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Anwohner in Neuses greifen zum Maßband


Autor: Corinna Igler

Neuses am Main, Donnerstag, 22. August 2013

Für Unverständnis bei den Anwohnern sorgt das Parkverbot im Zollwehrsteig in Neuses. Deshalb haben Torsten und Ludwig Jäckisch nun sämtliche Straßen in ihrem Ort vermessen, um einen Vergleich zu ziehen.
Torsten (links) und Ludwig Jäckisch messen unter anderem die Breite im Zollwehrsteig. Foto: Carina Kuhnlein


Seit sechs Wochen dürfen die Anwohner des Zollwehrsteigs in Neuses dort nicht mehr parken. Und darüber sind sie mächtig sauer (wir berichteten bereits). Sechs Schilder weisen auf knapp 200 Metern auf das Parkverbot hin.
Die Stadtverwaltung begründet dies mit der Sicherheit. "Wer übernimmt die Verantwortung, wenn was passiert und ein Rettungswagen nicht durchkommt?", sagte Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (Freie Wähler) Mitte Juli.

Und Dieter Krapp vom Ordnungsamt der Stadt erklärte: "Laut Paragraf zwölf der Straßenverkehrsordnung müssen 3,05 Meter zwischen Außenspiegel und dem nächsten Anwesen liegen."

Die Straße in Neuses sei an der breitesten Stelle 4,50 Meter. Wenn dort ein Auto geparkt sei, lägen zwischen Außenspiegel des Fahrzeugs und nächstem Anwesen keine 3,05 Meter mehr, sondern lediglich um die zwei Meter.

Torsten und sein Vater Ludwig Jäckisch wollten dies so nicht auf sich sitzen lassen und haben sich deshalb nun mit einem Maßband auf den Weg durch die Straßen von Neuses gemacht.

Auch den Zollwehrsteig haben sie vermessen: "Am Anwesen Nummer 23 ist er von der Mauer bis zum Grundstück 5, 45 Meter breit. Die Straßenbreite beträgt 4,42 Meter. Am Haus Nummer 17 hat er eine Breite von 5, 95 Meter, die Straße ist dort 4,91 Meter breit", berichten die beiden.

Dagegen haben sie in Straßen, in denen in Neuses kein Parkverbot herrscht, Breiten zwischen 3,53 Meter und 4,6 Meter gemessen (siehe Infobox).

Dagegen befinde sich zum Beispiel im Haltestelle-Weg ein einseitiges Parkverbot bei einer Straßenbreite von 4,14 Metern (Hausnummer 11) und 3,68 Metern (Nr.1).

Mit zweierlei Maß gemessen?

Die Jäckischs fragen sich deshalb, ob in Neuses mit zweierlei Maß gemessen wird. "Müsste an sich nicht das Ordnungsamt hier im Ort jetzt viele Schilder anbringen?", fragt Torsten Jäckisch. "Oder man entfernt gewisse Schilder eben wieder", spielt er auf die Parkverbotsschilder im Zollwehrsteig an.

Schließlich wäre das nicht das erste Mal: "Eine Anwohnerin der Sankt-Sebastian-Straße berichtete mir von einem früheren einseitigen Parkverbot. Dieses wurde jedoch auf Drängen eines Anwohners entfernt", erzählt Jäckisch.

Die Schilder im Zollwehrsteig besagten ja auch "absolutes Halteverbot, so dass auch die Regelung, drei Minuten stehen zu bleiben, zum Beispiel zum Entladen, wegfällt", ärgert sich der Anwohner.

Stadtverwaltung will prüfen

Was die Stadtverwaltung zu den Ergebnissen der Jäckischs sagt? "Das wird demnächst in einer Hauptausschusssitzung behandelt. Wir müssen prüfen, wie wir damit umgehen", sagt Hauptamtsleiter Stefan Wicklein. Fortsetzung folgt also - ganz bestimmt.


Straßenbreiten:

Messen Torsten und Ludwig Jäckisch haben in verschiedenen Straßen in Neuses deren Breite gemessen. Ihre Ergebnisse im Folgenden.

Ergebnisse Rodachstraße, Höhe Hausnummer 11: 4,45 Meter; Höhe Hausnummer 23: 4,6 Meter. Sankt-Sebastian-Straße, Nummer 20: 4,54 Meter; Nummer 18: 4,37 Meter; zwischen Nummer 8 und Nummer 10: 4,14 Meter; Nummer 6: 4,10 Meter. Sankt-Josefs-Straße Nummer 24: 3,53 Meter; Nummer 16: 3,64m; Nummer 6: 4,17 Meter.