Auf Tuchfühlung mit den Tieren in Reichenbach
Autor: Friedwald Schedel
Reichenbach, Dienstag, 19. Mai 2015
Klaus Schaumberg will die Angebote der landwirtschaftlichen Betriebe bündeln und aufeinander abstimmen. Die Höfe sollen für die Zukunft fit gemacht werden, damit viele Urlauber kommen, so wie zum Daumahof. Wir zeigen in einer Bilderstrecke und einem Video, was die Familie Förtsch alles bietet.
"Das ist viel mehr als ,Urlaub auf dem Bauernhof‘", sagt Klaus Schaumberg über den Agrotourismus. Der Fachmann muss es wissen, denn Projektleiter Schaumberg ist damit beschäftigt, die verschiedenen Angebote zu bündeln. Dazu zählen nicht nur die Übernachtung beim Landwirt, sondern auch Direktvermarktung, Weidewelt, Kulinarisches und das Grüne Band, um nur einige zu nennen. Schließlich sollen die Gäste so sehr verwöhnt werden, dass sie den Frankenwald weiterempfehlen und wiederkommen.
Klaus Schaumberg betreut den Agrotourismus am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kronach seit einem Jahr. Rund 60 Betriebe hat er seitdem besucht, die Stärken und Schwächen notiert, alle Ideen in ein Konzeptpapier gegossen, das es künftig umzusetzen gilt.
"Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, dass die Höfe in einem Netzwerk kooperieren", ist sich Klaus Schaumberg sicher.
Qualität ist wichtig
Der Fachmann vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kronach setzt auf Qualifizierung: "Die Qualität der Innenausstattung und die Hofpräsentation müssen stimmen." Viele Angebote in der Region sind seiner Meinung nach nicht für die Wünsche der Urlauber aufbereitet. "Da machen wir dann Schulungen und Fahrten, damit die Landwirtsfamilien sehen, welche Möglichkeiten wir haben", gibt Schaumberg die Marschroute vor. Für Veranstaltungen will er auch die Arnika-Akademie in Teuschnitz nutzen, weil viele Höfe den Schwerpunkt auf Gesundheit legen.
"Die Gäste wollen Qualität haben und zahlen auch dafür", sagt Klaus Schaumberg. Er warnt vor zu vielen Illusionen. "Das sind Kurzurlauber, die nur ein paar Tage bleiben wollen, weil das ihr Zweit- oder Dritturlaub ist!"
Ein landwirtschaftlicher Betrieb, der in Sachen Agrotourismus Qualität bietet und als Musterbeispiel dienen kann, ist der Daumahof der Familie Förtsch in Reichenbach. Bernadette Förtsch ist ausgebildete Erlebnisbäuerin und nicht nur sie sorgt dafür, dass die Tage auf dem Daumahof für die Urlauber unvergesslich schön werden. Da wird für Erlebnisurlaub mit familiärer Anbindung gesorgt.
Bei ihrem Sohn Johannes stehen die Kinder der Urlauber manchmal schon früh um sieben Uhr im Stall und wollen mithelfen. Ihre Eltern schlafen noch und wissen nichts vom morgendlichen Arbeitseifer ihres Nachwuchses. Die Familie Förtsch muss da behutsam vorgehen, denn viele Stadtkinder waren noch nie auf einem Bauernhof. "Manche denken, die Milch kommt aus dem Kühlregal", sagt Bernadette Förtsch kopfschüttelnd.
Die Kühe werden gemolken
Bei den Kindern, die bei der Familie Förtsch zu Gast waren, ist das natürlich künftig anders. Die waren am Morgen mit im Melkstand und haben gesehen, wie mühsam das Melken sein kann.
Die Angebote vernetzen
Drei Ferienwohnungen für Urlauber hat die Familie Förtsch anzubieten. In den Schulferien sind die auch ganz gut gebucht. In den Zwischenzeiten könnte es noch etwas besser laufen. Aber dafür ist ja Klaus Schaumberg da, um die verschiedenen Angebote der Höfe zu vernetzen. Dabei erhält er Hilfestellung von Frankenwald-Tourismus, der die regionalen Besonderheiten herausstellt und bewirbt. Johannes Förtsch führt den rückläufigen Trend auch auf den verstärkten Wettbewerb mit anderen Regionen zurück.
Fürsorgliche Betreuung
Seit Oktober 1995 bieten die Förtschs Urlaub auf dem Bauernhof an. Bernadette Förtsch, ihr Sohn Johannes und Schwiegertochter Kristina sorgen sich um das Wohl ihrer Gäste, sind fast rund um die Uhr für sie da. Die sind für die fürsorgliche Betreuung und den erlebnisreichen Urlaub in Reichenbach dankbar und versprechen beim Abschied, dass sie auf alle Fälle wiederkommen werden.
Johannes Förtsch hat festgestellt, dass die Urlauber anspruchsvoller werden, dass sie am bäuerlichen Leben teilhaben wollen. Sie möchten mitwerkeln, können jedoch keine bäuerliche Arbeitskraft ersetzen. Nicht nur die Unterstützung der Familienmitglieder ist für Johannes Förtsch wichtig, er findet es prima, dass die Nachbarschaft den Erlebnisbauernhof mit all seiner Vitalität und positiver Unruhe akzeptiert.