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Am Rennsteig fallen die Bäume


Autor: Friedwald Schedel

Kehlbach, Samstag, 12. April 2014

Die Staatsstraße zwischen Steinbach am Wald und Tettau ist für neun Tage gesperrt. Der Forstbetrieb Rothenkirchen lässt Stämme entnehmen, die im Winter auf die Fahrbahn zu fallen drohen.
Wie Streichhölzer hebt der Kranarm des Harvesters die Stämme nach dem Fällschnitt hoch und lässt sie zu Boden krachen.


Tonnenschwere Bäume knicken um wie Streichhölzer, wenn Eginolf Engelhardt und sein Sohn Mario mit ihren Harvestern zupacken. Die schweren Maschinen werden bei Forstarbeiten entlang der Staatsstraße am Rennsteig eingesetzt. Damit die Engelhardts ungehindert von der Straße aus an die Bäume ranfahren können und diese auch mal auf die Fahrbahn fallen dürfen, ist die Rennsteigstraße seit Samstag komplett gesperrt. Die Arbeiten erstrecken sich entlang einem zweieinhalb Kilometer langen Stück zwischen den beiden Abzweigungen nach Kehlbach.

In weniger als einer Minute ist eine normale Fichte mit Hilfe der Harvester gefällt, entastet und in Vier- bzw. Zweimeter-Stücken abgelegt. Da staunt selbst Forstwirtschaftsmeister Georg Scherbel vom Forstbetrieb Rothenkirchen, der die Arbeiten überwacht und koordiniert.

Er arbeitet seit 30 Jahren mit der Motorsäge im Wald, ist also routiniert, aber er würde zum Aufarbeiten eines solchen Baums eine Viertelstunde benötigen. Ab und zu braucht der Harvester auch seine Zeit, zum Beispiel bei einer knorrigen Buche, deren verzweigtes Astwerk schon bedenklich Richtung Straße ragte. Also musste der Baum weg. Wegen des nicht gerade geraden Wachstums dieser Buche war ein Forstarbeiter gefordert, ab und zu einmal einen Schnitt mit der Motorsäge zu machen.




Bäume sind kernfaul
Georg Scherbel hat die Bäume, die entfernt werden müssen, mit roter Farbe gekennzeichnet. Und er hat ein gutes Händchen bewiesen. Die meisten der Stämme waren kernfaul, also nicht standfest genug. Das verwertbare Holz geht als vier Meter lange Fixlängen an einen Abnehmer aus Österreich, die zwei Meter kurzen Stücke werden an die Zellstoffindustrie verkauft. Auch jede Menge Selbstwerber bemühen sich um Brennholz aus diesen Fällmaßnahmen. Die Selbstwerber kriegen Lärche, Buche und Douglasie, weil dieses Holz nicht für die Zellstoffwerke geeignet ist.

Der Forstwirtschaftsmeister wies eindringlich darauf hin, dass die Autofahrer die Sperrung beachten sollten. Jeder, der trotzdem durchfahre und damit sein Leben gefährde, werde kompromisslos angezeigt. Bei der Missachtung der Sperrung zwischen Langenau und Schauberg setzte es bei einem vorherigen Einsatz 15 Anzeigen.
Manche Bäume sind weiß markiert. Die müssen die Harvesterfahrer in Ruhe lassen. Die Stämme, die einen weißen Punkt haben, sind die Zukunftsstämme, die noch sehr lange wachsen sollen. Die abzusägen, wäre eine Todsünde. Stämme, die einen schrägen weißen Strich in Schulterhöhe tragen, zeigen dem Harvesterfahrer die Rückegassen an. Nur auf diesen Gassen dürfen sich die 20 Tonnen schweren Maschinen bewegen. Eginolf Engelhardt fährt einen Harvester mit sechs Rädern und Knicklenkung. Anschaffungskosten: 420 000 Euro! Das Gefährt seines Sohnes hat gar acht Räder und arbeitet wegen des geringeren Drucks bodenschonender. Außerdem können bei morastigem Untergrund zwischen den Doppelachsen Bänder aufgezogen werden, so dass der Harvester wie auf Raupenketten fährt und der Druck noch gleichmäßiger auf den Boden verteilt wird.


An Ostern ist die Straße frei
Die Engelhardts aus der Schnaid ziehen die Baumfällung mit ihren Mitarbeitern so schnell wie möglich durch. Eventuell dauert die Sperrung keine neun Tage, wenn die Harvester weiter so schnell vorankommen. Aufgehoben wird die Sperrung auf jeden Fall am ersten und zweiten Osterfeiertag.