Anwohner in Neuses sind sauer wegen Parkverbot
Autor: Corinna Igler
Neuses, Mittwoch, 10. Juli 2013
Sechs Schilder auf knappen 200 Metern sorgen für Aufregung im Kronacher Ortsteil Neuses. Sie verbieten dort nämlich das Parken. "So ein Theater", sagen die Anwohner - "Völlig zu recht", die Vertreter der Stadtverwaltung.
Seit seiner Kindheit wohnt Werner Erhardt im Zollwehrsteig. "Bis jetzt war es hier immer wunderbar", sagt er. Sein Nachbar Othmar Hederer pflichtet ihm bei. 1961 hat er dort ein Haus gebaut. "Aber so ein Theater hat es noch nie gegeben." Das Theater heißt Parkverbot und existiert seit Montag auf knapp 200 Metern im Zollwehrsteig. Insgesamt sechs Schilder weisen seitdem darauf hin, dass in der Straße nicht geparkt werden darf.
Warum? "Weil hier die Busse die Gäste für die Floßfahrten auf der Rodach direkt zum Ort des Vergnügens karren", sagt Anwohner Torsten Jäckisch. Und neulich sei ein Bus wohl wegen parkender Autos nicht durchgekommen. Die Anwohner glauben, dass Stadtrat Edgar Dunst (SPD) hinter diesem "Streich" steckt. Er ist nämlich Vorsitzender des Flößervereins in Neuses.
Frage der Haftung
"Nein", sagt Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (Freie Wähler). Das Thema beschäftige die Stadt schon Jahre und sei eine Frage der Sicherheit. "Wer übernimmt die Verantwortung, wenn was passiert und ein Rettungswagen nicht durchkommt?"
Auch Edgar Dunst weist die Vorwürfe von sich: "Ich habe damit gar nichts zu tun." Er habe keinerlei Druck auf die Stadtverwaltung ausgeübt. Lediglich ein Gespräch mit dem Bürgermeister habe es gegeben, an dem neben ihm auch weitere Vertreter des Flößervereins und der Kleingartenanlage, die sich ebenfalls dort befindet, teilgenommen haben. Dabei sei es darum gegangen, dass Müll- oder Rettungsfahrzeuge nicht durch die Straße kämen, genau wie auch Busse.
Und Dieter Krapp vom Ordnungsamt der Stadt erklärt: "Laut Paragraf zwölf der Straßenverkehrsordnung müssen 3,05 Meter zwischen Außenspiegel und dem nächsten Anwesen liegen." Die Straße in Neuses sei an der breitesten Stelle 4,50 Meter. Wenn dort ein Auto geparkt sei, lägen zwischen Außenspiegel des Fahrzeugs und nächstem Anwesen keine 3,05 Meter mehr, sondern lediglich um die zwei Meter.
Die Anwohner vergessen?
"Der Zollwehrsteig ist als Sackgasse gekennzeichnet. Müssen dort eigentlich Fahrten mit Omnibussen stattfinden?", fragt sich Jäckisch. "Es geht nicht um die Busse", sagt Krapp. Vielmehr schließt er sich dem Bürgermeister an: "Dort ist ein Gelände, das nur über diese Straße anfahrbar ist. Wer haftet, wenn was passiert und ein Rettungswagen nicht hin kommt?" Seit längerer Zeit sei die Parksituation im Zollwehrsteig Thema für die Stadtverwaltung. "Es gibt immer wieder Probleme" - ob mit Räum- oder Müllfahrzeugen, etc.
Wenn sich Anwohner nicht daran hielten, in solchen Straßen nicht zu parken, müsste man eben Verbotsschilder aufstellen, so Krapp. Das gebe es woanders auch. Er spricht von einem ähnlichen Fall in der Tannenstraße in Gehülz.
Eines habe die Stadt Kronach "mit ihrem Schilderwahn" aber vergessen, meint Jäckisch: Die Anwohner. "Manche besitzen nicht nur ein oder zwei Autos, die noch in die Grundstückseinfahrten passen." Hinzu komme, dass man ja auch mal Besuch habe oder mehrere Gäste zu einer Feier erwarte. "Es muss also notgedrungen auf der Straße geparkt werden", so Jäckisch.
Ihm, seinem Vater Ludwig und den anderen Anwohnern stelle sich die Frage, wo sich die Ausweichparkmöglichkeiten befinden: "In der Ortsmitte am Flößerplatz, am Sportheim oder errichtet die Stadt Kronach für Anwohner und etwaige Besucher des Zollwehrsteigs ein Parkhaus oder eine Tiefgarage? Dies wäre zu begrüßen, jedoch wird hierfür kein Geld vorhanden sein." Zwar gebe es am Zollwehrsteig noch eine Stichstraße "Obere Flur". Parke man dort, kämen aber die Anwohner dort nicht mehr aus ihrem Hof.
Die Busse mit den Floßfahrttouristen könnten doch auf der anderen Seite der Rodach parken, die Gäste müssten dann nur über den Steg zur Anlegestelle laufen. Das ist der Vorschlag der Anwohner. Der von Dieter Krapp sieht so aus: "Das Gelände an der Floßlände und der dortige Parkplatz gehören der Stadt." Dort könnten die Anwohner parken beziehungsweise ihre Besucher hin verweisen.
Ob tatsächlich ein Anwohner des Zollwehrsteigs eines Tages ein Knöllchen an der Scheibe seines Wagens kleben hat, bleibt abzuwarten. "Die Überwachung obliegt der Polizei", wie Krapp erklärt.