"Alte Schule" in Wolfersgrün komplett saniert
Autor: Susanne Deuerling
Wolfersgrün, Mittwoch, 25. Sept. 2013
In Wolfersgrün ist mit viel Eigeninitiative ein Schmuckstück entstanden. Am kommenden Wochenende wird Einweihung gefeiert.
Die "alte Schule" in Wolfersgrün wird wohl ihren Namen behalten, obwohl eigentlich schon seit 1971 dort kein Schulbetrieb mehr stattfindet. Sie wird wohl immer so genannt werden, weil sie ein Begriff ist, weil jeder weiß, was gemeint ist. Dabei sieht sie gar nicht mehr alt aus erstrahlt nun von innen als auch von außen in neuem Glanz.
Es ist ein großer Sprung von der Schließung der Schule 1971 bis in die jetzige Zeit, in der dem Gebäude nach einer umfangreichen Sanierung mit der Einweihung am Wochenende ein Höhepunkt bevorsteht. Obwohl die Räumlichkeiten über Jahre zu wünschen übrig ließen, richtig einsam war es darin nie. Nach dem Schulbetrieb zog eine Schuhfabrik ein, die Bundeswehrstiefel herstellte. Die Lehrerwohnung im Obergeschoss wurde zur Mietswohnung und anschließend zu einem Jugendheim.
Fabrik geschlossen
Nachdem Ende der 80er Jahre die Fabrik geschlossen wurde, hatte der ortsansässige Sportverein seine Duschgelegenheiten in dem Gebäude. Im Dachboden lagerten die Requisiten der Theatergruppe. Ansonsten regte sich nichts mehr in diesem alten Gebäude. Doch es sollte nicht verkommen, viel zu notwendig war ein gemeinsamer Treffpunkt der Dorfgemeinschaft geworden - und da war die "alte Schule" doch der richtige Ort, mitten im Dorf, groß genug. Doch der Fall im Inneren bereitete Sorgen. Die Stadt Wallenfels richtete schließlich das Gebäude außen her und baute 2006 neue Fenster ein. Danach ruhten jedoch die Arbeiten wieder, da man nicht so recht wusste, wie man es sowohl arbeitsmäßig als auch finanziell schultern könne, das ehemalige Schulhaus auch innen zu sanieren.
Im Jahr 2009 regte schließlich die Dorfgemeinschaft bei einer Versammlung der Feuerwehr an, Nägel mit Köpfen zu machen. Das Gebäude wurde daraufhin völlig entkernt. Mauern fielen, Decken wurden abgenommen, Putz abgeklopft und die alte Heizung, die sowieso nicht mehr funktionierte, ausgebaut. Von der Kirche wurde ein neuer Heizofen finanziert und in etwa 120 Arbeitsstunden zog Andreas Kübrich neue Leitungen durch das ganze Haus. "Er hat das unentgeltlich und ehrenamtlich gemacht. Sogar Material hat er teilweise von sich zu Hause mitgebracht", erzählt Dieter Gräf, einer der Organisatoren des Umbaus.
2000 Meter Elektrokabel
Neue Wasser- und Stromleitungen wurden verlegt. 2000 Meter Elektrokabel stecken nun in den Wänden. "Eigentlich war das Gebäude nach der Entkernung wie ein Rohbau - ungeputzte Wände, kein Boden, keine Decken. Wir mussten innen komplett erneuern", führt Marcus Schön aus. Er hat alle Unterlagen gesammelt und hat alle Änderungen und Neuerungen während der Arbeitsphase festgehalten und dokumentiert. "Sah es an einer Stelle noch ganz gut aus, war woanders garantiert der Teufel los und wir mussten wieder umplanen", erinnert sich Schön. Am Ende schlugen zirka 4000 freiwillige, unentgeltliche Arbeitsstunden zu Buche - und das allein für das Erdgeschoss. Das Jugendheim im ersten Stock gestalteten schließlich die Mitglieder der katholischen Jugend. "Die Feinarbeiten haben sie alle selbst gemacht und viele Stunden investiert", lobt Marcus Schön. Und es ist wirklich schön geworden - ein Schmuckstück mit großem Versammlungsraum, Besprechungszimmer und dem Spruch "Diamanten entstehen unter Druck" an der Wand. Ein kleiner Hinweis darauf, dass aus dem heruntergekommenen Gebäude ein wahres Schmuckstück geworden ist.
Finanzen
Das ganze Projekt konnte natürlich nicht nur durch die Begeisterung und den Enthusiasmus der Dorfgemeinschaft allein durchgeführt werden. Vor allem brauchte es eine finanzielle Grundlage. Die Finanzierung lief über die Stadt Wallenfels, die auch die eingehenden Spenden verwaltete. Und Spenden gab es reichlich. Das schönste Projekt zur Finanzierung war der Verkauf von kleinen Kacheln. Gegen einen Obolus von 50 Euro oder mehr konnten solch kleine Fliesen erworben werden, auf denen dann der Name des Spenders vermerkt wurde. Über 5000 Euro kamen alleine mit dieser Aktion zusammen. 70 Kacheln im großen Gemeinschaftsraum zeugen davon. Direkt daneben das Wolfersgrüner Wappen, das von Rüdiger Walter aus Holz gefertigt wurde. Zudem spendeten örtliche Vereine und Gemeinschaften und auch Firmen. Unter dem Strich wurden seit 2009 rund 50 000 Euro ausgegeben. Hätten auch noch die vielen ehrenamtlichen Stunden finanziert werden müssen, wäre das Vorhaben zum Scheitern verurteilt gewesen.
Deshalb gilt der Dank all denen, die ihre Kraft und Zeit investiert haben, allen voran den beiden Hauptorganisatoren Dieter Gräf und Michael Engelhardt. Was noch fehlt, ist eine neue Bestuhlung. Momentan werden die alten Tische und Stühle aus dem Kulturzentrum in Wallenfels genutzt. Sie sind zwar auch nicht mehr die neuesten und mitunter auch etwas sperrig, aber für den Anfang reicht's. Denn für eine neue Bestuhlung fehlt aktuell das nötige Geld. Was aber angeschafft wird - und zwar von allen Vereinen gemeinsam -, ist ein Defibrillator, der mit etwa 1900 Euro Anschaffungswert aus Spenden finanziert wird.
Genutzt werden kann der rund 120 Personen fassende Saal von allen örtlichen Vereinen und der Dorfgemeinschaft. Auch private Feiern können abgehalten werden. Zudem steht der Raum der Feuerwehr als Mannschaftsraum zur Verfügung. Das Jugendheim im ersten Stock wird von der katholischen Jugend sowie vom Pfarrgemeinderat und der Kirchenverwaltung genutzt. Die Theatergruppe hat unter dem Dach ihren Fundus und ihre kompletten Requisiten lagern. Im Keller gibt es eine vorerst noch provisorische Kellerbar, die aber so nach und nach noch ausgebaut werden kann.
Bürgermeister Peter Hänel ist zufrieden mit dem Ergebnis und dankt allen Beteiligten, ohne deren Wirken dieses Projekt nicht zu verwirklichen gewesen wäre.