Arbeiten am Staudamm unter Hochdruck
Autor: Sandra Hackenberg
Kronach, Freitag, 14. Februar 2020
Stahlrohre über dem Damm und Schläuche, die durch das kaputte Rohr gezogen werden - weil es kein Patentrezept gibt, erfinden die Verantwortlichen selbst eines.
Die Ruhe des Waldes, das stille Gewässer des Stausees und eine Aussichtsplattform mit malerischer Aussicht in die weite Ferne: Die Ködeltalsperre zieht auch im Winter als Naherholungsgebiet die Spaziergänger in ihren Bann.
Doch ruhig ist es in diesen ereignisreichen Wochen am Stausee in Mauthaus nur scheinbar: Je weiter der Spaziergänger in Richtung Aussichtsplattform hinaufschreitet, desto lauter rattern die Kompressoren, die durchgehend Strom erzeugen, damit das Wasser aus der Talsperre gepumpt werden kann.
Oben angekommen hantieren die Einsatzkräfte des THW konzentriert neben dem stetigen Dröhnen der Hochleistungsmaschinen. Aus den Tiefen des Stausees klettern dutzende Feuerwehrschläuche empor, die sich ihren Weg über die Brücke des Staudamms bahnen, um auf dessen Rückseite in Richtung Betriebsgebäude im Wald zu verschwinden.
Keine Vergleichsfälle
Auch die Schussrinne, im Hang die - im Normalbetrieb - als Überlauf bei Hochwasser fungiert, wird aktuell per Wasserschlauch geflutet, denn: Die Leitungen laufen derzeit an der Ködeltalsperre ein wenig anders - und davon, wie sie bald laufen werden, zeugen bereits die schweren Metallrohre an den Waldwegen und die Bagger, die den Hang des Staudamms kräftig umgraben.
"So etwas habe ich in meiner gesamten Laufbahn noch nicht erlebt", fasst der Leiter des Kronacher Wasserwirtschaftsamts Hans Hemmerlein die aktuelle Lage an der Talsperre zusammen. Mehrere Lecks in einer der beiden Versorgungsrohre - weil es keinen vergleichbaren Fall gibt, mussten die Einsatzkräfte des THWs in den vergangenen Wochen improvisieren.
Mit Erfolg: Die Wasserversorgung wurde kurzfristig mit Tauchpumpen und den Kompressoren sichergestellt, falls in der momentanen Situation auch noch Schäden am zweiten Versorgungsrohr auftreten sollten. "Um die durchschnittlich benötige Wassermenge von 30 000 Litern je Minute über die Strecke und den Höhenunterschied zu fördern, sind direkt an der Talsperre circa 30 Pumpen im Einsatz und am Auslaufbecken Großpumpen mit Leistungen von 5000 bis 15 000 Liter je Minute", erklären die Pumpspezialisten des THWs Lohr, die derzeit - neben vielen anderen Ortsverbänden - vor Ort sind. "Um die Tauchpumpen mit genügend elektrischer Energie zu versorgen, sind zusätzlich die Fachgruppen Elektroversorgung aus Hof und Bad Staffelstein mit mobilen Netzersatzanlagen vor Ort."
Wasser aus Feuerwehrschläuchen und Pumpen, die dauerhaft am Anschlag laufen, sind natürlich keine Dauerlösung. Darum soll zügig mit den Metallrohren eine oberirdische Leitung über den Damm geschaffen werden.