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Aus Ju-Jutsu-Abteilung wird eigenständiger Verein


Autor: Marco Meißner

Küps, Donnerstag, 22. März 2018

Die Ju-Jutsu-Abteilung des TSV Küps ist flügge geworden. Als Akademie für Selbstverteidigung und Gewaltprävention steht sie nun auf eigenen Beinen.
Vorsitzende Heike Bittner beim Training mit Trainer Alfred Busse im Reitscher Mehrzweckraum. Foto: Marco Meißner


Der rechte Schwinger zielt zum Kopf von Marko Bauersachs. Dieser schafft es, den Schlag zu blocken. Sekunden später hat er den Angreifer über die Hüfte gezogen und zu Boden gebracht. Trainer Alfred Busse beobachtet zufrieden, wie Bauersachs die Ju-Jutsu-Technik an seinem Bruder Jens demonstriert.

In dieser Aktion spiegelt sich auch die Philosophie wider, die hinter diesem Sport steckt und die der Vorsitzenden Heike Bittner sowie ihrem Stellvertreter Horst Hellmuth gerade im Sinne der Selbstverteidigung extrem wichtig ist. "Wir sind nicht in der aktiven Position, sondern alles entwickelt sich aus der defensiven Situation heraus", betont Hellmuth. Was gelehrt werde, bewege sich somit stets innerhalb des gesetzlich Erlaubten.


Eigene Wege eingeschlagen

Bis vor Kurzem handelte es sich bei ihrem Verein noch um die Ju-Jutsu-Sparte des TSV Küps, wo Bittner auch Vorsitzende war. Heute ist es die Akademie für Selbstverteidigung und Gewaltprävention mit Sitz in Küps, die aber auch in Kronach und Reitsch Trainingseinheiten anbietet und an verschiedenen Schulen Selbstbehauptung und Gewaltprävention unterrichtet.

"Ursprünglich war geplant, nur die Selbstverteidigung aus dem TSV herauszuziehen", erklärt Bittner, wie es zur Gründung der Akademie kam. Vor allem wegen Fragen der Förderung und der Zusammenarbeit mit den Schulen sei dieser Gedanke sinnvoll gewesen. Dann entschieden sich die Verantwortlichen allerdings für den großen Schritt, sich komplett vom Sportverein zu lösen. "Unsere Aktivitäten waren im TSV zwar durchführbar, aber nicht in der Form, wie wir es heute können", erklärt Hellmuth.

Die Spanne, in der die Trainer Alfred Busse, Helge Welsch, Heike Bittner und Franz Geissler inzwischen ihren Sport sowie die Selbstverteidigung anbieten, ist den Kinderschuhen einer Vereinsabteilung entwachsen. "Es gibt Kurse für Lehrkräfte, Pflegedienste und Rettungskräfte, aber auch Mitarbeiter aus dem Öffentlichen Dienst mit Publikumsverkehr", erklärt Bittner, dass die Angebote der Akademie längst nicht mehr nur an einen geregelten Trainingsbetrieb auf Vereinsebene gebunden sind.


Selbstschutz und Gefahrenvermeidung

Ein Beispiel: Pflegekräfte müssen wissen, wie sie heikle Situationen erkennen und darauf reagieren können, wenn ein verwirrter Patient oder ein Betrunkener handgreiflich wird. Im Training mit diesen Gruppen geht es weniger um eine energische Gegenwehr denn vielmehr um die Frage, wie man sich selbst schützt. "Die Leute von den Pflegediensten wollen schließlich niemanden verletzen."

Auch bei den Übungseinheiten an den Schulen geht es nicht darum, die Kinder auf Attacke zu trimmen. Vielmehr ist es wichtig für den Nachwuchs, zu erkennen, was ihm droht. Und es ist vorrangig, ein Selbstbewusstsein zu entwickeln, mit dem sich Gefahrensituationen auch ohne Handgreiflichkeiten entschärfen lassen.

Aus diesem Grund sehen Bittner und Hellmuth im Ju-Jutsu einen Sport, der für alle Zielgruppen geeignet ist. Sogar Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen könnten die moderne Selbstverteidigungs-Sportart ausführen. Ab etwa fünf Jahren kann es losgehen. Nach oben gibt es keine Begrenzung, so lange man sich fit fühlt.

Dieser Sport kann aber auch dazu beitragen, wieder fit zu werden. Deshalb bemüht sich die zurzeit rund 40 Mitglieder starke Akademie unter anderem, eine Seniorengruppe aufzubauen. "Dafür suchen wir Senioren, die wieder körperlich aktiv werden und sich - im Rahmen ihrer Möglichkeiten - verteidigen wollen", erklärt die Vorsitzende.

Kaum gesagt, geht es für Heike Bittner selbst wieder auf die Matte. Sie darf eine Technik an Alfred Busse demonstrieren. Effektiv, aber ohne Aggression bringt sie ihren Trainingspartner zu Fall. Eben ganz so, wie die von ihr selbst gesetzte Vorgabe lautet: "Wir bilden keine Schläger aus!"


Trainingsmöglichkeiten der Akademie

Die Akademie für Selbstverteidigung und Gewaltprävention hat zurzeit folgende Trainingsmöglichkeiten: Montag von 17 bis 21.30 Uhr (verschiedene Gruppen in Küps/alte Schulturnhalle), Mittwoch von 18 bis 19.30 Uhr (gemischte Gruppe in Reitsch/Mehrzweckraum), Donnerstag ab 16.30 Uhr (verschiedene Gruppen in Kronach/Caerobics), Samstag von 11.30 bis 13.30 (Kindergruppen in Kronach/Caerobics).

Am Samstag, 24. März, bietet der Verein einen Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungs-Workshop im Kronacher Caerobics an. Dieser dauert von 14.30 bis 16 Uhr.

Video:





Ansprechpartner bei Nachfragen ist Heike Bittner. Sie ist erreichbar per E-Mail: bittner@jujutsu-kueps.de oder zu den Trainingszeiten.

Heike Bittner ist nicht nur Trainerin und Vorsitzende der Akademie. Weiterhin übt sie Funktionen aus als Schulsportreferentin des Deutschen Ju-Jutsu-Verbandes sowie als Fachwirtin für Konfliktmanagement und Selbstverteidigung.