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Bauausschuss Kronach freut sich: Firma Reinhardt ist Standort treu


Autor: Karl-Heinz Hofmann

Kronach, Freitag, 14. November 2014

Die Mitglieder des Kronacher Bau-, Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsausschusses sind erfreut darüber, dass der Präzisionsdrehteilehersteller Reinhardt nach der Zerstörung seiner Fertigungshalle durch Feuer nicht woanders ein neues Betriebsgebäude baut.
Die Fertigungshalle der Firma Reinhardt in Gundelsdorf brannte im August nieder. An der Stelle, wo jetzt noch Bauschutt vom Abriss entsorgt wird, wird im Frühjahr eine neue Fertigungshalle für Präzisionsteile entstehen (rechts das bestehende Bürogebäude).  Foto: K.- H. Hofmann


Der Bau-, Stadt entwicklungs- und Wirtschaftsausschuss der Stadt Kronach befasste sich in seiner Sitzung am Donnerstag gleich mit drei neuen Industriegebäuden. Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) sprach von einer erfreulichen Entwicklung.

Sowohl die Firma Reinhardt in Gundelsdorf, deren Betriebsgebäude im August dieses Jahres durch einen Großbrand völlig zerstört wurde, als auch die Firma SSE in der Industriestraße in Kronach und Dr. Schneider Kunststoffwerke in Neuses zeigten Standorttreue zur Lucas-Cranach-Stadt. "Das ist nicht selbstverständlich, und daher sind wir sehr dankbar", sagte der Rathauschef einleitend.

Sven Schuster (SPD) freute sich vor allem über den Wiederaufbau der Firma Reinhardt am Standort in Gundelsdorf. Er habe die schrecklichen Stunden während des Brandes miterlebt.

Er freue sich, dass die Familie Reinhardt nicht gezögert habe, wieder nach Gundelsdorf zurückzukehren, obwohl sie derzeit außerhalb der Stadt eine Fertigungsalternative in Marktrodach gefunden habe. Die beiden jungen Geschäftsführer Oliver und Tobias Reinhardt forcieren den Wiederaufbau. Dem Ausschuss lagen die Pläne für den Wiederaufbau der Fertigungshalle mit rund 1000 Quadratmeter Grundfläche vor.

Sehr nah an der Rodach

Während es zum Neubau des Betriebsgebäudes der Firma Reinhardt in Gundelsdorf an gleicher Stelle und in fast identischen Abmaßen keine Diskussion gab, mussten die Ausschussmitglieder beim Vorbescheid für den Neubau einer Fertigungshalle in der Industriestraße durch die Firma SSE Verwaltungs GmbH darauf hinweisen, dass der vorgesehene Bauort im Überschwemmungsbereich des Rodachflusses liegt. Hierzu sei parallel ein Antrag auf Erteilung einer Ausnahmegenehmigung gestellt, erörterte Stadtplaner Daniel Gerber.

Kein Veto

Von der Stadtverwaltung bestehen grundsätzlich keine Einwände gegen das Bauvorhaben. Das gemeindliche Einvernehmen zum Vorbescheid wurde einstimmig erteilt.

Eine schwerere Hürde war für die Ausschussmitglieder das Bauvorhaben der Firma Dr. Schneider, Neuses. Es ist der Bau eines Entwicklungszentrums geplant. "Es war schon eine lange Vorlaufgeschichte, während der mehrere Gespräche zwischen Bauherrn, Architekten, Anwohnern und der Stadt nötig waren, um auch die Belange der Anwohner in Neuses mit einzubeziehen", informierte der Bürgermeister vor Einstieg in die längere Diskussion, in die sich auch zwei Anwohner einbrachten. Sie hatten Bedenken. Seitens der Ausschussmitglieder äußerten sich Winfried Lebok (CSU), Wolfgang Hümmer (CSU) und Hans Simon positiv zum Vorhaben unter der Bedingung, dass das Gebäude um die dreieinhalb Meter, die es laut Planung über die östliche Baugrenze ragt, zurückgesetzt wird.

Stadtplaner Gerber erklärte noch zur Gesamthöhe von 13,40 Metern, dass diese in der Ansicht dem Bebauungsplan entspreche, der eine maximale Höhe von zehn Metern erlaube. Weil das Gebäude tiefer sitzt, rage es mit einer Traufhöhe von 9,90 Metern nicht über die Bestimmungen des Bebauungsplanes hinaus.
Im Beschluss wurden Freistellungen von den Festsetzungen im Bebauungsplan erteilt. Der Bauherr kann somit die Baugrenze im nordöstlichen Bereich um drei Meter überschreiten und als Dachform ein Walmdach wählen.
Die Baugrenze im östlichen Bereich muss jedoch eingehalten werden, sodass man das Gebäude um 3,50 Meter zurücksetzen soll. Dazu gab es ein einstimmiges Votum im Gremium.

Der Stadtplaner informierte, dass es sich um ein erstes Gebäude eines Entwicklungszentrums handle, in dem vorläufig 70 bis 80 hochkomplexe Arbeitsplätze entstehen sollen. Um das Gebäude herum, das 53 Meter lang und 20 Meter breit werden soll, sollen noch 208 Stellplätze entstehen. Diese Plätze sind mit circa 40 Bäumen zu begrünen. Das war die Auflage.


Weitere Genehmigungen

Einstimmiges Einvernehmen gab es für die Errichtung einer Doppelgarage im Inneren Ring in Kronach und einer Doppelgarage in Fischbach. Ferner wurde der Einziehung einer Teilfläche der Ortsstraße St. Kunigunden- Straße in Glosberg mit Wirkung zum 1. Mai 2015 zugestimmt.
Obwohl der Antrag auf Errichtung von drei Windkraftanlagen in den Gemarkungen Gössersdorf, Wötzelsdorf und Seibelsdorf schon vom Stadtrat und auch vom Bau-, Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsausschuss negativ beschieden worden war, musste er erneut im Gremium behandelt werden. Darauf hatte das Landratsamt hingewiesen.

Doch sowohl Stadtverwaltung als auch die Mehrheit im Ausschuss (6:3 Stimmen) waren der Ansicht: "Diese Windkraftanlagen verschandeln und zerstören das Landschaftsbild."

Bernd Liebhardt (CSU) verdeutlichte nochmals, um welche Dimensionen es sich bei diesen Windkraftriesen handle, die immerhin 200 Meter hoch werden sollen: "Die zwei bestehenden Windkraftanlagen sind wie Zahnstocher, die geplanten Riesen aber wie Baumstämme. Daher sollten wir uns keine Scheuklappen auferlegen lassen. Wir sehen eine deutliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, daher kann man das gemeindliche Einvernehmen nicht erteilen", sagte Liebhardt. Tino Vetter dagegen sprach sich für innovative, alternative Energietechniken aus und sah in der Windkraft eine sinnvolle Energie-Alternative.

Pointe des Bürgermeisters

Unter "Unvorhergesehenes" informierte Wolfgang Beiergrößlein über die Sanierung des Storchenturms, die gut vorangekommen sei. Als Krönung habe die Stadt dem Turm nun ein Storchennest aufgesetzt. "So hoffen wir, dass das Storchennest auf dem Storchenturm ein Zeichen ist, dem allseits beklagten demografischen Wandel entgegenzuwirken, indem wir den Klapperstörchen eine Heimat bieten. Das ist zugleich ein sichtbarer Appell an junge Familien, doch etwas für eine positive Einwohnerentwicklung zu tun", schloss der Bürgermeister die Sitzung mit einem Schmunzeln.