Druckartikel: Alle Augen sind auf VW gerichtet

Alle Augen sind auf VW gerichtet


Autor: Marco Meißner

Kronach, Mittwoch, 04. November 2015

Die Krise beim Autohersteller zieht Kreise. Die Kunden im Landkreis Kronach lassen sich dadurch kaum vom Autokauf abschrecken. Bei den Zulieferern verfolgt man die Geschehnisse jedoch mit größter Aufmerksamkeit.
Die heimischen VW-Händler und Zulieferbetriebe verfolgen die Geschehnisse bei VW mit großem Interesse.  Foto: Marco Meißner


Die VW-Krise ist in den Medien omnipräsent. Spekulationen, der Abgasskandal könnte Jobs kosten oder gar den Konzern in den Ruin treiben, machen die Runde. "VW-Krise könnte deutsche Konzerne in den Abgrund ziehen" titelte Die Welt mit Blick auf den Imageverlust von "Made in Germany" an den Börsen. Gar einen drohenden "Finanz-Gau für die Städte" mit VW-Werken skizzierte der NDR. Doch nicht nur der Mutterkonzern und die großen Produktionsstandorte machen sich Gedanken, was auf sie zukommt. Auch im Landkreis Kronach beobachtet man die Entwicklung in Wolfsburg mit Argusaugen - und bei den Zulieferern ziemlich wortkarg.

Schlägt die Krise bei Volkswagen bis zu den heimischen Unternehmen durch? "Momentan hat es keine Auswirkungen auf Dr. Schneider", beantwortet Pressesprecherin Michaela Schmälzle die Frage für das Neuseser Unternehmen. Das liege vermutlich auch an den Produktgruppen, die Dr. Schneider für VW fertige. Im Interieur-Bereich seien die Hersteller von der aktuellen Entwicklung vermutlich weniger betroffen als die Technik-Zulieferer, vermutet sie. Dennoch spitzt man bei Dr. Schneider die Ohren, hört genau hin, was sich bei VW in den kommenden Monaten tun wird. "Wir informieren uns", versichert Schmälzle. "Man kann es sich natürlich nicht leisten, nicht darauf zu achten." Gerade auch weil Volkswagen einer der Kernpartner von Dr. Schneider sei. Wie eng die Bande zwischen den beiden Unternehmen sind, darauf will man nicht näher eingehen. Zahlen bleiben Verschlusssache in dieser Partnerschaft.

Auch der Kronacher Kunststoffhersteller Woco ist ein Partner des VW-Konzerns. Mehr gibt das Unternehmen auf unsere Anfrage jedoch nicht bekannt. "Wir möchten uns zu dem Thema definitiv nicht äußern", heißt es nur.
Bei Lear sind solche Auskünfte ebenfalls unter Verschluss. Es ist nur zu erfahren, dass das Kronacher Werk nicht mit VW verbandelt ist. Mehr dürfe zu den Vorkommnissen nicht gesagt werden.


Offener Umgang

Beim Autohaus Vetter geht man hingegen offen mit dem Thema um - allerdings hat man zurzeit (noch) wenig zu Rückruf- und Umtauschaktionen zu sagen. Wie Geschäftsführer Otto Büttner-Vetter auf unsere Anfrage mitteilt, sei alles, was jetzt gesagt werde, reine Spekulation. Wie man in den Werkstätten mit der Situation umgehen soll, welcher Arbeitsaufwand auf die Autohäuser zukommt - das alles wurde seiner Auskunft nach von VW noch nicht abschließend mitgeteilt. Es gibt demnach auch noch keine Zahlen, wie viele Autos im Kreis Kronach betroffen sind.

Somit müssen sich die Mitarbeiter in den Betrieben wohl ebenso gedulden wie die VW-Dieselkunden, ehe sie Klarheit haben, was durch die VW-Krise mittel- und langfristig auf sie zukommt.
Geschäftsführerin Kathrin Konle vom Autohaus Max Schultz spricht von einem aktuell guten Verkauf. Attraktive Aktionen und Prämien auf der einen Seite, das Wissen darum, dass die jetzt zum Verkauf stehenden Neuwagen nicht von den Problemen betroffen seien, auf der anderen Seite tragen ihrer Ansicht nach dazu bei.

Wie es mit den vom Rückruf betroffenen Fahrzeugen und deren Bearbeitung im Autohaus laufen wird, dafür hat man zurzeit noch keinen konkreten Ablaufplan. "Es gibt noch keine Details, wir kennen noch keine Zahlen", bestätigt sie die Situation, die ja auch ihr Händler-Kollege Büttner-Vetter beschreibt. Allerdings bestehe auch kein Zeitdruck für die Kunden, da ja die Fahrtüchtigkeit der Wagen durch den Fehler nicht beeinträchtigt werde. Konle beruhigt deshalb: "Die Kunden haben Zeit. Sie können das ganz einfach mit einem Werkstattbesuch verknüpfen."

Bei Stupo-mobile in Kronach gibt es verschiedene Automarken im Angebot. So sind auch viele VW-Fahrzeuge zu finden. Stefan Stumpf hat bei den Kunden bisher allerdings keine Reserviertheit gegenüber der deutschen Traditionsmarke feststellen können. "Wir hatten bisher wenige Kontaktpunkte. Es sind kaum Kunden gekommen und haben uns darauf angesprochen", freut sich Stumpf, dass seine Kundschaft angesichts der VW-Krise einen kühlen Kopf behält.


In die Vertragswerkstatt

Auch Fahrzeuge, die bei Stupo-mobile zum Verkauf stehen und zurückgerufen werden, müssen auf jeden Fall in die Vertragswerkstatt. Wie Stumpf erklärt, können die betroffenen Autos nur dort auf den neuen Stand gebracht werden.