Auf Ebola vorbereitet - BRK Kronach simuliert den Ernstfall
Autor: Hendrik Steffens
Kronach, Donnerstag, 16. Oktober 2014
Durch die Übungsräume des BRK an der Friesener Straße in Kronach schwärmen Männer in Schutzanzügen. Sie simulieren den Ernstfall: Wie ist mit hochansteckenden Patienten umzugehen?
Die Schutzhandschuhe erschweren die Blutabnahme. Dazu kommt der eingeschränkte Sichtradius in dem klobigen blauen Kunststoff-Schutzanzug. Und der Lärm, den der Generator der Belüftung im Helm verursacht. Dr. Helmut Weiß trifft mit der Nadel trotzdem die Gummiader des Dummies. Er hätte im Ernstfall einen ersten Schritt zur Bestimmung der Krankheit des Patienten gemacht.
"Ein Taucheranzug ist schlimmer", sagt der Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Weiß, über das Gefühl in der Schutzkleidung der Kategorie drei. Das ist die höchste Schutzstufe gegen hochinfektiöse Krankheiten. Wie man vorgeht, wenn eben jene Krankheiten in der oberfränkischen Heimat gemeldet werden, das probte das BRK Kronach in der Friesener Straße.
In Kronach ist man vorbereitet
Ein Begriff, der häufig fällt, ist Ebola.
Seit fünf Jahren probt das hiesige BRK zweimal im Jahr - gemeinsam mit Gesundheitsämtern aus der Region - den Ernstfall: Ein Patient mit hochansteckender Krankheit wird in der Leitstelle gemeldet. Wie ist dann zu verfahren? Ein Leitfaden, den die Männer gemeinsam mit dem Würzburger Experten für Tropenkrankheiten, Prof. Dr. August Stich, erarbeitet haben, regelt jeden Schritt.
Sobald der Verdacht auf eine hochansteckende Krankheit besteht, rücken zwei Teams aus je einem Helfer des Rettungsdienstes und einem Experten des örtlichen Gesundheitsamtes aus. In Zusammenarbeit mit Feuerwehr und Polizei wird der Gefahrenherd großflächig abgesperrt. Vor Ort legen die Einsatzkräfte Schutzkleidung an.
Der Gesundheitsamtsleiter Helmut Weiß probte das - als einer von vielen - am Wochenende. Ein blauer Anzug aus luftundurchlässigem Kunststoff bildet die Grundlage des Schutzes. Öffnungen wie der zwischen Hosenbund und Gummistiefeln sowie Reißverschlüsse werden nach dem Schließen mit Klebestreifen abgedeckt. Ein Atem- und Belüftungsgerät versorgt den Anzug mit dem großen Helm durch Filter mit Luft. Mehrere Paar Handschuhe, die übereinander getragen werden, erlauben dem Anzugträger gefahrloses Anfassen eines ansteckenden Patienten.
"Vielleicht würde sogar weniger Schutzausrüstung ausreichen. Aber wir wollen absolut auf Nummer sicher gehen, um die Helfer zu schützen", sagt Martin Schmidt vom BRK-Kreisverband.
Beim Ausziehen des Anzugs herrscht noch mehr Akribie als beim Anziehen. Einer gründlichen Desinfektion folgt das schichtweise Abnehmen der Handschuhe durch einen zweiten Mann. Kontaminiertes Material wandert in einen Sondermüll. "Eine hundertprozentige Sicherheit haben wir dadurch nicht. Aber die maximal erreichbare", erklärt Karl Schmittdorsch vom BRK.
Einzigartige Maßnahme
Neun solcher Anzüge hält das Rote Kreuz in Kronach für den Ernstfall bereit. Und immer wieder wird der Umgang mit ihnen gelehrt. Bald werden die Kronacher Helfer noch eine Transportbox bekommen, mit der Patienten gefahrlos nach München-Schwabing gefahren werden können. Dort liegt die nächstgelegene medizinische Station, die zum Beispiel an Ebola erkrankte Personen aufnimmt. Diese intensive Form der Prävention gegen hochansteckende Krankheiten ist im Umkreis einzigartig.
Ein Team aus sechs Leuten investiert viel (Frei-)Zeit in das Projekt: Neben Martin Schmidt sind das Karl Schmittdosrch, Stefan Wick, Hans Kiesewetter, Dieter Fest, Stefan Becker und Sebastian Linss vom BRK-Kreisverband Kronach.