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Altes Schulhaus in Wilhelmsthal ist Geschichte


Autor: Heike Schülein

Wilhelmsthal, Montag, 13. April 2015

Die Abrissarbeiten an der alten Wilhelmsthaler Schule dauern noch bis etwa Mitte Mai. Bürgermeisterin Susanne Grebner und Kreisheimatpfleger Robert Wachter entdeckten kürzlich "Schätze" im Grundstein.
Noch bis Mitte Mai wird der Abriss der alten Schule in Wilhelmsthal dauern. Foto: Heike Schülein


"Es war ein großer Festtag für die Berggemeinde Wilhelmsthal" - so war am 9. September im Kronacher Volksblatt über die zwei Tage vorher erfolgte Einweihung der Edgar-Emmert-Schule zu lesen. Ehrengast war der damalige Landrat Edgar Emmert, der - aufgrund seiner Verdienste um den Neubau - zum Namensgeber auserkoren worden war.

Dieser würdigte: "Ob seiner schönen Lage und seines schönen Blickes über die Höhen des Frankenwaldes zählt der Schulhausbau zu den schönsten Oberfrankens."


Ortsbild geprägt

Mehr als 55 Jahre thronte das Gebäude an den Hängen des Eichsbergs. Erbaut 1957 und 1958, erhielt die Einrichtung aufgrund stetig wachsender Schülerzahlen 1963 und 1964 einen Erweiterungsbau in östlicher Richtung. Zusammen mit dem eingeschossigen Trakt der Gemeindekanzlei und des Lehrerwohnhauses war das Gebäude fast 100 Meter lang.

Seit dem Schuljahr 2013/2014 werden die Kinder der Gemeinde nun in der neuen Grundschule neben der Turnhalle unterrichtet. Am 9. März begann der Abriss des alten Schulhauses, zehn Wochen sollen die Arbeiten dauern. "Das Gebäude hat mehr als ein halbes Jahrhundert das Ortsbild von Wilhelmsthal und auch dessen Geschichte maßgeblich mit geprägt", sagt Kreisheimatpfleger Robert Wachter.

Auch der "Abschied" von Bürgermeisterin Susanne Grebner von "ihrer" alten Schule ist mit Wehmut verbunden, zumal sie diese ja seit ihrer Kindheit tagtäglich "vor Augen" gehabt habe. "Die Kirche, das Schwesternhaus und die Schule gehörten für mich einfach zusammen", sagt sie.


In "besonderer Mission"

Beide sind auf der Baustelle sozusagen in "besonderer Mission" unterwegs; soll doch der mit der Aufschrift "25.8.1957" und einem Kreuz versehene Grundstein "geöffnet" werden. Beide hoffen auf eine eingelegte Zeitkapsel. Und in der Tat: In dem eingemauerten, hohlen Sandstein findet sich eine luftdicht verschlossene, verzinkte Plombe, der die Maschinisten Jens Blinzler und Jürgen Mänche mit der Eisensäge zu Leibe rücken.

In ihr liegt eine große und in sauberer Handschrift erstellte Urkunde mit Angaben zum Bauprojekt, unterschrieben von den damaligen Verantwortlichen. Außerdem darin verwahrt sind zwei Ausgaben vom 24. August 1957 der Kronacher Tageszeitungen, Neue Presse und Kronacher Volksblatt, sowie jeweils zwei Geldmünzen, beginnend von einem Pfennig bis zu einem Zwei-Mark-Stück.

"Die Verbindung von Schule und Kirche war sehr stark. Deshalb baute man auch die Schulen nahe der Kirche, wie hier in Wilhelmsthal hoch auf dem Berg", verdeutlicht der Kreisheimatpfleger. Die Fundstücke wird man in Ehren halten - als Erinnerung an die alte Schule, aber auch aus Wertschätzung für die Leistung der Vorfahren.
Die Bürgermeisterin würdigt den damaligen Neubau als "Riesenbauprojekt" für die Gemeinde, verbunden mit einem erheblichen Kostenaufwand. Es habe sich um eine für die damaligen Verhältnisse sehr moderne und fortschrittliche Schule gehandelt, der damalige Bürgermeister Max Münzel und der Gemeinderat hätten große Weitsicht gezeigt. Den Grundstein will Grebner im Garten der neuen Schule aufstellen lassen. Eine Kopie der Urkunde soll in einem Schaukasten ausgestellt werden. Das Original kommt ins Gemeinde-Archiv.


"Wäre Schandfleck geworden"

Der Anblick der Schule werde ihr sicherlich fehlen. Aber der Abriss sei unvermeidbar gewesen. "Das wäre ein Schandfleck geworden", sagt sie.

"Wir liegen voll im Zeitplan", erklärt Erich Löhlein, Senior-Chef der Friesener Baufirma Löhlein & Sohn. Zum Einsatz kommen modernste Geräte.