Bande kassiert mit Telefontrick bei Senioren ab

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Mit moderneren Mobiltelefonen als diesem Handy agierten die beiden Litauer, die am Mittwoch vor dem Schöffengericht Kronach standen. Foto: Archiv/Michael Gründel
Mit moderneren Mobiltelefonen als diesem Handy agierten die beiden Litauer, die am Mittwoch vor dem Schöffengericht Kronach standen. Foto: Archiv/Michael Gründel

Ein Geldabholer und ein Fahrer einer Gruppe von litauischen Schockanrufern erhielten vor dem Schöffengericht Bewährungsstrafen. Die beiden Männer müssen Deutschland innerhalb von zwei Wochen verlassen.

Der Trick ist so gemein wie einträglich: Ein Anrufer täuscht alten Leuten - vornehmlich solchen mit Migrationshintergrund - am Telefon eine Notlage eines Verwandten vor. Nur mit Bargeld könnten sie ihren Lieben aus der Patsche helfen. Fallen die Senioren auf diesen so genannten Schockanruf herein, dann steht schon wenige Minuten später ein Geldabholer vor der Tür.

Zwei dieser letzten Glieder aus der Bande der Schockanrufer erhielten vor dem Schöffengericht Kronach am Mittwoch Bewährungsstrafen von zwei Jahren bzw. 15 Monaten. Sie müssen Deutschland innerhalb von zwei Wochen verlassen, was sie nach achteinhalbmonatiger Untersuchungshaft in den Justizvollzugsanstalten Kronach und Bamberg mit Freude tun werden. Dieser Aufenthalt in den Gefängnissen sei für sie hoffentlich ein heilsamer Schock gewesen, hoffte Richterin Claudia Weilmünster in ihrer Urteilsbegründung.


Schockanrufer-Bande

Staatsanwalt Stephan Jäger wollte die beiden für zwei Jahre, zehn Monate bzw. zwei Jahre, zwei Monate hinter Gitter sehen, ohne Bewährung natürlich. Der Staatsanwalt befürchtete auch, dass die beiden, wenn sie einmal das Land verlassen haben, dem Zugriff deutscher Behörden abhanden gekommen sind.

Dem 34-jährigen Litauer wurden vier Fälle des bandenmäßigen Betrugs vorgeworfen, sein 30-jähriger Landsmann, der ihm von der Schockanrufer-Bande zugeführt wurde, war bei zwei Taten als Fahrer aktiv.
Am 6. März soll der 34-Jährige 10.000 Euro bei einer alten Frau in Kaiserslautern abgeholt haben, am Nachmittag 600 Euro bei einem älteren Herrn in der gleichen Stadt. Letztere Tat gab er auch zu, mit der ersteren wollte er nichts zu tun haben. Überführt wurde er aber dadurch, dass die "Dienst-Handys" der Bande, die bei ihm später sichergestellt wurden, zum Tatzeitpunkt in der Nähe des Opfers eingeloggt waren. Aber auch da hatte der Litauer eine Ausrede parat: Es soll zwei Gruppen von Geldabholern zur gleichen Zeit in der gleichen Stadt gegeben haben. Die Abholer sollten zehn Prozent der eingetriebenen Gelder erhalten.


Per Handy gelenkt

Eine Woche später fuhr der 34-Jährige mit dem 30-Jährigen Angeklagten in einem Auto, das sich dieser von einem Bekannten geliehen haben will, von Litauen nach Hannover. Von dort aus wurde das Duo, das sich durch das Geldeintreiben einen Zuverdienst verschaffen wollte, per Handy nach Coburg beordert. Am späten Vormittag des 15. März kassierte der 34-Jährige 1000 Euro bei einer älteren Frau in Coburg. Kurze Zeit später sollte er bei einer Seniorin in Lichtenfels 2000 Euro sowie die EC-Karte samt PIN abholen. Dazu kam es nicht, weil die alte Dame in der Aufregung den PIN-Code vergessen hatte.

Weitere Taten im Raum Coburg, wo an diesem Tag eifrig Schockanrufe getätigt wurden, konnten die beiden Männer nicht mehr verüben, weil ihre Handys inzwischen von der Polizei geortet worden waren und das Duo in der Nähe von Michelau festgenommen wurde. Als Zeugen wurden zwei Kripobeamte aus Coburg und Kaiserslautern vernommen, die die Bewegungsbilder der Handys aufgezeichnet hatten.