Außergewöhnliches Passionskonzert in der Markgrafenkirche Seibelsdorf
Autor: Heike Schülein
Seibelsdorf, Montag, 22. April 2019
Eine außergewöhnliche Vertonung der Leidensgeschichte Jesu erklang am Karfreitag in der Markgrafenkirche Seibelsdorf: die Johannespassion von Homilius.
           
Zuversicht und Hoffnung, Helligkeit und Leichtigkeit - ungewöhnliche Klänge für eine Passion: Gottfried August Homilius leuchtet die Leidensgeschichte Jesu ganz anders aus als andere Komponisten. Das Spenden von Trost besitzt in seiner teilweise fast schon beschwingten Version besonderes Gewicht. Er schuf sie nach der Schilderung des Johannes, der als letzter der Evangelisten die Geschichte der Kreuzigung niederschrieb.
Glanzvoller Höhepunkt
Es war ein glanzvoller Höhepunkt kirchlicher Musik, den der Dekanats-Chor Kronach unter fein nuanciertem Dirigat von Dekanatskantor Marius Popp am Karfreitag in der Markgrafenkirche Seibelsdorf bot. Ein bewegendes Konzert mit Solisten und Orchester, das erleben ließ, wie eindrücklich, lebendig und berührend das geschriebene Wort durch die Kraft der Musik werden kann.
Die Johannespassion im Übergang vom Barock zur Klassik schildert in Chorälen, Chören, erzählenden Rezitativen und Arien auf packende Art die Leidensgeschichte Jesu bis zu seinem Tod und setzt sie spannend in Musik um. Die Kompositionen des zu Lebzeiten angesehenen Musikdirektors der drei Dresdner Hauptkirchen waren sehr beliebt und außerordentlich verbreitet, stehen heute aber in Bachs Schatten.
Mild statt monumental
Homelius' Klangsprache ist dabei milder als die monumentale Wucht der Bach-Passionen, wodurch seine Musik auch nicht so erschütternd wirkt. Vielmehr strahlt sie selbst im Angesicht des Todes Hoffnung aus.
Schlichte Melodien rühren das Gefühl an; die Rezitative erscheinen als einfühlsame, anteilnehmende Erzählung. Herrliche Choräle kommentieren das Geschehen. Die Rollenaufteilung kennt man von Bach. Im Zentrum steht der Tenor-Evangelist als Erzähler, der das Solisten-Ensemble anführt. Textverständlich und akzentuiert führt der großartige Johannes Puchleitner durch das Geschehen.
Mit Kraft und Hingabe
Bassist Rainer Grämer als Jesus fesselte einmal mehr mit Kraft und Hingabe - man könnte es auch "Seele" nennen. Mit Brillanz gestaltete Bariton Tobias Germershausen seinen Part.
Als ausgezeichnete Wahl erwiesen sich auch die mit großer Präsens in Erscheinung tretenden Katrin Küsswetter (Sopran) und Katarina Andersson (Mezzosopran). Mit ihren glockenreinen Stimmen sorgten sie für Emotionen: schön, stilvoll und mit strahlenden, facettenreichen Tönen.