Druckartikel: Bauern suchen den Dialog im Netz

Bauern suchen den Dialog im Netz


Autor: Karl-Heinz Hofmann

Kronach, Donnerstag, 31. Oktober 2019

Der Bayerische Bauernverband Kreisverband Kronach will neue Wege der Kommunikation gehen, um Kritik und Falschmeldungen zu begegnen.
Landwirt und Agrar-Blogger Bernhard Barkmann aus dem Emsland zog mit seinen Vortrag die Landwirte in seinen Bann.  K.- H. Hofmann


Bernhard Barkmann überzeugte als Referent die Landwirte von der Idee eines Agrar-Blogs. Für die beiden Kreisobmänner war es nach dem Referat völlig klar: Man werde auf regionaler Ebene versuchen, einen Agrar-Blog zu arrangieren. Damit könne man schneller und effektiver auf Verunglimpfungen und Falschmeldungen über die Landwirtschaft in sozialen Netzwerken und Medien reagieren und Unwahrheiten oder Falschdarstellungen berichtigen.

Kreisbäuerin Rosa Zehnter: "Wir müssen was tun, sonst sind die Bauern anonymen Falschmeldern ausgeliefert." Dieser Meinung schloss sich auch Geschäftsführer Harald Köppel voll und ganz an und will die Bemühungen unterstützen.

Der Referent Bernhard Barkmann aus dem Emsland sagt selbst über sich etwas ironisch, er sei ein kleinbäuerlicher Massentierhalter und das mit 50 Schweinen und etwa 50 Hektar an Fläche. Mit seiner Ehefrau, drei Kindern und seinen Eltern betreibt er Ackerbau und Tierhaltung (Kälberzucht, Bullenmast und Schweinemast). Er startete vor circa neun Jahren einen Blog, der sich aber nicht ausschließlich mit landwirtschaftlichen Themen befassen sollte. Doch weil er als leidenschaftlicher Landwirt und begeisterter Blog-Leser feststellen musste, dass, wenn es um landwirtschaftliche Themen geht, völlig verzerrte und ideologisch verblendete Beiträge und Kommentare zu lesen sind, entschied er sich, dagegen zu argumentieren.

"Es ist sehr wichtig die Sichtweise eines aktiven Landwirts im Netz zu verbreiten", legt er seinen Zuhörern ans Herz. Und er überzeugte sie mit vielfältigen Darstellungen, fügt Videos ein, und weist auch auf seine Freundschaft zu Bauer Willi hin.

Bauer Willi habe die Aktion "Grüne Kreuze" ins Leben gerufen, welche auch der Emsländer Barkmann mit Hingabe unterstützte. Wie Bauer Willi, so trete auch er für die Erweiterung des Horizontes ein, fordert auf, über den Tellerrand zu schauen, sich eine eigene Meinung bilden, in den Dialog zu treten und nach Lösungen suchen. Mit vielen Beispielen zeigt Barkmann die Macht der Medien auf. Begeistert schildert er sein großes Engagement für die Kampagne "Wir machen euch satt!" Inzwischen hat man als neues Motto "Dialog statt Protest!"

In seiner Zeitreise durch seine Erfahrungen mit Medien berichtet er, dass er sich oft alleine gefühlt habe, was ihn letztlich zum Agrar-Blogger werden ließ. Landwirte müssten ins soziale Netz und sich eine Plattform schaffen, um präsent zu sein und auf falsche Behauptungen reagieren zu können, fordert Barkmann in seinem zweistündigen, aber stets kurzweiligen Referat.

Den hiesigen Bauern gefielen die Ausführungen. Es waren maßgebliche Vertreter vom BBV, von den Landfrauen, vom Ring junger Landfrauen, Ring junger Landwirte und vom Verband landwirtschaftlicher Fachbildung anwesend. Die Veranstaltung unter dem Titel "Das Bild der Bauern - mehr Mut zur kreativen Kommunikation" wurde vom Bildungswerk des BBV Kronach organisiert.

Nach dem Vortrag fragten wir den Vorsitzenden vom Ring junger Landwirte, Andre Hofmann aus Burgstall, nach seinen Eindrücken. Der 33-jährige, mehrfach ausgezeichnete Milchviehhalter fand den Vortrag spannend und sehr informativ. "Dies hat man im Saal gemerkt, da jeder interessiert zugehört hat und der Abend auch viel länger ging als ursprünglich geplant. Ein Agrarblogger ist nicht auf massenhaft Klicks aus, sondern er versucht in den sozialen Medien, die Bevölkerung, den Verbraucher zu erreichen, um für seine Arbeit zu werben."

Gegen das "Bauern-Bashing"

In der Landwirtschaft gebe es zurzeit großen Unmut, was die kürzlich deutschlandweiten Bauernproteste gezeigt hätten. Die Probleme seien vielfältig, so Hofmann. Angefangen von einer Politik, bei der den Landwirten immer mehr Auflagen und Vorschriften aufgedrückt werden, über den Verbraucher, der fordert, man müsse als Landwirt dies und das machen, wobei der Bezug und das Hintergrundwissen fehlten, bis hin zum "Bauern-Bashing", das schon oft in der Schule beginne. Bei vielen Problemen werde den Bauern der Schwarze Peter zugeschoben. Außerdem kämen in der Medienwelt viel zu selten positive und fachlich korrekte Beiträge, im Gegenzug würden einzelne negative Beispiele ausgeschlachtet, ganz nach dem Motto: Nur schlechte Nachrichten, sind gute Nachrichten.

Mit den sozialen Medien, bei denen die Reichweite immer größer wird, gibt es nun die Möglichkeit, das Leben auf dem Hof mit all seinen Facetten der Bevölkerung, dem Verbraucher wieder näherzubringen. "Wir Landwirte sind stolz auf unsere Arbeit, es wäre schön, wenn auch die Bevölkerung stolz auf uns ist!" Ich kann nur jedem Landwirt empfehlen, den Kontakt mit der Bevölkerung zu suchen. Wege gibt es viele. Agrarblogger ist sicherlich ein interessanter und eleganter Weg aber auch einfach nur das Gespräch mit dem Umfeld zu suchen, ist schon viel Wert", meintHofmann.