Druckartikel: Am Rennsteig ging nichts mehr - Kritik am Winterdienst

Am Rennsteig ging nichts mehr - Kritik am Winterdienst


Autor: Veronika Schadeck

Tettau, Dienstag, 26. April 2016

Starke Schneefälle sorgten am Dienstag in den Hochlagen des Frankenwaldes für starke Behinderungen. Kritik gab es am Winterdienst.
Winterdienst und Polizei hatten am Dienstag auf den Hochlagen des Frankenwaldes alle Hände voll zu tun. Foto: Polizei


Die Bürger des oberen Frankenwaldes staunten nicht schlecht, als sie am Dienstagmorgen erwachten. Dicke Schneeflocken fielen vom Himmel, die Straßen und Hofeinfahrten waren mit mehreren Zentimetern Schnee bedeckt. Und das wenige Tage vor dem Wonnemonat Mai.

Glücklicherweise, so war von Polizeikommissar Stefan Höhne von der Polizeiinspektion Ludwigsstadt zu hören, kam es nur zu einem Verkehrsunfall mit Blechschaden. Zwischen Tschirn und Teuschnitz war ein Linienbus in den Graben gerutscht. Eine BMW-Fahrerin versuchte an diesem vorbei zu fahren, verlor aber aufgrund von bereits aufgezogenen Sommerreifen die Kontrolle über ihr Fahrzeug und blieb ebenfalls hängen. Die Straße musste teilweise komplett gesperrt werden.

Die Witterungsverhältnisse führten aber dazu, so Höhne, dass aufgrund der geschlossenen Schneedecke zahlreiche Fahrzeuge an den Steigungen in der Rennsteig-Region hängen blieben. Im Bereich "Frankenwaldhochstraße" mussten über 30 Sattelzüge und mehrere Autos einen unfreiwilligen Stopp auf der Staatsstraße zwischen der "Kalten Küche" (Thüringen) und dem "Rennsteig" einlegen, da hier aufgrund eines quer stehenden Lkw über mehrere Stunden gar nichts mehr ging.

Wegen der winterlichen Straßenverhältnisse wurde erneut Kritik am Winterdienst laut. Die Straßenmeisterei hat zwar versucht, schnellstmöglich die Straßen zu räumen. Das erwies sich aber als sehr schwierig. Für den Tettauer Bürgermeister Peter Ebertsch steht fest, dass der Winterdienst auf den Kreis- und Staatsstraßen wieder einmal nicht so funktionierte, wie es eigentlich der Fall sein sollte. "Es gab eine Wetterwarnung, da hätte man sich darauf einstellen können", sagte er.

Unterstrichen wird dies von einem Facebook-Nutzer, der ebenfalls schlechte Erfahrungen gemacht hat. Er schreibt, dass sämtliche Nebenstraßen im Tettauer Bereich um 6 Uhr morgens schneefrei gewesen seien. Hier war die Gemeinde zuständig. Anders soll es dagegen auf der Kreisstraße zwischen Buchbach und Rothenkirchen ausgesehen haben. Der Verfasser bemängelt, dass Beschwerden, Leserbriefe und Anträge zwecks Verbesserung des Winterdienstes im Landkreis-Norden ignoriert wurden und werden. "Vielleicht hat jemand Lust, künftig jeden Freitag eine Lkw-Ladung Schnee vor den Haupteingang des Landratsamtes zu kippen", schreibt der Nutzer weiter. Damit kontert er eine Aussage aus einer Kreistagssitzung, als das Thema Winterdienst behandelt wurde. Damals hieß es: "Stellt doch einen Antrag, dass es bei euch nicht mehr schneit."


Nicht überall gleichzeitig

Die zwei Räum- und Streufahrzeuge des Landkreises seien frühmorgens im Einsatz gewesen, begegnet der für den Winterdienst zuständige Leiter des Tiefbauamtes am Landratsamt, Gunter Dressel, der Kritik. Er erklärte, dass die Fahrzeuge nicht gleichzeitig an allen Stellen im oberen Frankenwald und Nordhalben sein könnten.
Um 3.35 Uhr sei die Nachricht vom Winterdienstspäher eingegangen, erklärt Joachim Martin von der Straßenmeisterei. Danach sei man mit den drei eigenen Winterfahrzeugen des Staatlichen Bauamtes ausgerückt. Sowohl er, als auch Gunter Dressel, wiesen darauf hin, dass die Verträge der insgesamt acht externen Unternehmer, die in den Wintermonaten im Auftrag der Landkreises und des Staatlichen Bauamtes für den Räumdienst unterwegs sind, jeweils vom 1. November bis zum 31. März des Folgejahres gelten. Das heißt, Unterstützung von externen Unternehmen war in diesem Fall nicht mehr möglich.

Auf die Frage, ob es denn nicht Sinn machen würde, den einen oder anderen Unternehmer auch nach dem 31. März in Rufbereitschaft zu halten, antwortete Joachim Martin: "Sie müssen da erst einmal jemanden finden." In diesem Zusammenhang weist er darauf hin, dass die externen Unternehmer ihre Fahrzeuge nach Vertragsende umrüsten, um diese auf Baustellen einsetzen zu können.

Sowohl Martin als auch Gunter Dressel bringen bei dem Schneechaos auch die Kraftfahrer mit ins Spiel. "Von zehn Kraftfahrern hat höchstens einer noch die Winterreifen an seinem Auto." Die Kraftfahrer sollten deshalb den Reifenwechsel erst zu einem späteren Zeitpunkt vornehmen. Das würde die Situation an solchen Tagen entschärfen.

Während Ebertsch mit dem Winterdienst auf Kreisebene nicht zufrieden ist, habe der auf Gemeindeebene "einwandfrei" funktioniert. Er selbst sei auf einem Seminar in Oberbayern gewesen. Von dort aus habe er eine Nachricht mit einer Wetterwarnung für Tettau an seinen Bauhof geschickt. Zugleich gab er den Auftrag, die Fahrzeuge wieder für den Winterdienst umzurüsten.


Schnelle Umrüstung

Ähnlich lief es auch in Steinbach am Wald ab. "Der Kehlbachsberg war um fünf Uhr geräumt", so der geschäftsleitende Beamte Thomas Kotschenreuther. Er sprach davon, dass am Montagnachmittag auf Anweisung von Bürgermeister Klaus Löffler die zwei schon für den Sommer umgerüsteten Winterfahrzeuge der Gemeinde wieder "wintertauglich" gemacht wurden. Auch die zwei externen Unternehmer wurden informiert. Diese hätten ihre Fahrzeuge ebenfalls wieder auf Winter umgerüstet, so dass laut Kotschenreuther ein geordneter Räumdienst durchgeführt werden konnte.