Agrotourismus bietet Frankenwald Chancen
Autor: Marco Meißner
Kronach, Freitag, 11. April 2014
Die Landwirte im Frankenwald sollen die Potenziale der Region für Urlauber besser ausschöpfen. Klaus Schaumberg vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten steht ihnen in Kronach zur Seite.
Früher hieß es "Urlaub auf dem Bauernhof", heute nennt es sich "Agrotourismus". Früher ging es um ein billiges Angebot für Familien. Heute stehen immer noch die Familien im Blickpunkt, doch ihnen soll mehr als eine günstige Übernachtung geboten werden. Das zeigen Behördenleiter Guido Winter und Projektleiter Klaus Schaumberg vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach in einem Pressegespräch auf.
Schaumberg ist seit Monatsbeginn beim Amt in Kronach beschäftigt. Der 47-jährige Selbitzer soll sich gezielt um den Bereich des Agrotourismus kümmern. Zwar stammt er beruflich nicht aus der Reisebranche, doch als Biologe hat er gerade zum Urlaub auf dem Bauernhof eine besondere Affinität. "Die Erlebnispädagogik ist der Schnittpunkt", erklärt er.
Erlebnisse und ein Erleben bieten
Und genau diesen Faktor sieht Winter im Zentrum der Bemühungen seiner Behörde. Die Bauernhöfe sollen den Urlaubern Erlebnisse bieten - oder besser noch ein Erleben, also etwas Dauerhaftes und nicht nur einzelne Höhepunkte.
"Der Urlaub auf dem Bauernhof hat im Landkreis Kronach eine gewisse Tradition", erklärt Winter. Vor 25, 30 Jahren hätten diverse landwirtschaftliche Betriebe eine EU-Förderung genutzt, um sich in diesem Sektor zu etablieren. Seither sei aber kaum noch investiert worden. Außerdem hätten sich die Ansprüche der Urlauber geändert. "Der Begriff ,Agrotourismus‘ soll zeigen, dass es heute um mehr als Urlaub auf dem Bauernhof geht", macht der Behördenleiter klar. Spezialangebote der Direktvermarkter, das Naturer lebnis, erlebnisorientierte Angebote für Kinder, Sport und Erlebnispädagogik für Kinder und Erwachsene nennt er als mögliche Anknüpfungspunkte, um diese Ferienmöglichkeit im Frankenwald aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Winter und Schaumberg stellen dabei aber klar, dass sie weder das Rad neu erfinden, noch Beteiligte mit ihren Ideen überrollen wollen. Vielmehr habe man in Schaumbergs ersten Tagen in seiner neuen Funktion eine Bestandsaufnahme betrieben und versuche nun, Kontakte aufzunehmen und ein Netzwerk aufzubauen.
Ein wahres Kleinod
"Das allgemeine Ziel ist es, das tolle, vielfältige Potenzial des Frankenwaldes touristisch auf eine Schiene mit einem Erlebnisangebot zu setzen", erklärt der Selbitzer. Unsere Mittelgebirgsregion sei ein wahres Kleinod, aber das sei vielen nicht bewusst, bevor sie herkommen. "Das Naturpotenzial der Landschaft taucht in den Präsentationen noch wenig auf", meint Schaumberg. Marken wie das Grüne Band, das Anziehungskraft habe, müssten viel besser mit Angeboten der Region verknüpft werden. Der Geopark Schiefergebirge, der wanderbare Frankenwald, die besondere Wiesenlandschaft, all das lasse sich hervorragend integrieren. Und natürlich gelte es auch weiterhin, Wege einzubinden, der Öffentlichkeit die landwirtschaftlichen Tätigkeiten vorzustellen. "Erste Ideen sind da. Vieles liegt auf der Hand", unterstreicht Guido Winter.
Da Schaumberg aber erst seit einigen Tagen an der Arbeit sei, müssten jetzt erst einmal Gespräche mit den möglichen beteiligten Landwirten und Organisationen geführt werden. In Kronach, Kulmbach und dem Grenzbereich zum Landkreis Hof schätzt Klaus Schaumberg, dass es derzeit etwa drei Dutzend Betriebe gibt, die Urlaubs angebote auf dem Bauernhof bieten. Diese Zahl würde der 47-Jährige gern steigern.
Seine Stelle, die auch ein Resultat der Kabinettssitzung vom August 2013 in Kronach ist, ist zunächst einmal auf drei Jahre befristet. Wie weit das Projekt bis dahin vorangeschritten sein wird und in welche konkreten Maßnahmen es münden wird, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Mittelfristig möchte er auf alle Fälle eine eigene Internet-Plattform für den Urlaub auf den Bauernhof einrichten lassen. Und was ihn für seinen Job generell zuversichtlich stimmt, ist, dass sich im touristischen Bereich in der Region etwas bewegt. Dabei denkt er auch an die Tourismusschule in Kronach.