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ASB Kronach erfüllt letzte Wünsche: Noch einmal ans Meer


Autor: Anna-Lena Deuerling

LKR Kronach, Dienstag, 18. Dezember 2018

Der Wünschewagen des ASB bringt schwer kranke Menschen ein letztes Mal an ihren Lieblingsort.
Ingo Holzmann und Silke Tannhäuser koordinieren die Wunschanfragen aus Kronach und organisieren die Reisen für die Passagiere und ihre Angehörigen. Foto: Anna-Lena Deuerling


Noch einmal den Wind in den Haaren spüren, das Rauschen der Wellen hören, die salzige Luft auf der Zunge schmecken. Wenn Sie einen letzten Wunsch frei hätten, was würden Sie tun? Für viele Menschen, die sich unmittelbar mit dem Abschied vom Leben auseinandersetzen, steht genau das auf der Liste: noch einmal das Meer sehen.

Seit 2014 ermöglicht der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) letzte Wünsche wie diesen - mehr als 1000 waren es bis heute. Ab kommendem Jahr ist der "Wünschewagen Franken" in dieser Mission unterwegs, um den Menschen in der Region in ihrer letzten Lebensphase einen besonderen Herzenswunsch zu erfüllen. Die Anschaffung und Unterhaltung des speziell umgebauten Fahrzeugs sind ein Gemeinschaftsprojekt von neun fränkischen ASB-Verbänden, darunter Coburg, Coburg-Land und der ASB-Kreisverband Kronach. "Es ist ein Projekt der Menschlichkeit", sagt stellvertretender ASB-Vorsitzender Hans Pietz bei der Vorstellung in Rothenkirchen.

Wünschewagen in Franken ist noch nicht einsatzbereit

Wunschanfragen können ab sofort gestellt werden - auch wenn der fränkische Wünschewagen noch nicht einsatzbereit ist, gibt es deutschlandweit 19 weitere, die einspringen können. Die Fahrzeuge sind speziell für die Bedürfnisse der Fahrgäste abgestimmt.

Auch wenn alle Wünschewagen über eine notfallmedizinische Ausstattung verfügen, soll sonst möglichst wenig an einen klassischen Krankenwagen erinnern. Spezielle Stoßdämpfer, Musikanlage und ein beruhigendes Lichtkonzept sollen die Fahrt so angenehm wie möglich machen. Eine verspiegelte Rundum-Verglasung bietet einen Panorama-Blick in die Umgebung, bewahrt gleichzeitig die Privatsphäre des Passagiers.

Koordiniert werden die Wünsche aus Kronach von Ingo Holzmann und Silke Tannhäuser. "Kein Wunsch wird abgelehnt", betont Holzmann - solange es der medizinische Zustand des Passagiers zulässt.

Dabei sind es ohnehin nicht die großen und spektakulären Dinge, sondern die kleinen, einfachen - ja alltäglichen Selbstverständlichkeiten, nach denen sich die Menschen am Ende ihres Lebens sehnen. Noch einmal die Familie besuchen, zur Taufe des Enkels, bei der Hochzeit der Tochter Freudentränen weinen. Noch einmal die Natur erleben, am Wasser sitzen, raus ins Grüne fahren. Noch einmal seiner Mannschaft im Stadion zujubeln, beim Konzert der Lieblingsband mitsingen oder im Zoo die Affen beobachten.

Doch auch vermeintlich einfachen Fahrten stellen für die Angehörigen eine große Herausforderung dar. "Oft wollen die Menschen einfach nach Hause, nachdem sie monatelang in Kliniken verbracht haben", sagt Holzmann. Vor allem wenn ein Fahrgast liegend transportiert werden muss oder besondere medizinische Betreuung von Nöten ist, scheitern die Familien ohne Unterstützung an diesem Wunsch. "Das können eigentlich nur wir leisten, sonst wäre das finanziell für die Familie nicht zu stemmen", sagt Holzmann. Kosten fallen für den Passagier und seine Begleitperson keinen an.

Nur durch Spenden möglich

Ausschließlich über Spenden und Sponsoren finanziert der ASB das Projekt. Bis auf die wenigen hauptamtlichen Projektkoordinatoren wird der Wünschewagen fast ausschließlich von ehrenamtlichen Mitarbeitern betreut. Eine Fahrt begleiten mindestens zwei Fachkräfte aus dem medizinischen Bereich, die speziell dafür geschult wurden, einen Menschen auf seiner letzten Reise zu begleiten. Eine Aufgabe, die ebenso bereichernd wie belastend sein kann, sagt Holzmann.

Denn nicht selten versterben die Fahrgäste nur kurze Zeit nach der Fahrt. "Wenn der Wunsch erfüllt ist, können die Menschen oft abschließen. Sie können gehen."

Infos zum Wünschewagen

Wunschanfragen können vom Passagier selbst oder von Angehörigen, Pflegern und Palliativkräften gestellt werden. Wichtig ist, dass der Patient transportfähig ist und der behandelnde Arzt die Reise absegnet.

Kontakt Sie wollen jemandem seinen letzten Wunsch erfüllen? Bei Fragen erreichen Sie Silke Tannhäuser und Ingo Holzmann unter 09265/ 991855 bzw. per E-Mail an wuenschewagen@asb-kronach.de. Wunschanfragen können auch Online unter www.wuenschewagen.de gestellt werden.

Unterstützen Der ASB sucht für die Fahrten immer ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus den Bereichen Gesundheit, Pflege, Rettungsdienst oder Psychologie. Auch helfende Hände für andere Bereiche sind willkommen.

Spendenkonto Stichwort: Wünschewagen, IBAN: DE23 7002 0500 0007 8473 00, Bank für Sozialwirtschaft.

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