Druckartikel: Ausstellung über Kronacher Maler zur Friesener Kärwa

Ausstellung über Kronacher Maler zur Friesener Kärwa


Autor: Heike Schülein

Friesen, Freitag, 11. Oktober 2013

Zur Kirchweih in Friesen wurde die Ausstellung "Was machte der Kronacher Maler Lorenz Kaim von 1848 - 1856 in Friesen?" eröffnet. Das Fest der Kirchweih wird am Sonntag, 13. Oktober, gefeiert.
Pfarrarchivar Georg Schneider zeigt einen Hausaltar aus dem Uhrmacherhaus (Hausnummer 9/Alberti Fischer) in Friesen um 1880. Dieser wurde hergestellt vom Uhrmacher Georg Heinrich Fischer, dem Friesener Hochaltar nachempfunden.  Foto: Heike Schülein


Sankt Georg tötet den Drachen: Dem Betrachter begegnet ein einköpfiger Drache mit geöffnetem, blutrünstigem Rachen. Mit verdrehten Augen nimmt er nochmals den Betrachter ins Visier, bevor der Heilige ihm den Todesstoß versetzt. Die verschiedenen Ansichten, Vergrößerungen und Ausschnitte des von Lorenz Kaim geschaffenen Altarbildes stechen mit ihrer Leuchtkraft sofort ins Auge, wenn man die Ausstellung in den "Friesener Flößer-Stub'n" betritt.

Die Ausstellung zeigt die Entstehungsgeschichte des Hochaltarbildes, des Hochaltares und des Chorraumes aus der Hand von Lorenz Kaim lückenlos auf. Eine Altarwerkstatt mit Originalteilen aus dieser Zeit veranschaulicht eindrucksvoll die damalige Arbeitstechnik. Zu sehen sind zudem eine Vielzahl von einzigartigen Dokumenten über die Lebensverhältnisse, die pastorale Situation und das religiöse Brauchtum des Dorfes in der damaligen Zeit.



Georg Schneider ist Initiator

Zeitdokumente charakterisieren die beteiligten Personen aus dem Blickwinkel Friesener Exponate. Maßgeblich dafür verantwortlich zeichnet der Pfarrarchivar und Ausstellungsleiter Georg Schneider, der unzählige Arbeitsstunden im Vorfeld investiert hat, um den Gästen einen Einblick in die Lebensgeschichte des noch weithin unbekannten Kronacher Malers und in seine Arbeit in der Friesener Sankt-Georg-Kirche zu geben. Unterstützt vom Katholischen Bildungswerk wurde von ihm dazu ein ausführlicher und reich bebilderter Katalog erstellt, der das Zeitfenster detailliert und gut verständlich dokumentiert.

Georg Schneider war es auch, der in der Pfarrkirche St. Georg in die Ausstellung einführte und bei seinen spannenden Ausführungen großes Fachwissen an den Tag legte. Bislang sei nur bekannt gewesen, dass das bis zum Neubau der jetzigen Pfarrkirche im Hochaltar integrierte Bild "St. Georg als Drachentöter" - im Gotteshaus zu sehen - von Lorenz Kaim stammt. Doch dieser war, wie der Pfarrarchivar durch akribische Recherchen nun heraus gefunden hat, in Friesen weitaus umfangreicher tätig. So war eine Vielzahl an Aktivitäten, Aufgaben und Einschränkungen nötig, um das Altarbild zu malen.

Hochaltar war marode

Nachdem damals der Hochaltar der Pfarrkirche "St. Georg" marode gewesen sei, habe man Lorenz Kaim mit der Sanierung beauftragt, erzählte Schneider. Als Maler und technischer Zeichner sei er für die bevorstehende Arbeit wie geschaffen gewesen.

Vor der Genehmigung durch die Cronacher Curatelbehörde (Königliches Landgericht Kronach) musste jedoch ein Kostenvoranschlag vorgelegt werden. Kaim erstellte schließlich auftragsgemäß eine maßstabsgetreue Zeichnung des Altars von 1665 und entwarf detailliert einen neuen Altar, wobei er aus Kostengründen wiederverwendbare Teile des alten Altars einbeziehen musste.

100 Jahre Kirche geprägt

"Besonders bemerkenswert ist, dass ihm sogar die Oberaufsicht über das gesamte Projekt übertragen wurde", fuhr Schneider fort. Lorenz Kaim habe schließlich einen Altar geschaffen, der über 100 Jahre das Bild der Friesener Kirche geprägt habe und bei dem Pfarrer und Gläubige bei der Heiligen Messe zu ihrem Heiligen emporgeblickt hätten.

Die Ausstellung in Friesen ist keine Kunstausstellung im herkömmlichen Sinn, noch eine Ergänzung zur Kronacher Werkausstellung "Lorenz Kaim. Ein Maler und seine Stadt". Vielmehr zeigt sie die Entstehung eines Werkes im sozialen und geschichtlichen Kontext - keine künstlerisch ideale Welt, sondern den unspektakulären Alltag, in dem Lorenz Kaim um Anerkennung und Würdigung seiner künstlerischen Leistung rang. Sie ist gleichzeitig ein Stück Erinnerungsarbeit, um vorhandene Spurenelemente in Brauchtum und lokalem Geschichtswissen lebendig zu machen, geschichtliche Bruchstellen zu füllen oder Versunkenes in das Licht der Gegenwart zu holen.

Unterstützt wurde die Ausstellung von der katholischen Kirchenstiftung Friesen, der Friesener Flößervereinigung sowie der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Kronach. Die Redner bedankten sich in ihrem Grußworten beim Ausstellungsleiter und seinen Helfern. Kirchenpfleger Erwin Löhlein würdigte den Idealismus des Initiatoren, der sich mit viel Akribie, Sachverstand und Idealismus dem Kirchenarchiv verschrieben und diesen Schatz gehoben habe. Er sei "ein Glücksfall für Friesen".

Riesigen Aufwand betrieben

Georg Geiger, Vorsitzender der Flößervereinigung Friesen, sprach von einem enormen Aufwand. In einem bestehenden Museum eine Ausstellung zu ini tiieren, sei nicht einfach. Laut Stephan Renczes unterstützt die Katholische Erwachsenenbildung im Landkreis Kronach gerne die Bildungsarbeit der Pfarreien und Verbände. Es sei ihr ein besonders Anliegen, die Orts- und Kirchengeschichte der Frankenwaldpfarreien einem breiten Publikum durch Ausstellungen und durch die Schriftenreihe der KEB bekannt zu machen. "Das Konzept der Ausstellung spiegelt genau das Anliegen der KEB wider", freute er sich. Die Grüße der Stadt Kronach übermittelte Dritter Bürgermeister Hans Simon (SPD).

Die Ausstellung ist bis zum 30. November zu sehen. Sie ist auch am Kirchweihsonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

Der Festgottesdienst zur Kirchweih am Sonntag um 8.30 Uhr wird musikalisch von den St.-Georgs-Bläsern und dem katholischen Kirchenchor gestaltet. Auf dem Dorfplatz gibt es wieder einen Vergnügungspark für die kleinen Gäste, wozu am Sonntagnachmittag der Kindergarten-Förderverein St. Josef Friesen mit einem Kaffee- und Kuchenbüfett aufwartet. Eingeleitet wird das Kirchweihtreiben von der Musikkapelle Friesen mit Ständchen von Haus zu Haus.