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Aparthotel Steinwiesen ist versteigert


Autor: Friedwald Schedel

Steinwiesen, Dienstag, 19. Januar 2016

Die Bettenhäuser des Aparthotels Steinwiesen kamen für gut 400 000 Euro unter den Hammer. Ein Immobilienverwerter aus dem Raum Stuttgart gab als einiger ein Gebot ab. Ob dieses akzeptiert wird, hängt noch von der Zustimmung der Gläubigerbank ab. Das Ganze ist eine verworrene Geschichte.
Die Bettenhäuser des Aparthotels Steinwiesen wurden am Dienstag versteigert.  Foto: Archiv/Friedwald Schedel


Der Immobilienverwerter Immoeuro24 aus Ostfildern in der Nähe von Stuttgart erhielt am Dienstag bei der Zwangsversteigerung der Bettenhäuser des Aparthotels Steinwiesen den Zuschlag. Entweder muss er 303 670 Euro ohne Berücksichtigung des Erbbaurechts zahlen oder 405 000 Euro, wenn man die dem Markt Steinwiesen zustehende Pacht, deren Erhöhung und weitere Grunddienstbarkeiten berücksichtigt.

Eine endgültige Entscheidung steht noch aus, denn die BAG Bank als Gläubiger und Betreiber der Zwangsvollstreckung muss der Summe von 405 000 Euro noch zustimmen. Tut sie das nicht, kommt es möglicherweise zu einem neuen Versteigerungstermin, bei dem die Mindestgebote niedriger angesetzt werden. Der BAG-Anwalt machte am Coburger Gericht deutlich, dass der einzige Bieter "unter 405 000 Euro keine Chance" auf Zustimmung habe.


100 000 Euro teurer

Ob das bei diesem Betrag auch wirklich der Fall ist, muss sich noch zeigen. Denn die fünf Bettenhäuser wurden auf einen Wert von 810 000 Euro taxiert. 405 000 Euro sind nur fünf Zehntel davon. Die Bank wollte eigentlich sieben Zehntel haben, schließlich beläuft sich die Grundschuldeintragung auf 1,2 Millionen Euro. Der 52-jährige kurdischstämmige Bieter, der namentlich nicht genannt werden will, korrigierte nach der brüsken Ansage des Bank-Anwalts sein Gebot binnen einer Minute um über 100 000 Euro nach oben. Der Geschäftsführer von Immoeuro24 tat dies, obwohl er nach eigenen Aussagen das Aparthotel noch nie gesehen hat. Das wird sich bald ändern, wenn er vom Gericht den endgültigen Zuschlag erhält. Der 52-Jährige besitzt etwa 300 Wohneinheiten im Saarland, in Sachsen-Anhalt und im Raum Stuttgart. Auf das Aparthotel wurde er aufmerksam, weil er einmal in Coburg gelebt hat. Er will den Komplex als Hotel weiterführen und die bisherige Betreiberfamilie Neubeck mit ins Boot holen.

Die ganze Geschichte ist höchst verworren. Darauf wies auch die Rechtspflegerin am Gericht Coburg, die die Versteigerung durchführte, hin. Mit Einrechnen aller oder einzelner Grunddienstbarkeiten und des Erbbaurechts gab es insgesamt sechs Aufgebote. Zur Debatte standen dann schließlich nur noch zwei: entweder mit oder ohne Erbpachtzinsen. Die betragen pro Jahr etwa 5000 Euro.

Die Angelegenheit ist vor allem wegen des Erbbaurechts verzwickt. 1987 wurde zwischen dem Markt Steinwiesen als Grundstückseigentümer und der Familie Neubeck ein entsprechender Vertrag geschlossen, der noch bis zum Jahr 2087 läuft und in den auch der Ersteigernde als Rechtsnachfolger eintreten muss.


Nur für Fremdenverkehr

Die Neubecks durften auf dem Gemeindegrund die Bettenhäuser ausschließlich zur gewerblichen Nutzung für Fremdenverkehr errichten. Bei einem eventuellen Rückfall der Gebäude an den Markt hätte dieser bis zur Laufzeit von 52 Jahren eine entsprechende Entschädigung zahlen müssen, danach wäre die Übernahme entschädigungsfrei erfolgt, nach 99 Jahren sowieso.

Genau dieser Passus ist auch für den künftigen Eigentümer des Gebäudekomplexes wichtig. Erstens darf er diesen ohne Zustimmung des Marktgemeinderats nicht für andere Zwecke als den gewerblichen Fremdenverkehr nutzen, beispielsweise nicht zur Unterbringung von Flüchtlingen. Zweitens muss er auch auf die Rückfallklausel achten. Drittens sollte er sich mit der Hotelbetreiber-Familie Neubeck verständigen, denn diese hat Küche, Restaurant, Rezeption und Foyer des Hotels vom Markt Steinwiesen, dem Eigentümer, noch für einige Zeit gepachtet. Eine erste Kontaktaufnahme erfolgte noch im Gerichtsgebäude.

Steinwiesens Bürgermeister Gerhard Wunder (CSU), der beim Versteigerungstermin ebenso anwesend war wie Hotelbetreiber Bob Neubeck, verwies in Gesprächen nach dem Versteigerungstermin auf diesen laufenden Pachtvertrag für den Hotelkomplex mit Küche, Restaurant etc.

Neubeck gab bei der Versteigerung kein Gebot ab. Seine Aussagen vom vergangenen Jahr, es werde zu keiner Versteigerung kommen, denn man strebe eine Regelung an, um die nächste Generation von hohen Zinsen zu entlasten, zerplatzten mit der Abgabe des Gebots des Immoeuro24-Chefs wie eine Seifenblase.