Druckartikel: Altpapier im Kreis Kronach braucht neue Quote

Altpapier im Kreis Kronach braucht neue Quote


Autor: Marco Meißner

Birkach, Montag, 15. April 2019

Ein Gesetz legt fest, für welche Bestandteile des Papiermülls der Landkreis Kronach und für welche die Dualen Systeme zuständig sind. Vor 15 Jahren wurden die Quoten hierfür festgelegt. Nun werden sie überprüft.
Zahlreiche Prospekte finden sich in den grünen Tonnen.  Foto: Marco Meißner


Ab in die Tonne! Mit Schwung befördert Rainer Sabrowski einen Pack Prospekte in eines der grünen Behältnisse. Doch er "entsorgt" den Papiermüll nicht nur in eine Tonne, sondern gleich in 20. Der Grund: Der Landkreis will wissen, wie sich dieser Müll seiner Bürger zusammensetzt.

Auf dem Birkacher Bauhofgelände wird zurzeit aufgeschlüsselt, was zuvor an zwölf Stationen in Kronach, Pressig und Küps gesammelt wurde. Stichproben des Papierabfalls. Dabei geht es aber nur am Rande um die Sortierung durch die Bürger - auch wenn bei der Gelegenheit natürlich ein Blick darauf geworfen wird, wie Thomas Mattes vom Landratsamt feststellt.

Ein Nebeneffekt

"98, vielleicht 99 Prozent machen's korrekt", schätzt Sabrowski, der gemeinsam mit seiner Frau Ingrid und seiner Tochter Yvonne für Sabrowksi-Hertrich-Consult (SHC) die Stichproben-Analyse in Birkach durchführt. Ab und zu rutsche den Leuten natürlich mal ein Verbundstoff oder eine Plastikfolie durch, die anders entsorgt werden müsste. Doch grobe Schnitzer ("Wir hatten auch schon Restmüllsäcke mit Windeln und Speiseresten drin") seien in den grünen Tonnen die Ausnahme.

Warum braucht es dann die Mülluntersuchung, wenn es doch nicht um den Sortier-Eifer der Bürger geht? Der Grund liegt in der Verrechnung der Kosten und Einnahmen für die Papiermüll-Entsorgung. Für das Einsammeln und Erfassen des Papiermülls entstehen Ausgaben. Zuletzt lagen die laut Mattes bei jährlich rund 310 000 Euro für das Kreisgebiet mit seinen etwa 25 000 Papiertonnen. Andererseits gibt es auch Einnahmen durch die Vermarktung des entsorgten Papiers und der Pappe. Diese Preise schwanken allerdings stark und gelten heute als nur schwer kalkulierbar. 2016 lagen sie bei 350 000 Euro, 2017 bei 460 000 Euro und 2018 nur noch bei 260 000 Euro.

Feste Quoten

Mit beiden Posten steht der Landkreis nicht alleine da. Nach einem festen Schlüssel werden die Ausgaben und Einnahmen zwischen dem Kreis und den Dualen Systemen (für die Hersteller und Vertreiber von Verpackungen) aufgeteilt. Sprich: Zeitschriften, Bücher, Werbung und Ähnliches fällt in die Zuständigkeit des Landkreises, Verpackungsmaterial in die der Dualen Systeme. Und da laufen die Verhandlungen, wer künftig wie viel zahlen muss und kassieren darf. Eine Basis für die Gespräche könnte Sabrowskis Analyse bilden, für die er auf eine 36-jährige Erfahrung in dieser Branche verweisen kann. Deshalb wird der Abfall in der grünen Tonne in 20 Kategorien unterteilt.

Wandel im Handel

Mattes erklärt, dass die Hersteller und Vertreiber von Verpackungen schon seit 1992 verpflichtet sind, deren Entsorgung mit zu übernehmen. Die Quoten, nach denen abgerechnet wird, wurden zuletzt im Jahr 2004 angepasst. 15 Jahre später dürfte sich nach Mattes' Einschätzung eine gravierende Veränderung ergeben haben. Zugrunde liegen aktuell bei den Kosten für das Entsorgen des Verpackungsmaterials (rund 27 Volumenprozent Anteil) und bei den Einnahmen dafür (etwa 18 Gewichtsprozent) Zahlen, welche die Entwicklung des Internets und des Onlinehandels nicht mehr widerspiegeln dürften.

"Ich erwarte Ergebnisse zwischen 60 und 70 Volumenprozent", sagt Mattes zu dem, was heute vermutlich an Verpackungen in den Papiertonnen der Landkreis-Bürger zu finden ist. Im Gegensatz dazu gehe der Anteil der Zeitungen und Kataloge in den grünen Tonnen zurück.

Das Ziel der Abfallwirtschaft sei es aber bestimmt nicht, ihren Säckel besser zu füllen. Eine Verschiebung der Anteile würde sich ja nicht nur auf der Kostenseite, sondern umgekehrt auch auf die Einnahmeseite niederschlagen.

Darum würde auch der Bürger vermutlich nicht viel von einer veränderten Abrechnung spüren. "Wir wollen einfach eine gerechte Aufteilung", betont Thomas Mattes - zwischen dem Müll, denn die Leute im Kreis verursachen, und dem, für den laut Gesetz die Dualen Systeme zuständig sind.