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Bergwacht rettet Mann aus Steilhang bei Wallenfels


Autor: Friedwald Schedel

Wallenfels, Mittwoch, 01. Juli 2015

Wenn jemand bei der Waldarbeit verletzt wird, ist schnelle Hilfe nötig. Dabei muss vieles beachtet werden. Die so genannten Rettungspunkte spielen dabei eine besondere Rolle, nicht nur für Waldarbeiter. In einer Fotostrecke und einem Video zeigen wir den Ablauf der Rettungsübung.
Der "verletzte" Waldarbeiter wird auf der Gebirgstrage mit Seilen den steilen Hang zum Rettungsfahrzeug (oben auf dem Waldweg) hoch gezogen.  Fotos: Friedwald Schedel


Ein Waldarbeiter liegt mit gebrochenem Bein im Steilhang bei Wallenfels. Was tun? Auf keinen Fall in Panik ausbrechen, sondern kühlen Kopf bewahren und die Retter, die sich auf Hilfe bei solchen Unglücken spezialisiert haben, über die Notrufnummer 112 alarmieren. Von einem der so genannten Rettungspunkte, die sich überall im Landkreis befinden, muss man die Retter an die Unglücksstelle, die sich meist in unwegsamem Gelände befindet, lotsen.

Damit das auch im Ernstfall mit Besonnenheit abläuft, setzt Forstwirtschaftsmeister Rainer Schmidt vom Forstbetrieb Nordhalben der Bayerischen Staatsforsten pro Jahr eine realitätsnahe Übung an, die für alle anderen Beteiligten überraschend kommt.


Das Szenario
Diesmal fand sie im Revier Wallenfels statt. Das Szenario: Ein Waldarbeiter stürzt im Steilhang und bricht sich ein Bein.

Schwer verletzt liegt er zwischen Bäumen. Die anderen Waldarbeiter in der Nähe hören die Motorsäge des Verunglückten nicht mehr dröhnen. Sie tuckert auf Standgas oder ist ganz aus. Für die Kollegen ist das ein Zeichen, sofort nachzusehen. Sie finden den Verletzten und setzen sofort über die Nummer 112 einen Notruf ab.
Jetzt nicht exakt zu wissen, wohin die Retter fahren müssen, wäre fatal. Deshalb gibt es im Kreis Kronach insgesamt 134 so genannte Rettungspunkte, das sind Treffpunkte an viel befahrenen Straßen, von wo aus die Retter zur Unglücksstelle gelotst werden können. Es gibt zwar auch die Möglichkeit, der Integrierten Leitstelle in Ebersdorf bei Coburg die genauen Koordinaten der Unglücksstelle durchzugeben, aber ohne genaue Ortskenntnis tun sich die Rettungskräfte schwer, ohne Umwege und Zeitverlust dorthin zu gelangen, wo sie dringend gebraucht werden. Außerdem kennen sie die Tücken des Geländes nicht. Diejenigen, die dort arbeiten, wissen, wie die Wege beschaffen sind, damit auch die schweren Fahrzeuge an den Ort des Geschehens gebracht werden können.

Im Falle der Forstübung bei Wallenfels lief alles reibungslos ab. Die Kollegen des verunglückten Waldarbeiters, den Marco Fischer darstellte, wussten, dass es zwei Rettungspunkte ganz in der Nähe der Unfallstelle gibt: Die Abzweigung Schnappenhammer von der Bundesstraße 173 liegt zwar nur 2,3 Kilometer vom Steilhang entfernt, aber die Anfahrt vom weiteren Rettungspunkt Neumühle/Köstenbachtal an der Bundesstraße 173 ist einfacher. Roland Gremer, der den Notruf absetzte, vereinbarte deshalb die Neumühle als Treffpunkt und lotste das Rote Kreuz und die Bergwacht zu Marco Fischer.


Das Spezialfahrzeug der Bergwacht
Weil der Lotse bereits am Handy konkrete Angaben zur Lage der Unglücksstelle gemacht hatte, wussten die Verantwortlichen gleich, dass sie mit einem der schweren Rettungswagen auf den steilen Waldwegen auf verlorenem Posten gewesen wären. Deshalb kam die Bergwacht Steinbach am Wald ins Spiel. Die hat in Kronach einen geländegängiges und allradgetriebenes Rettungsfahrzeug stationiert, das Equipment für die Bergrettung an Bord hat. Auch eine Gebirgstrage mit Kufen und einem Rad, die auch im Rettungshubschrauber eingeklinkt werden kann. Drei bis vier Kräfte der Bergrettung stehen ständig in Alarmbereitschaft. Einer davon ist Ralf Schmidt. Der legte sein Gurtzeug an, eilte mit Rettungssanitäterin Nadja Müller zum Verletzten, versorgte ihn und legte ihn auf die Gebirgstrage.

Derweil hatten seine Kollegen oben am Waldweg zusammen mit den Waldarbeitern einen Flaschenzug mit Gurten an einem starken Baum befestigt, so dass der Verunglückte mit vereinten Kräften nach oben gezogen werden konnte. Bei der Übung waren das nur einige Meter. "Wenn jemand weit weg ist und es Licht nach oben gibt, dann holen wir den Helikopter mit Winde aus Roth", sagt Ralf Schmidt. Dieser Hubschrauber braucht zwar zehn Minuten länger als der aus Bayreuth, der keine Winde hat, aber diesen Zeitverlust holt man locker ein, weil die Rettung mittels Flaschenzug entfällt. Wenn der Hubschrauber mit der Winde an Bord kommt, dann hängt sich einer der Bergwachtmänner samt Gebirgstrage mit dem Verletzten darauf am Haken der Winde an, während der Helikopter über den Bäumen schwebt. Dann werden Retter und Verunglückter hoch über den Wipfeln zu einer Lichtung gehoben, wo man die Gebirgstrage in den Hubschrauber umladen kann.


Die Lage der Rettungspunkte
Als Beobachter bei der Rettungsübung im Steilhang bei Wallenfels waren auch Herbert Eisentraudt und Klaus Dressel vom Katastrophenschutz des Landratsamts Kronach. Sie - und die Mitarbeiter der Integrierten Leitstelle Ebersdorf - rieten vor allem den privaten Waldbesitzern, sich vor Beginn der Arbeit im Forst über die Lage der Rettungspunkte zu informieren und sie als App (für Betriebssystem Android) herunterzuladen. So gehe im Notfall keine kostbare Zeit verloren. Aber auch für Spaziergänger, Jogger, Mountainbiker, Reiter, Wanderer, Kletterer und Geocacher sei das Wissen über die Rettungspunkte sehr wichtig.