aber keineswegs daran, dass das soeben Gehörte nicht zu fesseln verstand oder nicht beim Publikum ankam. Im Gegenteil: Man ist noch zu aufgewühlt und zu berührt, um sofort wieder im "Jetzt" ankommen zu können.

Auch dem Konzert-Chor scheint es nicht anders zu ergehen. Sogar die eine oder andere Träne der Rührung scheint es in den Augen der Mitwirkenden zu geben. Sie brauchen einige Augenblicke, bis sie den minutenlangen Beifall genießen können und sich ihre gedankliche Konzentration entlädt. Burkhart Schürmann ist sichtlich stolz auf die jungen Mitwirkenden und gratuliert den Solisten persönlich: Bewegende Momente am Ende einen bewegenden Konzerts, das mit Carl Orffs "Carmina Burana" seinen krönenden Abschluss gefunden hatte.

Ein wunderbarer

Anblick
Es war schon ein wunderbarer Anblick: Die vielen jungen Künstler, die - dem Publikum ganz nah - vor der Bühne im Kreiskulturraum das großartige Werk dargeboten hatten. Ganz auf Augenhöhe war sie schier greifbar: die Freude am gemeinsamen Musizieren, die Liebe zur Musik und die Vitalität der Mitwirkenden. Wie könnte man alledem besser Ausdruck verleihen als in diesem großen Meilenstein der Musikgeschichte? Der wuchtige Chor, mitreißende Rhythmen und wunderschöne Melodien - die "Carmina Burana" ziehen seither mit ihrem einzigartigen Klang Menschen in ihren Bann. Aber nicht nur der Abschluss des Jahreskonzerts verstand zu fesseln. Einen ganzen Abend lang war es ein großer Genuss, den Solisten, Ensembles und dem Chor der Berufsfachschule beim exzellent zusammengestellten musikalischen Leckerbissen zuhören zu dürfen.

Die Ensembles musizierten sensibel, durchdacht, mit sehr schönem, ausgefeiltem, warmem und beseeltem Ton und technisch sicher. Sie ergänzten sich vorzüglich. Das Blechbläserensemble eröffnete den Abend mit "The Arrival of the Queen of Sheba" aus dem Oratorium Salomon von Händel. Zu hören waren weiter das Holzbläserensemble mit "Czardas" (Vittoro Monti) für vier Klarinetten, Beethovens Trio D-Dur für drei Flöten sowie "Kalimba" für vier Gitarren. Fast verschmolzen schienen die Musiker mit ihren Instrumenten. Da war eine tiefe und harmonische Innigkeit zwischen den Spielern und ihren "Spielzeugen" spürbar.

Besondere Musikmomente

Martin Axtner (Violoncello) brachte den 1. Satz Allegro non troppo aus der Sonate e-Moll von Johannes Brahms brillant zum Klingen. Dabei sorgte er für "saitenweise" besondere Musikmomente und "Tänze" mit dem Springbogen. Ulrike Speich hatte sich Bachs Presto aus der 1. Sonate für Violine solo angenommen. Auch sie intonierte mit unglaublichem Feingefühl und einer hoher Sensibilität. Eine Klasse für sich waren die Gesangs-Soli. Mit den Mezzosopranistinnen Barbara Pöhlmann und Katharina Flierl sowie der Sopranistin Eva Friedrich präsentierten sich gleich drei leuchtende Gesangssterne am musikalischen Himmel. Mit ihren weichen, geschmeidigen Stimmen artikulierten sie herrlich und verströmten selbst in ihren Spitzentöne noch Wärme: Schönheit pur - eine einzige Explosion der Gefühle.

Im Projekt der zweiten Klasse im Fach Musik und Bewegung begab man sich auf die Suche nach der Verbindung von Sprache, Medien und Musik und welche Rolle dabei die Kommunikation spielt. Unglaublich, womit die Schüler alles Musik machen konnten - vom Umblättern einer Zeitung bis zum Tippen auf der Schreibmaschine. Gespickt mit lustigen Einfällen, tummelten sich auf der Bühne fesche Mädels und Burschen in Dirndl und Lederhosen, ein Schalke-Fan oder auch pflichtbewusste Sekretärinnen. Sie sorgten für ein Spektakel für die Augen und Ohren. Klanggewaltig interpretierte die Band der Schule "Seven Nation Army" und den witzigen Gute-Laune-Song im Latin-Stil "Chili con carne". Herrlich spritzig ging es auch "An der Reling" zu mit dem Xylofon-Solisten Robert Martin Frey und dem Ragtime-Ensemble. Die Big Band strotzte bei "Birdland" von Josef Zawinul geradezu von jugendlicher Spielfreude und legte eine Professionalität an den Tag, die man bei so jungen Leuten nicht erwartet. Bei der abschließend erklingenden "Carmina Burana" glänzten Anna Karig sowie Eva Friedrich als Solistinnen.

Die zahlreichen Gäste waren begeistert vom musikalischen Brückenschlag, zu dem sie von Schulleiter Andreas Wolf sowie Weißenbrunns Bürgermeister Egon Herrmann (SPD) - auch seitens des Landkreises - willkommen geheißen worden waren. Beide freuten sich über den großartigen Zuspruch, zu dem sie auch ehemalige Schüler beziehungsweise die ehemaligen Schulleiter, Heiner Murmann und Walter Klose, begrüßen konnten.

Egon Herrmann, dessen Sohn Dominic Herrmann die BfM in Kronach besucht hatte und der seit 2006 Soloschlagzeuger im Orchester der Oper Zürich ist, würdigte die für den Landkreis so segensreiche Einrichtung. So vermittle diese nicht nur dem kulturellen Leben im Landkreis zahlreiche Impulse, sondern biete jungen talentierten Menschen eine Perspektive und lasse ein großes künstlerisches Potenzial heranwachsen.