Angelika Milster: Eine Stimme wie ein Naturereignis
Autor: Heike Schülein
Friesen, Montag, 26. November 2012
Die Sängerin Angelika Milster präsentierte in der katholischen Kirche St. Georg Friesen ihr Programm "Classic meets Musical". Der Weltstar aus dem Musical "Cats" beeindruckte mit einer wunderbaren Stimme.
           
Dass dieser Abend anders werden würde als von "der Milster" gewöhnt, wird bereits am Anfang klar. Das Licht reduziert, tritt sie vor vollem Haus mit schnellen Schritten ans Mikro. Warmherziger Applaus schlägt ihr entgegen. Vor dem Altar steht im warmen Lichtkegel die Person, die seit 30 Jahren mit ihrer unverkennbaren Stimme berührt und begeistert: Angelika Milster konzentriert sich auf das Wesentliche: die Musik. 
Schon die ersten Töne vom "Vater unser" lassen einem die Gänsehaut auflaufen. Eine Stimme, die aus Tausenden sofort herauszuhören ist, eine geradezu magische Bühnenpräsenz, eine tolle Ausstrahlung - und Gefühl im Überfluss. Die Töne scheinen mit dem  Gebäude eins zu werden. Und das liegt sicherlich nicht nur an der hervorragenden Akustik. Es ist eine Stimme wie ein Naturereignis - einzigartig, sondergleichen, unvergleichlich. 
Zu Weltruhm gelangt
Was sie in der Rolle der "Grizabella" mit Lloyd-Webbers Musical "Cats" 1983 bekannt machte, faszinierte bald ganz Europa und gelangte ihr zu Weltruhm: Angelika Milster war "Cats", sie ist "Cats". Dass sie aber viele verschiedene Genres bedienen kann und ein sehr breites Spektrum abdeckt, zeigte der Abend in Friesen. Sie präsentierte ihr Programm "Classic meets Musical", mit dem sie seit 2002 auf Tour ist und sich nicht davor scheut, ihre musikalische Botschaft auch in kleinere Kirchen und Konzertsäle zu tragen - weil es ihr einfach Freude macht.
Es war ein Konzert, das für manche Überraschung gut war - beispielsweise die entspannte Art und Weise, mit der sie charmant durch den Abend führte und Anekdoten aus ihrem Leben erzählte. Man meinte fast, einer alten Freundin bei ihren Erzählungen zu lauschen. Der erste Teil des Programms stand ganz im Zeichen geistlicher Musik und klassischer Gesangsstücke. Angelika Milster hat sich für diese Musik keine Kunststimme zugelegt, auch wenn manche sagten: "Bach oder Händel singt man nicht so." Sie singt, wie die Milster eben singt.
Wo holt diese Frau die Luft her, mit der sie die Töne hält? Selbst Arien, die so manchem Klassiksänger den Schweiß auf die Stirn treiben würden, meistert sie mit Bravour - mit beeindruckender Stimmkraft, voller Leidenschaft, in weit ausholenden Gesten und atemberaubend kraftvoll. Zu hören waren beispielsweise Rusticellis mystisch dunkles erklingendes Kyrie oder das bekannte deutsche Kinderlied "Guten Abend, Gut Nacht". Ihr ständiger Begleiter an der Orgel ist dabei Jürgen Grimm, der sein Spiel hoch oben auf der Empore stets den von Milster interpretierten Titeln perfekt anpasst.
Höhepunkte aus Musicals
Im weiteren Verlauf löste sie sich von den sakralen Klängen und präsentierte Höhepunkte aus verschiedenen Musicals - wie etwa Bernsteins "Somewehre", "The Rose" von Amanda McBroom oder "From a Distance" von Julie Gold - und natürlich als Glanzpunkt "Memories" aus "Cats". Über 4000-mal hat sie es gesungen und es klingt kein bisschen abgenutzt. Sie singt es mit so viel Hingabe, Seele und Leidenschaft, dass im Publikum die Tränen kullern. Dieses bedankt sich mit nicht enden wollendem Applaus bei der Ausnahmekünstlerin für ein Konzert voller musikalischer Tiefe, man könnte es auch "Seele" nennen.