Als im Stockheimer "Maxschacht" ein echtes Wunder geschah
Autor: Gerd Fleischmann
Stockheim, Mittwoch, 10. April 2019
Zwölf Bergleute waren 1879 in Stockheim vier Tage lebendig begraben. Eine Votivtafel in Vierzehnheiligen erinnert an das Bergbaudrama vor 140 Jahren
Wir schreiben das Jahr 1879. Am Gründonnerstag, 10. April, begann in der "Maxschachtgrube" des Steinkohlenreviers Stockheim-Neuhaus für zwölf Bergleute ein viertägiger Kampf ums Überleben. Was war geschehen? Wenige Minuten nach Schichtbeginn strüzten gewaltige Gesteinsmassen ein und versperrten alle Ausgänge.
Rettungsaktion beginnt am Karfreitag
Die Rettungsaktion mit zunächst völlig ungewissem Ausgang setzte am Karfreitag ein. Am Ostermontag nahm das Drama eine glückliche Wende, die Bergleute wurden aus ihren Verlies befreit. Und Stockheim hatte sein Wunder.
In der Mirakelkammer der Basilika Vierzehnheiligen hängt ein Votivbild, das an das spektakuläre Grubenunglück erinnert. Im oberen Drittel schweben links die Nothelfer um das auf der Weltkugel thronende Jesuskind. Rechts oben sieht man die Jungfrau Maria mit dem Kind. Unter der Jahreszahl 1879 verbindet eine Stola mit der Inschrift "Durch Euere Fürbitte wurde uns geholfen" die beiden Bildgruppen.
14 Nothelfer angerufen
Das mittlere Drittel des Gemäldes zeigt die zwölf Bergleute unter Tage, wie sie knieend die Jungfrau Maria und die 14 Nothelfer anrufen. Darunter werden auch die Namen der Geretteten genannt: Konrad Rubel, Simon Rubel, Konrad Thomas, Johann Müller, Georg Weber, Georg Fug, Johann Möckel, Michael Schwämmlein, Johann Bär, Friedrich Glaser, Friedrich Ebeth und Peter Reich.
Und so war es zu diesem schrecklichen Ereignis in den Tiefen der Erde gekommen: Der Neukenrother Oberhauer Konrad Rubel und seine elf Kumpel hatten am 10. April 1879 kaum eine Viertelstunde auf der 54. Sohle des Maxschachtes gearbeitet, als das Unglück passierte. Gewaltige Wetterschläge löschten die Lampen. Ein unheimliches Krachen war vernehmbar, gefolgt vom Knirschen und Poltern stürzender Massen.
Als die Männer in der Grundstrecke nach vorne liefen, fuhr ihnen der Schreck in die Glieder. Riesige Steinhaufen versperrten ihnen den Weg.
Schmutzige Wasserflut aus dem Felsen
Wie man später feststellte, hatte sich in einer höher gelegenen alten Strecke unbemerkt Wasser angesammelt und schließlich die Verschalung durchbrochen. So quoll unheimlich gluckernd eine schmutzige Wasserflut aus dem Felsenberg hervor und trieb die Bergleute zurück. Geröll, Schlamm, geborstenes Grubenholz wälzte sich auf die Männer zu. Dann prasselte ein ganzer Haufen losen Felsgesteins nieder und verschloss alle Stollen, bis es im Berginnern ganz still wurde.